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Wenn es um das geistliche Lebensziel geht, ist für die meisten Menschen klar: sie wollen in den Himmel. Bei der Frage nach der Art und Weise, wie dieses Ziel erreicht werden kann, gehen die Meinungen jedoch auseinander.
Junge Menschen werden immer wieder nach ihren Plänen und Zielen im Leben gefragt: ‚Weißt du schon, was du nach der Schule machst?‘, ‚Was willst du studieren?‘, ‚Wie kommst du mit dem Führerschein voran?‘ oder ‚Wann willst du heiraten?‘. Fragen dieser Art können sehr nervenaufreibend sein. Schließlich wird man in der „Erwachsenenwelt“ erst richtig anerkannt, wenn die Ausbildung beendet, der Bund der Ehe eingegangen ist und das Eigenheim steht. Oder?
Da sind zum einen die Erwartungshaltungen der Eltern, Geschwister, Freunde, des Pastors oder des Jugendleiters und zum anderen die eigenen Ansprüche an sich selbst, Vorlieben und Bedürfnisse, denen es gerecht zu werden gilt.
Gar nicht so einfach, in dieser Phase des Lebens den Überblick zu behalten! Wie soll man diesem wachsenden Druck noch standhalten? Wie sollen die eigenen Prioritäten gesetzt werden? Und sind erst einmal die von der Gesellschaft geforderten Ziele erreicht (Beruf, Lebenspartner, Kinder, Eigenheim), was dann?
Die Bibel gibt uns unabhängig vom Alter, dem Familienstand oder schon erreichten Zielen ganz klare Hinweise: „Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Phil 3,12-14).
Paulus schreibt von einem vorbereiteten Ziel, welches er als Kampfpreis definiert. Es geht um eine Belohnung, die es so noch für keinen Sieg gegeben hat! Kein Preis, keine Ehre, kein Lohn könnte für die Sieger höher ausfallen als das Erreichen dieses Zieles – den Himmel, der Lohn und die dort wartende, vorbereitete Krone. Und nun stellt sich die Frage nach den Menschen, auf die die Krone wartet.
Da gibt es Menschen, die voller Ehrgeiz und Elan ihre Ziele verfolgen und erreichen. Und andere – vielleicht sogar die meisten – bleiben auf der Strecke, kommen gefühlt keinen Schritt weiter, drehen sich immer und immer wieder im Kreis und brechen irgendwann unter dem Druck der Erwartungen zusammen.
In 1.Korinther 9,26 lesen wir von einem Läufer, der „nicht wie aufs Ungewisse“ läuft, also ein klares Ziel hat, das es zu erreichen gilt. Das Ziel ist schon vorbereitet. Es wartet auf uns ALLE. Es wartet auf Dich ganz persönlich!
Entdecke, wie auch Du dieses Ziel erkennen und erreichen kannst.
1. Kenne deine Position
Paulus schreibt: „Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe“ (Phil 3,13). Paulus kennt seine Position, nämlich, dass er das Ziel noch nicht ergriffen hat. Er ist sich vollkommen bewusst, dass es vollen Einsatz und Hingabe braucht, um dieses Ziel zu erreichen! Der Weg zu diesem Ziel ist kein Spaziergang oder ein entspanntes Leben.
Ziel vor Augen, ohne von Jesus ergriffen zu sein?
Paulus macht aber auch klar, dass er schon von Christus ergriffen ist. Ohne von Christus ergriffen zu sein (von Seiner Gnade, Liebe, Barmherzigkeit) ist jeder Einsatz vergebens. Jede noch so große Anstrengung verpufft und jeder erneute, verzweifelte Versuch scheitert. Am Ende bleibt der Mensch als elendes Häufchen enttäuscht und entmutigt auf der Strecke liegen. Die Kraft reicht nicht für einen neuen Versuch und Aufgeben scheint die sinnvollste Option.
Dann gibt es noch die Sorte Christ, die sich benimmt, als ob sie das Ziel schon in der Tasche hätte. Sie kümmern sich nur um die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele und erklären dieses Verhalten mit einem Leben in Freiheit und nicht mehr unter dem Gesetz. Im Alltag ist jedoch keine Spur von Barmherzigkeit, Opferbereitschaft, Hingabe und ganz zu schweigen von Selbstverleugnung zu sehen. Die Entscheidungen und Prioritäten sind gekennzeichnet von Selbstliebe, Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung. Das große Ziel – der Himmel – gerät in den Hintergrund.
