Blinder Gehorsam oder grundsätzliche Skepsis?

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Blinder Gehorsam oder grundsätzliche Skepsis?

2025-05-21T12:52:31+02:0021. Mai 2025|

Wir leben in einer Zeit des kritischen Denkens. Vieles, das früher als richtig und selbstverständlich galt, wird heute, auch aufgrund des digitalen und technischen Fortschritts, hinterfragt. Häufig hört man die Frage: Wo steht, dass man dies oder jenes nicht darf? Aber sollen wir Christen alles hinterfragen oder doch einfach blind vertrauen? Wo liegt die Wahrheit?

 

Wozu Gehorsam?

Beginnen wir am Anfang. Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, pflanzte einen wunderschönen Garten und setzte die ersten Menschen in das Paradies. Einem glücklichen und erfüllten Leben stand nichts im Weg. Gott hatte für alles gesorgt. Wäre da nicht dieses eine Gebot gewesen: Es war alles erlaubt, nur von einem Baum durfte nicht gegessen werden.

Da stellt sich zwangsläufig die Frage, ob dieses Gebot überhaupt notwendig war. Hätte es nicht auch ohne ein solches Gesetz funktioniert?

 

Wäre der Teufel in Form der Schlange nicht aufgetreten, hätten Adam und Eva das Gebot Gottes womöglich nicht übertreten. Der Teufel kam mit der Frage: „Hat Gott wirklich gesagt…?“ Sein Ziel war es, Zweifel zu säen. Hat Gott es wirklich so gemeint? Vielleicht habt ihr etwas falsch verstanden? Muss man das wirklich so genau nehmen? Fragen, die uns, besonders jungen Menschen, heute nicht unbekannt sind. Als Eva sich auf die Frage einließ und mit der Schlange ins Gespräch kam, war ihr Fall eine natürliche Folge.

Es keimte Unglaube im Herzen Evas, der letztendlich zum Ungehorsam führte.

Im Hebräerbrief lesen wir: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen“ (Hebr 11,6). Gott wollte absolutes Vertrauen gegenüber Seinem Wort. Sein Wort ist „Ja Ja“, und „Nein Nein“, alles andere ist vom Bösen.

 

Im Umkehrschluss zum Ungehorsam ist Gehorsam eine natürliche Folge des Glaubens. Abraham glaubte Gott bedingungslos. Doch sein Glaube beschränkte sich nicht nur auf eine innere Haltung, sondern zeigte sich in seinem stillen Gehorsam: Er ging hin, um seinen Sohn Isaak zu opfern. Und er wurde nicht beschämt, denn wir lesen: „Durch Glauben gehorchte Abraham“ (Hebr 11,8).

Die erste Sünde, die den Menschen zu Fall brachte, war der Ungehorsam. Leider ist diese Sünde auch heute noch oft der Auslöser für eine ganze Reihe von Sünden und Übertretungen, die letztlich in einem gottlosen und ausschweifenden Leben münden können. Alles beginnt mit dem scheinbar „harmlosen“ Ungehorsam.

 

Ein Bruder, der in der Vergangenheit in der Welt ein schwer kriminelles Leben geführt hatte, kam durch Gottes Gnade zum Glauben. Als man im Gefängnis mit ihm sprach und er seine Sünden bekannte, betete er zu Gott: „Vergib, dass ich meinen Eltern ungehorsam gewesen war.“ Ungehorsam – das war die Wurzel, der Anfang des Falls, danach folgten viele andere schwere Vergehen.

Doch warum ist es nun so wichtig, Gehorsam zu leisten? Wir leben doch in einem demokratischen Land? Ich habe meine eigene Meinung – warum muss ich gehorchen?

 

Auf den ersten Blick scheint es für uns nur Nachteile zu geben, wenn wir gehorsam sind: Wir müssen uns unterordnen, nachgeben, uns anpassen und tun, was andere vorgeben. Aber gibt es auch Vorzüge des Gehorsams?

In erster Linie können wir sagen, dass Gehorsam im Sinne der Bibel eine Schutzfunktion birgt, die uns persönlich viele Vorteile bringt. Auf dieser Basis sind auch viele Gesetze im AT durch Gott erlassen worden. Sie waren nicht dazu gedacht, den Menschen eine unnötige Bürde aufzuerlegen, sondern das Volk Israel zu schützen und zu stärken.

