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Seit über 10 Jahren fährt jedes Jahr eine Gruppe der Jugend Cloppenburg im Januar nach Moldawien, um vor Ort die gepackten Pakete der Weihnachtsaktion der CDH Stephanus zu verteilen, den Menschen Jesus Christus als ihren Erretter zu bezeugen und ihnen Liebe zu erweisen. Im Jahre 2015 entstand ein großer Wunsch, die Wintereinsätze in Moldawien auszuweiten und auch im Sommer einen Missionseinsatz zu starten.
Auf Nachfrage bei dem leitenden Bischof von Moldawien, Bruder Peter Borsch, wurde ein neues Projekt in einem kleinen Dorf mit ca. 500 Einwohnern, das zwischen Balti und der rumänischen Grenze liegt, gestartet. Dieses Dorf heißt Egorovca. Die Einwohner von Egorovca sind geprägt von Alkohol, Drogen und Gewalt. Viele alte Menschen wohnen in fast zerfallenen Häusern. Viele Frauen wohnen allein mit ihren Kindern, da viele Ehen in die Brüche gehen. Die Menschen in diesem Dorf brauchen neues Leben, Befreiung von Sucht und Glück durch den Glauben an Jesus Christus. Deswegen ist unser Ziel, ihnen Hoffnung und Frieden zu bringen.
Im Sommer 2015 fuhr die erste Missionsgruppe in dieses Dorf und gestaltete gemeinsam mit der Jugend aus der Stadt Balti einen Missionseinsatz. Als erstes wurde ein Zelt für die abendlichen Gottesdienste aufgebaut, zu denen alle Dorfbewohner eingeladen wurden. Weiterhin wurden viele Hausbesuche gemacht und Lebensmittel, Schulmaterial und Bibeln im Dorf verteilt. Für die Kinder wurde ein attraktives Programm mit Spielen und Liedern vorbereitet. Alle 80 Dorfkinder nahmen an diesem Programm teil.
Gegen 21:00 Uhr am Abend fand immer ein Gottesdienst mit Liedern, Zeugnissen und Predigten statt, nachdem die Dorfbewohner ihre Kühe vom Feld heimgeholt hatten. Gleich nach dem ersten Missionseinsatz wurde ein kleines Haus in diesem Dorf erworben, renoviert und ein wöchentlicher Gottesdienst im Dorf organisiert.
Die Dorfbewohner standen dieser neuen christlichen Bewegung in ihrem Dorf kritisch gegenüber, da das Dorf schon immer als besonders streng orthodox galt. Die orthodoxe Kirche im Dorf sprach sich sofort gegen diesen neuen Glauben aus und verbot allen Dorfbewohnern, diese neue Kirche zu besuchen. Doch trotz aller Verbote nahmen vor allem Kinder und Jugendliche die angebotenen Freizeitaktivitäten dankend an und waren schon nach kurzer Zeit fleißige Besucher der Gottesdienste. Im Laufe der Zeit wurden spezielle Kindertage eingeführt, an denen den Kindern auch warme Mahlzeiten nach den Kindergottesdiensten serviert wurden. Gerade dieses Angebot fand großen Zuspruch im Dorf.
Jährlich fuhr eine Gruppe der Jugend Cloppenburg in dieses Dorf, evangelisierte, renovierte Häuser und verteilte Hilfsgüter. Das Gemeindehaus füllte sich und die Gottesdienste wurden fleißig besucht.
Nach 3 Jahren fand im September 2018 die erste Wassertaufe statt. Schwester Irina aus Egorovca entschied sich für Jesus und konnte in Balti ihren Bund mit Gott schließen. Zwei Jahre später, im Jahre 2020, konnte die nächste Wassertaufe direkt im Dorf in Egorovca durchgeführt werden. Vier junge Brüder entschlossen sich fest, den Bund mit Jesus Christus zu schließen und versprachen Jesus die Treue. Dieser Schritt ist für diese jungen Brüder kein leichter gewesen.
Bruder Wassili war einer von diesen Vieren. Einen Abend vor der Wassertaufe erfuhr sein Vater von seiner Entscheidung, betrank sich und versuchte mit rauer Gewalt seinen Sohn von diesem Schritt abzubringen. Doch Wassili flüchtete aus dem Haus, übernachtete im Gemeindehaus und nahm am nächsten Tag die Wassertaufe an. Als sein Vater Tage später wieder nüchtern war, erzählte er ihm davon und bezeugte sein neues Leben. Seine Mutter sprach von ihm wie von einem Engel, ein Junge, den sie nicht wiedererkennen könne und bat, für seinen jüngeren Bruder zu beten, damit dieser auch zu Jesus Christus findet.
