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Es war am frühen Morgen. Nachts hatte es stark geregnet. Anschließend hatte der Frost eingesetzt. Als der Morgen anbrach, waren die Straßen spiegelglatt. Waldemar Beitler machte sich wie gewohnt auf den Weg zur Arbeit. Er arbeitete als Betonmischer-Fahrer und musste an diesem Tag Beton zur Baustelle bringen. Es war der 7. November 2011. Der Tag bleibt in seiner Erinnerung immer frisch. Auch heute noch kann er sich an das Geschehene erinnern, als wäre es erst gestern gewesen.
Der Unfall
„Nachdem mein Betonmischer geladen worden war, fuhr ich los. Weil ich wegen der Straßenverhältnisse langsam fuhr, überholten mich mehrere Fahrzeuge. Ich beschloss, etwas zu beschleunigen, um kein Hindernis zu sein. Kaum hatte ich auf das Gaspedal gedrückt, da brach mein Betonmischer hinten aus und schleuderte nach rechts. Es gelang mir zwar, mein Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bringen, doch im nächsten Moment schleuderte es erneut und meine Bemühungen, das Fahrzeug in den Griff zu bekommen, waren vergeblich.
Ich sah, dass mein Betonmischer umkippte und ich schrie auf: Jesus, hilf! Dann wurde alles schwarz vor meinen Augen. Kurz darauf kam ich wieder zu mir und sah, dass mein Fahrzeug sich überschlug. Ich umklammerte mit beiden Händen meinen Kopf und verlor wieder das Bewusstsein. Als ich wieder die Augen aufschlug, stand das Fahrzeug endlich still“, erzählt Waldemar.
Als das Wrack angehalten war, stand es direkt am Rande der Straße vor dem verschneiten Graben. Der Betonmischer hatte sich losgelöst und lag weit von dem Fahrzeug entfernt. Die Fahrerkabine war stark eingedrückt, sodass es nur ein Wunder war, dass Waldemar nicht eingequetscht worden war.
„Mein linkes Bein war in der Fahrertür eingeklemmt und der Aufprall hatte meinen Körper nach vorne auf das Lenkrad geworfen. Mein Kopf lag auf dem Armaturenbrett und darüber war das Dach der Fahrerkabine so eingedrückt, dass ich gerade so eine Hand zwischen Kopf und Dach schieben konnte“, erinnert er sich. Waldemar war zwischen dem Sitz und der Fahrertür eingeklemmt. „Ich hatte starke Krämpfe im linken Bein und rief laut um Hilfe.“
Jemand rief die Feuerwehr. „Als die Feuerwehr kam, dauerte es erst noch eine ganze Weile, bis sie mein Bein aus der Tür befreit und mich durch die Windschutzscheibe aus dem Wrack geholt hatten. Auf dem Weg zum Krankenhaus hatte ich weiterhin große Schmerzen. Die Ärzte gaben mir Schmerzmittel und von diesem Zeitpunkt an kann ich mich an Vieles nicht mehr erinnern“, berichtet Waldemar weiter von dem Unglück.
In Ungewissheit
Als Waldemar ins Krankenhaus gebracht wurde, musste er sofort in den Operationssaal – sein Bein war sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Operation dauerte mehrere Stunden. In dieser Zeit saß Waldemars Frau Anna im Wartezimmer und betete zu Gott um Gnade für ihren Ehemann. Auch die Verwandtschaft betete zu Hause für ihn. Anna musste sehr lange in ihrer Ungewissheit warten, bis die Operation zu Ende war und sie über seinen gesundheitlichen Zustand eine Auskunft bekommen konnte.
Als der Chirurg nach der Operation zu ihr kam, machte er ein sehr bedrücktes Gesicht. „So einen komplizierten Bruch habe ich schon seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen. Sein Becken ist mehrmals gebrochen, teilweise zertrümmert“, sagte er. „Als meine Frau fragte, ob ich wieder gehen können würde, zuckte der Arzt nur traurig mit den Schultern“, setzt Waldemar fort.
Der Kampf und der Sieg Gottes
Nun begann der Kampf um Waldemars Leben, aber auch ein geistlicher Kampf. Gott prüfte den Glauben von Waldemar und seiner Frau. Das war eine schwere, aber sehr gesegnete Zeit. Gott stärkte sie immer wieder und lehrte sie, Ihm zu vertrauen. „Viele Wochen lag ich nur flach auf dem Rücken. Die kleinsten Bewegungen verursachten unmögliche Schmerzen. Innerhalb der ersten Wochen wurde ich mehrmals operiert. Schrauben und Metallplatten hielten mich von außen und von innen zusammen“, sagt Waldemar über diese Zeit.
„Ich war fast gar nicht bei Bewusstsein. Mehrere, die mich besuchen kamen, zweifelten, ob ich überleben würde. Oft sah es wirklich so aus, als ginge es mit mir zu Ende. Einmal bekam ich eine innere Blutung und wäre fast gestorben. Aber Gott hörte die Gebete der Freunde und Gemeinden. Langsam wurde es besser mit mir. Als man mich aufsetzte und ich es schaffte, zwei Minuten lang zu sitzen, waren alle hoch erfreut. Meine Frau kam jeden Tag und half den Schwestern bei der Pflege.
Täglich setzte man mich auf und jedes Mal konnte ich etwas länger sitzen. Dann brachte man mir einen Rollstuhl. Das war Freude und Trauer zugleich. Jetzt konnte ich zwar raus auf den Krankenhausflur fahren, aber wenn ich daran dachte, dass ich nun für den Rest meines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen sein müsste, wurde ich traurig“, erinnert sich Waldemar an diesen Moment.
Auch da half Gott und stärkte seine Hoffnung und seinen Glauben. Nach unzähligen Operationen und wochenlangen medizinischen Prozeduren war Waldemar soweit genesen, dass er in die Rehabilitationsabteilung geschickt wurde. Dort arbeitete man mit verschiedenen Gymnastikübungen, um seine Beine wieder zu kräftigen. „Nach dreieinhalb Monaten konnte ich endlich, wenn auch nur mit Gehhilfe, das Krankenhaus verlassen.
Gerade rechtzeitig zur Geburt unserer Tochter. Noch einige Monate benutzte ich Rollstuhl und Gehhilfe und bekam Physiotherapie. Mein Bein wurde kräftiger und bald konnte ich wieder ohne Hilfe gehen“, freut sich Waldemar. „Heute bin ich soweit genesen, dass ich nicht nur gehen kann, sondern Stufen steige und auf Leitern klettere, im Winter sogar Ski laufe. Das ist alles nur Gottes Gnade und die Erhörung der Gebete.“
Waldemar Beitler
Gemeinde Lorette (Kanada)