Befreit von Menschenfurcht, erfüllt mit Gottesfurcht

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Befreit von Menschenfurcht, erfüllt mit Gottesfurcht

2025-10-22T15:38:49+02:0022. Oktober 2025|

Auf den ersten Blick scheint es widersprüchlich, erst von Furcht befreit zu sein und dann doch wieder Furcht zu bekommen. Doch was bedeutet Gottesfurcht heute? Selbst viele Christen sind unsicher. Schon damals warnte Paulus Timotheus vor äußerlicher Frömmigkeit ohne wahre Gotteskraft. Wie aktuell ist das erst heute!

 

Gottesfurcht beginnt mit einem erneuerten Gottesbild

Man stößt bei der Frage nach der Gottesfurcht oft auf Ratlosigkeit, weil das eigene Gottesbild primär auf persönlichen Vorstellungen basiert, und nicht auf dem Wort Gottes gegründet und geformt ist. Dadurch entstehen Meinungen wie: „Gott ist ein liebender Gott“, oder man beruhigt sich selbst mit den Worten: „Gott versteht mich schon, und Er weiß ja, warum ich so oder so handle.“ Im Psalm 50,21 beschreibt Gott dieses Verhalten: „Das tatest du, und ich schwieg; da meintest du, ich sei wie du.“ Dabei lassen wir außer Acht, dass Gott der Schöpfer ist – wir reduzieren Ihn auf einen Menschen wie dich und mich.

Wenn wir aber in das Wort Gottes schauen, sagt schon der Prophet Jesaja über den Messias voraus, dass auf Ihm auch der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn ruhen wird. In der russischen Übersetzung heißt es im weiteren Verlauf sogar, dass Er mit Gottesfurcht erfüllt sein wird (vgl. Jes 11,2–3). So ausgerüstet konnte Jesus Seinen Weg auf der Erde zu Ende gehen, und damit hat Er uns ein wunderbares Vorbild hinterlassen. Diesem Vorbild wollen wir freudig nachfolgen. Der Weg der Nachfolge Jesu ist ein Weg, auf dem wir Schritt für Schritt auf Jesus schauen, Ihn dadurch besser kennenlernen und so mehr und mehr Sein Wesen annehmen – und in diesem auch zunehmend mit Gottesfurcht angetan werden.

 

Die rechte Haltung vor dem heiligen Gott

Als Jesus noch auf der Erde war, berichtet uns die Heilige Schrift, dass der Jünger, den Jesus lieb hatte – Johannes – an Jesu Brust lag. Das war für Johannes offensichtlich nichts Außergewöhnliches oder Anmaßendes. Er liebte seinen Herrn und Meister, der – wie er selbst – in menschlicher Gestalt war. Als Johannes auf der Insel Patmos jedoch von Gott die Offenbarung erhält und Jesus ihm in Herrlichkeit erscheint, fällt er wie tot zu Boden. Hier ist nicht mehr die Rede davon, dass er sich an die Brust Jesu legt, denn ihm erscheint nun nicht mehr Jesus in Menschengestalt, sondern in Seiner Herrlichkeit – als der Sohn Gottes. Johannes kann nicht anders, als überwältigt von Ehrfurcht und der Erscheinung vor dem Sohn Gottes niederzufallen.

Auch für uns ist es sehr wichtig zu verstehen, dass wir einem liebenden Gott dienen, der aber gleichzeitig unser allmächtiger Schöpfer und Herr ist, der sich unser aus Gnade und Liebe erbarmt. Das bedeutet nicht, dass wir in Angst vor Ihm leben müssen. Aber gerade dadurch wird die Notwendigkeit offenbar, Ihm in Ehrfurcht zu begegnen, wenn wir erkennen, dass Er Gott ist und wir nur Staub sind. Das lässt sich zumindest ansatzweise vergleichen mit der Art und Weise, wie wir hochgestellten Persönlichkeiten begegnen – hier achten wir zum Beispiel besonders auf unsere Worte und unser Verhalten. Dieses Verhalten, nur in einem weitaus größeren Maß, beschreibt die Gottesfurcht.

John Newton schreibt in dem sehr bekannten und oft gesungenen Lied „O Gnade Gottes wunderbar“: „Die Gnade hat mich Furcht gelehrt und auch von Furcht befreit.“ Dieses Prinzip sehen wir auch bei Männern Gottes wie z. B. Mose. Als Gott ihn am Dornbusch beruft, ist Mose noch von einer gewissen Menschenfurcht gefangen. Doch im weiteren Verlauf seines Dienstes offenbart sich Gott ihm auf wunderbare Weise immer mehr. Während dadurch die Menschenfurcht vollständig verschwand, wuchs die Gottesfurcht in Mose.

 

Es ist wichtig, Angst und Gottesfurcht zu unterscheiden

Als Adam gesündigt hatte, fürchtete er sich vor Gott und versteckte sich vor Ihm. Wir verstehen, dass er dadurch nicht plötzlich gottesfürchtig wurde, sondern sich wegen der begangenen Sünde vor Gott fürchtete – denn Furcht oder Angst hat mit Strafe zu tun (vgl. 1.Joh 4,18). Die Sünde führte dazu, dass Adam, der zuvor in regelmäßiger Gemeinschaft mit Gott lebte, eben dieser Gemeinschaft zu entgehen suchte, um nicht als Übertreter überführt zu werden. Genau wie damals raubt die Sünde auch heute die Freimütigkeit, vor Gott zu erscheinen.