So diente beispielsweise das Verzehrverbot von Schweinefleisch unter anderem dazu, vor Krankheiten zu schützen, die durch unsauberes, infiziertes Fleisch entstehen können. Vorschriften bei Krankheiten dienten zur Verhinderung von Ausbreitung ansteckender Krankheiten (z. B. Aussatz). Auch der von Gott eingesetzte Ruhetag sollte nach einer körperlich anstrengenden Woche dem Körper Erholung und Ruhe gewähren. Verhaltensregeln und Gebote dienten damals und dienen auch heute dazu, Familie und Gesellschaft vor Zerfall und Unmoral zu schützen, um Harmonie und Ordnung zu wahren und den Zusammenhalt zu stärken.

Unser Problem besteht leider oft darin, dass wir das wohlwollende Motiv dahinter nicht erkennen.

 

Warum fällt es uns schwer, Gehorsam zu leisten?

Gehorsam ist eng verbunden mit Demut und Unterordnung. Wenn ich gehorsam bin, erkenne ich indirekt an, dass ich jemand anderem untergestellt bin und eine Autorität über mir habe. Allein diese Wahrheit geht gegen unseren menschlichen Stolz. Bin ich bereit, etwas anzunehmen, was mir vorgegeben wird? Das beginnt in unserem Alltag, zu Hause, in der Schule oder auf der Arbeit. Wenn Eltern ihren Kindern etwas sagen, ist die erste Reaktion oft ein „NEIN“.

Es ist ein Zeichen der sündigen Natur, die von Grund auf zum Ungehorsam neigt. Auf der Arbeit gibt es häufig Situationen, in denen wir geprüft werden, Demut zu wahren. Es ist leicht zu gehorchen, wenn uns die Bitte oder die Anordnung gefällt. Wie sieht es aus, wenn wir gehorchen sollen bei Dingen, die nicht nach unserem Geschmack sind? Ungehorsam ist in erster Linie ein Zeichen für Hochmut und Stolz.

 

Ein weiterer Grund, warum es uns schwerfällt, gehorsam zu sein, ist mangelndes Vertrauen. Wir befürchten, dass uns etwas Gutes vorenthalten wird. Stelle ich als Vater meine zweijährige Tochter auf den Tisch und breite die Arme aus, wird sie ohne zu zögern von der Tischkante in meine Arme springen. Sie kennt mich, sie weiß, dass ich sie auffangen und nicht fallen lassen werde.

Ein solches Vertrauen ist die Voraussetzung für einen freien und ungezwungenen Gehorsam. Fehlt dieses Vertrauen, empfinden wir Anweisungen schnell als Druck oder Zwang.

 

Gehorsam in der Gemeinde

In jeder Gemeinschaft oder Organisation gibt es Regeln und Bestimmungen, die für einen geordneten Ablauf sorgen. Hält sich jeder daran, profitieren alle davon. Werden sie jedoch missachtet, gerät die Harmonie ins Wanken.

Das zeigt sich besonders in der Familie. Gott hat eine Ordnung für die Familie festgelegt: An erster Stelle steht Christus, dann der Mann, gefolgt von der Frau und schließlich den Kindern. Diese Rangfolge bedeutet keineswegs, dass diejenigen, die sich unterordnen, in Gottes Augen weniger wert oder zu verachten sind. Jeder hat seinen von Gott bestimmten Platz.

Für eine Ehefrau ist es daher keine Erniedrigung, sich ihrem Mann unterzuordnen – im Gegenteil, es ist ein Privileg. Sie darf sich in seiner Führung geborgen fühlen. Man stelle sich vor, diese Ordnung existierte nicht: Kinder würden den Eltern vorschreiben, was zu tun ist, obwohl ihnen die nötige Reife fehlt, um Entscheidungen richtig zu verstehen und einzuordnen. Gott ist ein Gott der Ordnung. Er schaffte Ordnung, wo einst Chaos herrschte.

 

Wir lesen: „Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus“ (Eph 4,11‑12). Genauso wie in der Familie gibt es auch in der Gemeinde eine göttliche, biblische Hierarchie. Diese dient nicht der Machtausübung oder der Manipulation, sondern der Erbauung des Leibes Christi.

Wenn das Herz die wichtigste Stellung im Körper für sich beanspruchen würde, käme es sofort in Konflikt mit anderen Bestandteilen des Körpers. Was ist nun wichtiger, das Herz oder doch das Gehirn? Oder vielleicht die Niere oder gar die Leber? Was ist mit den Händen und Füßen, Augen und Ohren? Wenn wir ehrlich sind, möchte niemand von uns auch nur auf eines der menschlichen Organe verzichten. Eine Harmonie entsteht durch die richtige Bindung und das Verhältnis der Glieder untereinander.