Paulus kannte seine Position: nämlich, dass er das Ziel noch nicht ergriffen hatte, aber von Christus ergriffen worden war!
Kennst du deine Position? Bist du von der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Christi ergriffen?
Um das Ziel, den Himmel, erreichen zu können, ist es wichtig, die eigene Position Gott gegenüber zu kennen!
Zugleich Sohn und somit Erbe, aber auch Knecht und somit einem Herren untertan zu sein. Errettet aus Gnade, aber berufen zur Nachfolge, die Selbstverleugnung beinhaltet.
2. Vergiss, um das Ziel zu sehen!
Wie kann man bewusst etwas vergessen, was einen beschäftigt, schmerzt oder quält?
In Gottes Augen ist unsere vergebene Schuld im tiefsten Meer versenkt (vgl. Mi 7,19).
Um dieses Sinnbild etwas aussagekräftiger wirken zu lassen, möchte ich die Tatsache anführen, dass das Meer deutlich weniger erforscht und kartographiert ist als das Universum. Schätzungen zufolge konnten bislang nur 5% vom Meeresgrund kartographiert werden. Und in dieses unergründliche Meer versenkt Gott unsere Schuld. Ein Ort, an dem noch niemand gewesen ist – und den auch niemand je erreichen wird. Gott denkt nicht mehr daran. Aktives Vergessen bedeutet: Nicht mehr daran zu denken.
Zurück zu Paulus. Denken wir einmal darüber nach, was er vergessen haben könnte.
Da ist zum einen seine gute Stellung als Pharisäer, wodurch ihm hohes Ansehen, viel Einfluss und finanzielle Sicherheit garantiert waren, zum anderen seine vergebene Schuld. Diese lag vor allem darin, dass er sich als Pharisäer selbst für gerecht hielt, obwohl alle Menschen vor Gott schuldig sind. Nach eigener Darstellung war Paulus durch seine Herkunft als Hebräer, seine Stellung als Pharisäer, seinen eigenen Eifer für Gott und das Leben nach dem Gesetz wirklich untadelig (vgl. Phil 3,6). Erst, als Christus ihn mit Seiner Gnade ergriff und Paulus erkannte, dass allein der Glaube gerecht macht, verwarf er alle seine Vorteile in dieser Welt und erachtete sie für Dreck (vgl. Phil 3,8).
Er verstand, dass die Gerechtigkeit aus dem Glauben kommt und nicht aus Werken. Einem Leben nach dem Willen Gottes und in Heiligkeit geht immer das Wirken der Gnade Gottes voraus, niemals nur eigenes Bemühen.
Dann sind noch seine eigenen Verletzungen zu nennen. Bevor er den Philippern schrieb, berichtete er im Korintherbrief von Schlägen, zum Teil mit Stöcken, von einer Steinigung und weiteren sehr unangenehmen Erlebnissen, die er erleben musste (vgl. 2. Kor 11,24-25). Dazu kommen noch die Erfahrungen mit verschiedenen Menschen, die ihn hintergangen oder im Stich gelassen haben, und die Gemeinde in Korinth, durch die er viel Ablehnung erfahren hat. Wie verletzend muss das gewesen sein!
Paulus blendet alles aus und macht seinen Entschluss, nicht daran zu denken, sehr deutlich: Ganz egal, wie mein Körper schmerzt oder meine Seele schreit, ich investiere meine ganze Kraft, um diesem einen Ziel nachzujagen.
Kannst du in deinem Leben vergessen?
All die verpassten Chancen in dieser Welt, die dir als Nachfolger Christi entgangen sind?
Die Narben auf deiner Seele oder die Verletzungen, die noch Zeit zum Heilen brauchen?
So oft wird das Ziel aus den Augen verloren, weil wir entweder nicht in der Lage sind zu vergessen oder einfach nicht wollen. In all dem realen Schmerz und Leid wird oft leichtfertig das Ziel vergessen. Der Preis verliert für einen persönlich an Wert und ehe man sich versieht, versinkt man in Selbstmitleid. Damit verschwinden dann auch Freude und Hoffnung im Alltag. Das Ergebnis ist ein hartes und verbittertes Herz, das nicht fähig ist, Gottes Stimme zu hören. Vergessen bedeutet, aktiv nicht mehr an etwas zu denken. Wir werden aufgefordert zu vergessen, zu vergeben und nicht mehr daran zu denken. Genauso wie Gott es mit unserer Schuld tut. Nur so ist es möglich, das Ziel zu erkennen und in seine Richtung zu laufen!