Im Gegensatz dazu haben wir jedoch durch das Blut Jesu die Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum (vgl. Hebr 10,19) – zu dieser wunderbaren Gemeinschaft mit unserem Schöpfer. Dort erlangen wir eine tiefere Erkenntnis Seiner Allmacht, Seines Wesens und Seiner Liebe. Und gleichzeitig wachsen wir in der Gottesfurcht, weil uns wieder neu bewusst wird, wer Gott ist – und wie nichtig wir im Vergleich zu Ihm sind.

 

In der Gemeinschaft mit Gott wachsen wir in der Gottesfurcht

„Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, um euch zu prüfen, und damit die Furcht vor ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündigt!“ (2.Mo 20,20).

Gott möchte, dass auch wir das begreifen – Er will von uns nicht, dass wir uns aus Angst vor Ihm verstecken oder zurückziehen. Nein, denn Er hat uns geschaffen, um Gemeinschaft mit Ihm zu haben. Besonders betont sei hier die Gemeinschaft mit Ihm im stillen Kämmerlein: im Gebet, im Erforschen Seines Wortes, bekräftigt durch Fasten. Das bringt uns näher zu Gott, offenbart uns die Wunder Seines Gesetzes, und wir wachsen in der Gottesfurcht, weil wir erleben, wie Gott mit uns ist, unsere Gebete erhört und uns durch Sein Wort antwortet.

Die Auswirkungen, wenn diese persönliche Gemeinschaft mit Gott vernachlässigt wird, sehen wir auch am Negativbeispiel der Tempelreinigung (vgl. Mt 21,11-13). Die Geldwechsler und Händler befanden sich im Tempel, wo die Gegenwart Gottes war, doch suchten sie dort nicht Gott, sondern den Mammon. Es kam ihnen nicht einmal der Gedanke, dass ihr Tun verwerflich sei. Jesus führte ihnen dies vor Augen, indem Er mit den Worten „Mein Haus soll ein Bethaus heißen“ den Propheten Jesaja zitierte und sie hinaustrieb. Je weiter der Mensch von Gott entfernt ist, desto geringer ist die Gottesfurcht in ihm. Es bleibt ein formaler Gottesdienst mit Ritualen und Bräuchen, ohne dass der reale Gott und die Gemeinschaft mit Ihm im Mittelpunkt stehen.

 

In der Gottesfurcht lernen wir auch die Demut

„Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden“ (4.Mo 12,3/ LUT 2009).

Als Aaron und Mirjam ihre Vorwürfe gegen Mose erhoben, lesen wir nicht, dass Mose darauf antwortete. Stattdessen weist Gottes Wort hier auf seine Demut hin. Am Wesen Moses wird uns deutlich, dass die Demut mit der Gottesfurcht einhergeht. Denn wenn wir in der Gottesfurcht wachsen, erkennen wir mehr von der Größe Gottes und gleichzeitig werden wir selbst immer kleiner. Gott sah diesen Zustand bei Mose; Er hörte, was Aaron und Mirjam sprachen, und Er antwortete an Moses Stelle. Wie wunderbar ist es, und wie nötig haben wir es, dass Gott für uns antwortet und für uns handelt – wenn wir uns in Gottesfurcht und dadurch auch in der Demut üben, denn dann kann Gott uns gebrauchen.

 

Die Kraft echter Gottesfurcht

„Ich will aber den ansehen, der demütig und zerbrochenen Geistes ist und der zittert vor meinem Wort“ (Jes 66,2).

Gegen Ende seines Dienstes legte Mose dem Volk Israel den Segen und den Fluch vor: den Segen, wenn sie Gott treu dienen, den Fluch, wenn sie sich von Gott abwenden würden. Der Segen hing davon ab, inwiefern sie die Gebote Gottes bis ins Kleinste erfüllten. Auch wenn wir heute in einer anderen Zeit leben, gilt für uns dasselbe Prinzip. Hier hilft uns die Gottesfurcht, die uns davor bewahrt, leichtfertig und unbeständig dahin zu leben, weil wir unseren Herrn lieben, Ihn nicht betrüben wollen und daher auch nicht von Seinem Wort abweichen möchten – denn wir verstehen und glauben, dass die ganze Schrift von Gott eingegeben ist und sich bis ins Kleinste erfüllt.

Zuerst erschien Gott Mose im Dornbusch und warnte ihn, hinzuzutreten, weil es heiliges Land war. Außerdem war Gott in der Feuer- und Wolkensäule gegenwärtig und ging auch mitten durch das Lager (vgl. 5.Mo 23,15). Heute dürfen wir Gott nicht nur am Dornbusch begegnen, sondern wir selbst dürfen ein Tempel Gottes sein, in dem Er durch den Heiligen Geist wohnt. Wieviel mehr sollen wir deshalb in der Furcht Gottes leben, um den Tempel Gottes nicht zu verderben. Wenn wir uns darin üben und darin verbleiben, erlangen wir den Segen von Gott, und Er kann mit Wohlgefallen auf uns herabschauen, sodass wir zuletzt die wunderbaren Worte hören dürfen: „Du treuer Knecht, gehe ein zu deines Herrn Freude.“

 

Thomas Sonnenberg

Gemeinde Winnenden