 

So sollte es in der Gemeinde sein. Es gibt Hirten (Pastoren), es gibt Lehrer, es gibt Propheten und Diakone. Es gibt verschiedene Gaben, aber nur einen Leib. Wenn jeder seinen Platz würdig einnimmt, herrscht eine gesegnete Atmosphäre in der Gemeinde.

Wir leben in einer Zeit, in der die Autorität der Vorsteher in der Gemeinde bedingt durch die antiautoritäre Erziehung der Welt immer mehr verloren geht. Man erlaubt es sich zu rebellieren und gegen die Beschlüsse der Gemeinde vorzugehen, indem man Spaltungen und Teilungen verursacht. Biblische Wahrheiten werden im modernen Zeitgeist verdreht und auf einen breiten leichteren Weg angepasst. Es gilt nicht mehr, was die Brüder in der Gemeinde predigen und lehren, sondern das, was ein besonders „gelehrter“ Theologe im Internet im modernen Stil auslegt.

Nicht selten werden biblische Wahrheiten als „veraltete Lehren aus Russland“ abgestempelt. Paulus warnte schon Timotheus davor: „Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden“ (2.Tim 4,3-4).

 

Diese Art der Auflehnung ist mit der Auflehnung der Rotte Korachs gegen Mose gleichzusetzen. Obwohl Mose nicht ohne Fehler war, war er doch von Gott zu diesem Dienst berufen und eingesetzt. Gott steht nicht gleichgültig zu so einer Rebellion und lässt es nicht ungestraft.

Manchmal scheint es, als könnten wir einen „Segen“ auf Kosten des Ungehorsams erhalten.

Ähnlich sah es bei Mose aus, als er gegen den Felsen schlug, anstatt mit ihm zu reden. Es floss reichlich Wasser heraus, der Segen war da, doch nicht für Mose. Er hatte es versäumt, Gott in Seiner Heiligkeit vor dem Volk die Ehre zu geben. Das hatte schwerwiegende Konsequenzen für ihn, denn er durfte in das gelobte Land nicht eingehen.

 

Manchmal treten Menschen in der Gemeinde auf, die auf Kosten des Ungehorsams eine Revolution bewirken wollen, um dadurch scheinbar leichter ungläubige Menschen zu „erreichen“. Auch wenn es auf den ersten Blick nach einem großen „Segen“ aussieht, so wird diese Vorgehensweise fatale Folgen mit sich bringen, die zum echten göttlichen Segen in keinem Vergleich stehen.

Warum fordern die Diener in der Gemeinde manchmal dieses oder jenes? Kinder verstehen oft nicht, warum sie gehorsam sein müssen. Erst wenn sie groß werden, erkennen sie die gute Absicht der Eltern. Wenn sie dann einmal selbst Eltern sind, fordern sie von ihren eigenen Kindern häufig dasselbe.

Oft besteht unser Problem gerade darin: Wir verstehen es nicht. Aber auch in so einem Fall ist in erster Linie Gehorsam gefordert. Viele der „Regeln“ unserer Gemeinde oder Bruderschaft sind auf der Grundlage tiefgründiger Offenbarungen und der Führung des Heiligen Geistes entstanden und hatten das Ziel, das Volk vor Verweltlichung und Zerfall zu schützen.

 

Gerade mit jungen Menschen gibt es oft Diskussionen, warum manche Dinge in der Gemeinde nicht erlaubt sind. Viele sind nicht bereit, sich den Ordnungen der Gemeinde zu unterordnen, weil sie den Hintergrund nicht verstehen. Sie sehen nur Gebote und Regeln und stempeln die Gemeinde als „gesetzlich“ ab.

Und doch müssen wir uns eingestehen, dass Regeln und Ordnungen nur einen winzig kleinen Teil des Gemeindelebens darstellen. Die Vorzüge eines freien, erfüllten Lebens in Christus stehen in einem viel größeren Gegengewicht dazu.

 

Regeln existieren für diejenigen, die dazu neigen, sie zu brechen. Wenn ich im Dorf ohnehin nur 50 km/h fahre, ist für mich das 50er Verkehrsschild ohne Bedeutung. Es ist lediglich eine Erinnerung für mich. Das Gesetz aber tritt in dem Moment in Kraft, wenn ich die Geschwindigkeit überschreite.