3. Jage nach dem Ziel
Um das Ziel zu erreichen, braucht es vollen Einsatz und totale Fokussierung. Das schafft nur, wer von Christus ergriffen wurde und der vergessen kann. Sonst reicht die Kraft nicht aus, die es braucht!
Wie leicht sind wir abzulenken? Ein wenig Anerkennung oder Lob, etwas Erfolg und schon schwimmen wir davon. Ein wenig Kritik, eine kleine Schwierigkeit, ein Moment, in dem Gott schweigt und schon entstehen Zweifel an Gottes Liebe und an der Erreichbarkeit des Zieles. Dabei lesen wir in Vers 14, dass es eine himmlische Berufung ist – du bist von Christus höchstpersönlich dazu berufen, diesem vorbereiteten Ziel nachzujagen!
Wie viel von der Zeit, die uns von Gott geschenkt wurde, sind wir bereit zu opfern, um Sein Reich mitzubauen?
Gott hat uns die Zeit zur freien Verfügung gestellt. Die Entscheidung, wie wir diese verwalten, werden wir jedoch vor Gott verantworten müssen. Wie viel an Selbstverleugnung ist im Alltag gegenüber den uns umgebenden Menschen sichtbar? Beispielsweise in der Ehe gegenüber dem Partner? Liebe geht immer mit Selbstverleugnung und Selbstlosigkeit einher, und das bedeutet, dass der eigene Wille, die eigenen Wünsche, das eigene Wohlempfinden zweitrangig sind.
Diese Art von Liebe ist grundsätzlich sichtbar und auch spürbar, sowohl in der eigenen Familie als auch in der Nachbarschaft, auf dem Arbeitsplatz und in der Gemeinde. Dem Ziel nachzujagen bedeutet, die Zeit und die Ressourcen, die von Gott geschenkt sind, in Selbstverleugnung und Nächstenliebe einzusetzen – genau dort und genauso, wie Gott es will.
Im Philipperbrief lesen wir:
„Lasst uns alle, die wir gereift sind, so gesinnt sein; und wenn ihr über etwas anders denkt, so wird euch Gott auch das offenbaren“ (Phil 3,15).
Daraus geht hervor, dass alle, die eine gewisse geistliche Reife erlangt haben, genauso denken, handeln und leben werden wie Apostel Paulus selbst. Dieser Aufruf ist unabhängig von Zeit, Kultur und Umgebung und gilt bis zur Wiederkunft Christi.
Außerdem dürfen wir wissen, dass Gott vor allem in den Schwachen mächtig ist (vgl. 2.Kor 12,9). Jeder, der von Christus ergriffen ist, kann aufgrund des Wirkens Seiner Gnade, die in uns den Glauben bewirkt, dieses Ziel erreichen.
Gottes Gnade wirkt in denen, die
- ihre eigene Position vor Gott kennen.
- vergessen wollen, aber immer wieder versagen.
- nachjagen wollen, aber immer wieder scheitern!
Vor allem in den letzten zwei Punkten ist die Entscheidung Kämpfen zu wollen und nicht aufzugeben wichtig für das sichtbare Wirken der Gnade Gottes. Paulus war ergriffen von Christus, was ihn dazu befähigt hat, dieses Ziel, die Krone, den Preis zu erlangen! Lass zu, dass Christus dich ganz, vollumfänglich ergreift!
Im 15. Vers wird deutlich, dass Kinder Gottes, die schon gereifte Christen sind, erkennen, wie wertvoll das Ziel ist und alles daransetzen, dieses zu erreichen! Für alle, die das Ziel nicht erkennen können, in deren Leben alles hoffnungslos erscheint, bleibt die Hoffnung und der Trost: Gott wird es dir persönlich offenbaren! Halte fest, vertraue Ihm, lass dich von Christus ganz ergreifen. Vergiss, was hinter dir liegt und jage nach dem festgesetzten Ziel. Jesus selbst wird dir die Krone des ewigen Lebens überreichen.
Venizi Buchmüller,
Gemeinde Molbergen