Das Gemeindehaus wurde immer enger, sodass man im Jahre 2018 den Entschluss fasste, ein neues Gemeindehaus in Egorovca zu bauen. Es wurde ein Gebäude gezeichnet und alle notwendigen Anträge beim Amt eingereicht. Keiner ahnte, dass dieser Schritt ein sehr langer werden würde. Der Bauantrag ging auf unerklärliche Weise verloren und musste ein zweites Mal eingereicht werden. Viele Papiere wurden doppelt eingefordert, sodass sich das Genehmigungsverfahren lange hinzog. Unser Glaube wurde immer wieder auf die Probe gestellt und wir fanden uns immer wieder zum Gebet zusammen. Nach 14 Monaten waren alle Unterlagen und Genehmigungen durch, sodass im Oktober 2019, kurz vor dem Wintereinbruch, die Fundamente des neuen Gemeindehauses gegossen werden konnten. Nach dem Winter konnte im Jahre 2020 mit dem Bau des neuen Gemeindehauses begonnen werden.
Leider konnten wir dieses Bauprojekt von Deutschland aus nur finanziell unterstützen. Die geplanten Baueinsätze mussten aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie abgesagt werden. Der Bau des neuen Gemeindehauses dauerte gute sechs Monate, sodass im Oktober 2020 die Einweihung des neuen hellen Gemeindehauses in Egorovca gefeiert werden konnte. In diesem Gemeindehaus können in Zukunft bis zu 150 Personen Gottesdienste feiern und parallel bis zu 3 Kinder- oder Jungscharstunden durchgeführt werden. Im ganzen Dorf wurden Einladungen verteilt, denn auch der Einweihungsgottesdienst hatte das Ziel, Menschen zur Buße zu rufen und ihnen ein neues Leben frei von Süchten anzubieten.
Zu der Einweihung versammelten sich ca. 200 Menschen. Ein Orchester und ein Chor aus der Stadt Balti reisten an. Durch die strengen Auflagen durfte der Einweihungsgottesdienst nur draußen auf dem Hof stattfinden. Aus Deutschland konnten trotz strenger Corona Einschränkungen ebenfalls mehrere Brüder einreisen. Bruder Waldemar Maier, Bruder Alexander Buchmüller und Bruder Jakob Wassiljew durften diese Reise als Gesandte der Freien Evangeliums Christengemeinde Cloppenburg antreten, um an der Einweihung teilzunehmen. Zu dem Einweihungsgottesdienst reisten ebenfalls die leitenden Brüder der moldawischen Bruderschaft an, Bruder Peter Borsch und Bruder Viktor Pawlowski.
Im Gottesdienst wurde allen Menschen die Botschaft der Liebe Gottes weitergereicht. Dieses Gemeindehaus soll allen Menschen im Dorf dienen. Vollkommen unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Glauben dürfen alle Dorfbewohner die Gottesdienste besuchen und die Nähe und Gegenwart Gottes in diesem Gebäude erleben. Jesus liebt jeden einzelnen von ihnen und ist bereit, ein neues Herz und ein Leben frei von Sucht, Streit und Abhängigkeit zu schenken. Nach der Schlusspredigt wurde ein Zuruf gemacht und durch die Gnade des Herrn entschieden sich zwei weitere Dorfbewohner für ein Leben mit Jesus.
Einen Zwischenfall möchte ich noch erwähnen. Einige kritische, streng orthodoxe Dorfbewohner waren gegen die Einweihung. Um für Unruhe zu sorgen, riefen sie die Polizei und behaupteten, es seien zu viele Personen versammelt und aktuelle Corona-Vorschriften würden nicht eingehalten. Die Polizei kam, konnte jedoch keinen Verstoß feststellen, sodass der Gottesdienst weitergefeiert werden konnte. Da das Zubereiten von Speisen auf einer Feier wegen der Corona-Pandemie verboten ist, wurden zuvor mehrere hundert Boxen mit warmer Speise und Kuchen angefertigt, die dann verteilt wurden. Mit einer Führung durch das neue Gebäude endete die Einweihung.
Heute finden in diesem Gemeindehaus vier Gottesdienste pro Woche statt. Die Kinder und Jugendlichen verbringen viel Zeit in dem Gebäude und lernen dadurch Jesus Christus immer mehr kennen. Durch die Kinder sind viele Eltern fleißige Gottesdienstbesucher geworden. Die Gottesdienste werden aktuell von ca. 50 Personen besucht. An Feiertagen ist das Gebäude bis zum letzten Platz gefüllt. Ich bitte alle Leser, für dieses Dorf und diese junge Gemeinde zu beten, damit viele weitere Dorfbewohner Jesus Christus als ihren Herrn annehmen und bei der Wiederkunft unseres Herrn zur Schar der Erretteten gezählt werden.
Jakob Wassiljew
Gemeinde Molbergen
Möglichkeit zum Spenden:
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Verwendungszweck: Moldawien