So ist es mit den Regeln der Gemeinde. Wenn ich ein aufrichtiges, gottesfürchtiges Leben in Christus führe, sind die Regeln für mich ohne Bedeutung. Ich erfülle sie auch so, ohne dass man mich explizit darauf hinweist. Wenn ich aber meine aufrichtige Beziehung zu Christus verachte und Dinge zulasse, die Gott nicht wohlgefällig sind, gelten für mich auf einmal Regeln, die mir zu verstehen geben, dass ich meinen Wandel korrigieren muss. In so einem Fall wäre es fatal, die Regeln an meinen Zustand anzupassen. Es wäre richtig, trotzdem Gehorsam zu leisten und sich die Frage zu stellen, warum ich dazu neige, diese Regeln zu übertreten.

 

Adam und Eva durften von den meisten Früchten im Garten Eden essen und sie genießen. Die Frucht des Baumes der Erkenntnis unterschied sich äußerlich vermutlich kaum von den anderen. Doch selbst wenn sie den tieferen Sinn des Gebots nicht vollständig verstanden, gab es für sie nur einen entscheidenden Grund, davon nicht zu essen: Gott hatte es ihnen verboten. Und das allein genügte ihnen.

 

Ist blinder Gehorsam richtig?

Wo liegen die Grenzen? Müssen wir in allem und jederzeit gehorsam sein?

Es gibt zwei Extreme: Die einen sind bereit, alles zu tun, was ihr Vorgesetzter verlangt – unabhängig davon, ob es gut oder schlecht ist. Die anderen hingegen stellen alles infrage, kritisieren ständig und sind überzeugt, es besser zu wissen, weil sie sich nicht unterordnen wollen. Beide Haltungen sind problematisch.

Wenn ich als Kind etwas angestellt hatte und meine Eltern mich fragten, warum ich es getan habe, lautete meine Antwort manchmal: „Mein Freund hat gesagt, ich soll es tun.“ Ihre Gegenfrage war dann stets: „Wenn dein Freund dich auffordert, in einen Brunnen zu springen, würdest du es dann auch tun?“

 

Natürlich gibt es Grenzen des Gehorsams – Menschen sind nicht unfehlbar. Solange die Forderungen in der Gemeinde im Einklang mit Gottes Wort stehen, sind wir dazu aufgerufen, gehorsam zu sein. Doch wenn wir eine klare Abweichung von der Wahrheit erkennen, müssen wir wachsam bleiben. Eines steht fest: Wir dürfen und sollen niemals gegen die Schrift handeln, denn unser höchster Gehorsam gilt Gott und nicht den Menschen.

Die Frage, die sich uns jedoch stellt, lautet: „Wie gehe ich damit um, wenn ich erkenne, dass in der Gemeinde etwas nicht richtig läuft?“ Wir stellen uns vor, ein Pastor sagt morgen: „Die Taufe des Heiligen Geistes war nur etwas für die ersten Christen, wir benötigen das heute nicht mehr.“ So eine Aussage ist natürlich eine klare Abweichung von der Wahrheit.

Aber wie gehe ich damit um? Stifte ich eine Revolution in der Gemeinde an? Eine Spaltung? Versuche ich, die Wahrheit „mit Fäusten“ zu beweisen? Oder bin ich bereit, friedlich zu kommunizieren und unklare Dinge zu klären, ohne Streit zu entfachen? Fange ich an, intensiv dafür zu beten und zu fasten, dass Gott mir Klarheit schenkt? Wie ist meine Herangehensweise? Letzteres ist eine demütige und biblisch richtige Haltung und wird von Gott nicht unerhört bleiben.

 

Richtig ist also weder blinder Gehorsam, der allem gegenüber die Augen verschließt, noch die überhebliche Haltung, die alles hinterfragt und anzweifelt. Richtig ist ein einsichtiges, besonnenes Vertrauen in Bezug auf den Gehorsam. Vertrauen basiert auf einer Beziehung, einer aufrichtigen Bindung.

 

Warum haben wir manchen Menschen gegenüber keine Schwierigkeiten, Gehorsam zu leisten? Weil wir sie gut kennen und ein gutes Verhältnis zu ihnen haben. Wir sehen nicht nur die Forderung, sondern zuerst die Person, die dahintersteht, und erkennen die gute Absicht.

Wenn wir eine vertrauensvolle Beziehung zur Gemeinde und zu den vorstehenden Brüdern in der Gemeinde haben, sind die Ordnungen und Regeln in der Gemeinde für uns klar und verständlich. Dann wird es uns auch nicht schwerfallen, sie einzuhalten und sich ggf. auch anzupassen.

 

Ungehorsam wird bestraft

Mose und Aaron wurde wegen ihres Ungehorsams der Zutritt ins gelobte Land verwehrt.

Achan vergriff sich in seinem Ungehorsam an dem Verbannten und musste gemeinsam mit seiner Familie mit dem Leben bezahlen. Wir erinnern uns an Saul, der sich an der Beute der Amalekiter vergriff, die dem Bann unterlag. Zu all dem brachte er sie Gott als Opfer dar. Ein solches Opfer konnte Gott nicht annehmen. Gott verwarf ihn als König. „Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei, und Widerspenstigkeit ist [wie] Abgötterei und Götzendienst“ (1.Sam 15,23).

 

Ich erinnere mich an einen Vorfall in meiner Kindheit. Als ich ca. 9 Jahre alt war, musste ich mit der Schneidemaschine Brot schneiden – das gefiel mir. Meine Mama sagte zu mir, ich solle ungefähr die Hälfte des Brotlaibes in Scheiben schneiden. Als ich schon etwas mehr als die Hälfte geschnitten hatte, hörte ich meine Mutter aus dem Nebenzimmer rufen: „Es reicht!“ Ich war in Fahrt, das Schneiden machte mir Spaß. Ich tat so, als hörte ich es nicht. Meine Mutter rief zum zweiten Mal: „Es reicht!“ Da dachte ich mir: Da ist doch nicht mehr viel übriggeblieben, ich schneide das kleine Stück jetzt schon zu Ende. Und so schnitt ich weiter bis ich schlagartig gestoppt wurde, als ich mir plötzlich in den Daumen schnitt. Blut floss aus meiner Wunde. Die Strafe war sogleich gefolgt. Heute noch erinnert mich die sichtbare Narbe an meinen damaligen Ungehorsam.

 

Gehorsam wird belohnt

In Jeremia 35 wird das Haus der Rechabiter dem ganzen Volk Israel als Vorbild dargestellt.

Was war der Grund? Der Vater hatte ein Gebot erlassen, das seine Nachkommen halten sollten: Sie sollten keinen Wein trinken, keine Häuser bauen, keinen Samen säen und keinen Weinberg pflanzen. Außerdem sollten sie in Zelten leben. Es sei anzumerken, dass all diese Dinge damals keine Sünde darstellten. Auch Wein zu trinken war im AT nicht verboten.

Es wird nicht begründet, warum der Vater dies von seinen Kindern verlangte. Wenn es beim Weintrinken für uns noch nachvollziehbar ist, so scheinen uns die anderen Dinge nicht mehr einzuleuchten. Aber sicherlich hatte der Vater berechtigte Gründe dafür. Doch ohne die Forderung des Vaters infrage zu stellen, erwiesen die Rechabiter ihm die würdige Ehre und erfüllten das Gebot des Vaters. Das taten nicht nur die leiblichen Kinder, sondern auch die angeheirateten Kinder, sowie nachfolgende Generationen.

 

Diesen kompromisslosen Gehorsam einem Menschen gegenüber lobt Gott und macht sie zum Vorbild für das Volk Israel. Auch im NT unterstreicht Paulus die Wichtigkeit des Gehorsams, vor allem den Eltern gegenüber: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht“ (Eph 6,1).

Im Gehorsam zeigt sich die Ehre und Anerkennung der Eltern. Gott gibt uns eine klare Verheißung: „Damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden!“ (Eph 6,3). Womit könnten Kinder ihren Eltern größere Freude bereiten als durch ihren ungezwungenen Gehorsam?

 

Wie lernt man, gehorsam zu sein?

Gehorsam ist keine angeborene Eigenschaft. Ganz im Gegenteil. Angeboren ist die sündige Neigung, ungehorsam zu sein. Wir stehen unser ganzes Leben im Kampf zwischen Gehorsam und Ungehorsam.

Über Jesus steht geschrieben: „Und obwohl er Sohn war, hat er doch an dem, was er litt, den Gehorsam gelernt“ (Hebr 5,8). Obwohl Jesus Gottes Sohn war und keine sündige Natur hatte, hat Er auch gelernt, gehorsam zu sein. Natürlich hat Er nie gesündigt, und wir dürfen nicht denken, dass Er zuvor ungehorsam war. Aber als Gott-Mensch war es dennoch eine neue Erfahrung für Ihn, Seinen menschlichen Willen voll und ganz dem Willen Seines Vaters zu unterwerfen. Nicht Seine göttliche Allmacht in Gebrauch zu nehmen, sondern im stillen Gehorsam das Werk der Erlösung bis zum Ende auszuführen, und das bis zum Kreuz. „[Er] wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8).

Umso wichtiger ist es für uns, Gehorsam zu lernen. Ich kann einem Kind 20-mal sagen, es soll das heiße Kaminglas nicht berühren. Sein erster Gedanke ist: Papa möchte mir etwas Gutes vorenthalten. Doch wenn es einmal das Glas berührt und sich daran verbrennt, merkt es auf einmal, dass Papas Absichten gut waren. Beim nächsten Mal lernt es hoffentlich, dem Gehorsam ein Stück näher zu kommen.

 

Hätten Adam und Eva im Garten Eden eine „zweite Chance“ erhalten und wären sich im Klaren darüber, wozu ihr Ungehorsam führen würde, hätten sie das Gebot Gottes sicherlich niemals erneut übertreten.

Wir machen leider nicht wenig bittere Erfahrungen im Leben, die auf der Grundlage des Ungehorsams entstehen – Ungehorsam gegenüber Gott, den Eltern, den Dienern in der Gemeinde, der Regierung, den Verkehrsregeln usw. Danach leiden wir nicht selten unter der Konsequenz und bestrafen uns damit selbst.

Auch wenn es besser ist, dass diese Situationen in unserem Leben gar nicht erst auftreten, ist es dennoch wichtig, dass wir unsere Fehler erkennen, darüber Buße tun und lernen, beim nächsten Mal gehorsam zu sein. So können wir uns viele Probleme ersparen.

Auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass der Gehorsam eng mit Demut und Sanftmut verbunden ist. Das gehört zu der Frucht des Geistes.

 

Es steht geschrieben: „Den Demütigen aber gibt er Gnade“ (1.Petr 5,5). Gott steht auf der Seite der Demütigen, der Gehorsamen. Gott belohnt eine demütige und sanftmütige Haltung. Jesus sagte: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Der Schlüssel, um Demut und Gehorsam zu lernen, besteht in einer tiefgründigen Gemeinschaft mit Christus und einer vollständigen Abhängigkeit von Ihm. Aus unserer Kraft heraus, werden wir es nie schaffen, uns zu unterordnen und gehorsam und demütig zu sein, doch von Ihm können wir es lernen.

Der Gehorsam gegenüber Menschen ist eng mit dem Gehorsam gegenüber Gott verbunden. Wenn ich Gott gegenüber gehorsam bin, werde ich auch keine Schwierigkeit haben, mich anderen Menschen – Dienern oder Vorstehern der Gemeinde – zu unterordnen. Wenn ich mich Menschen nicht unterordnen kann, habe ich zwangsläufig ein Problem in meiner Beziehung zu Gott.

 

Es ist wichtig, das Problem an der Wurzel zu bekämpfen. Man kann einen Löwen dressieren, auf bestimmte Signale oder Worte zu reagieren und Kommandos auszuführen. Das allein wird aber aus einem Löwen kein zahmes und gehorsames Kätzchen machen. Wenn der Löwe einmal auf die freie Wildbahn gerät, wird er wieder das tun, was ihm sein Jagdinstinkt vorgibt, denn das ist seine Natur, sein Wesen. Die sündige und verdorbene Natur des Menschen neigt dazu, stolz und ungehorsam zu sein. Aber Gott sei Dank, es gibt einen Ausweg: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (2.Kor 5,17).

 

Wenn Christus in uns und wir in Ihm sind, wird alles neu, und je mehr das Abbild Christi in uns Gestalt annimmt, desto mehr wird die Frucht des Geistes und auch die Eigenschaft des Gehorsams in uns sichtbar werden. So konnte Paulus auch zur Gemeinde in Rom sagen: „Denn euer Gehorsam ist überall bekannt geworden“ (Röm 16,19).

Gott helfe uns dabei und gebe uns Seine überreiche Gnade.

 

Eduard Vogel

Gemeinde Miesau