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Ich bin 24 Jahre alt, glücklich verheiratet und habe drei Kinder. Dass ich bin, wer ich bin, und in dem Lebensstand bin, in dem ich stehe, ist alles andere als selbstverständlich. Im Folgenden will ich mit euch einen Zeitabschnitt meines Lebens teilen, in welchem ich in einer besonderen Art und Weise Gottes führende Hand erleben durfte. Allein dem Herrn sei die Ehre!
Von dunklen Tälern
Im August 2016 lernte ich im Alter von 19 Jahren meinen jetzigen Ehemann Vadim kennen, der aus der Ukraine stammt. Kurz danach im Oktober 2016 wurde mir aufgrund auffälliger Knoten über meinem Schlüsselbein nach einigen Arztbesuchen die Diagnose Lymphdrüsen-Krebs gestellt. Diese Diagnose platzte unerwartet in mein Leben hinein.
Erst wollte ich es gar nicht wahrhaben: „Sowas kann mich doch nicht treffen, eher andere“, dachte ich mir. Eine Zeit lang hatte ich große emotionale Schwierigkeiten, diesem Allen zu begegnen. Häufig brach ich einfach in Tränen aus. Mein Onkologe, an den ich umgehend verwiesen wurde, klärte mich über die Nebenwirkungen der bereits geplanten Chemotherapie auf: „Du bist ja noch so jung. Du musst dir Gedanken darüber machen, ob du später Kinder haben möchtest, denn durch die Chemotherapie wirst du unfruchtbar und keine Kinder mehr bekommen können.“
Daraufhin wurde ich in einer speziellen Kinderwunsch-Klinik vorerst über potentielle Methoden aufgeklärt, wie man das Problem der Unfruchtbarkeit infolge der Chemotherapie umgehen könne. Die Methoden bestanden darin, dass man einen Teil der weiblichen Organe herausoperiert, einfriert, und nach Ablauf der Chemotherapie wieder einsetzt. Bei Verzicht darauf hätte man nach zwei Zyklen Chemotherapie noch eine Chance von 50% fruchtbar zu bleiben. Mit zunehmender Zahl an Chemotherapie-Zyklen nähme diese Wahrscheinlichkeit rapide ab, sodass es mit sechs geplanten Zyklen – wie in meinem Fall – so gut wie keine Hoffnung mehr für eine erhaltene Fruchtbarkeit gäbe. Das sagte man uns.
Doch alle Vorschläge seitens der Schulmedizin kamen für mich und meine Mutter, die mich begleitete, nicht in Frage. Uns war klar: „Wir haben einen lebendigen Gott, auf den wir vertrauen.“ Dieser Gedanke ging mir damals durch den Kopf.
Wie Muttertrost
Wie so oft war ich auch nach diesem Arztbesuch innerlich völlig aufgelöst. Schlag auf Schlag trafen sehr engmaschig Neuigkeiten darüber ein, wie sich mein Leben in naher Zukunft ändern sollte: deine Haare werden ausfallen, du wirst keine Kinder mehr bekommen können, deine Zukunft, wie du sie dir ausgemalt hast, zerbricht, deine Lebenspläne scheitern.
Ich kniete mich einfach in meinem Zimmer hin und schüttete Gott weinend mein Herz aus – war ich doch noch so jung und hatte wie die meisten meiner Altersgenossen gewisse Vorstellungen vom Leben, der Zukunft, und einer Familie. Und zu einer Familie gehören nun einmal auch Kinder: „Wenn ich diese Krankheit überlebe und wenn du mir irgendwann einmal einen Mann an meine Seite geben wirst und ich heiraten werde, dann möchte ich auch dieses Geschenk des Himmels bekommen und Kinder haben.“
Diesen Satz sprach ich Gott gegenüber als Bitte aus, denn offensichtlich gaben mir die therapeutischen Möglichkeiten der Medizin dahingehend nicht den kleinsten Hoffnungsschimmer. Nach diesem Gebet überkam mich ein innerer Friede von Gott und es kehrte eine unerschütterliche Ruhe in mir ein, wie ich im Nachhinein feststellen sollte. Ich konnte nun frei über meine Lebenssituation reden, ohne ständig in Tränen auszubrechen. Ich war von Gott getröstet worden.
Hoffnung keimt
Parallel zu meiner Erkrankung und ihrer Therapie entwickelte sich auch zunehmend das Verhältnis zu meinem jetzigen Ehemann. Sofort zu Beginn meiner Erkrankung informierte ich ihn über die Diagnose und kurz nach dem Beginn der Chemotherapie – Ende November – erhielt ich einen Heiratsantrag von ihm, während er in Deutschland war, denn seinen ständigen Wohnsitz hatte er zu dem Zeitpunkt noch in der Ukraine.
Die Chemotherapie löste bei mir aber starke Nebenwirkungen aus und ich verlor nach dem ersten Zyklus 10 Kilogramm meines Körpergewichts. Es war schwer für mich, mir in dieser Zeit Gedanken über die Zukunft zu machen, denn ich konnte kaum etwas zu mir nehmen und die Nebenwirkungen der Therapie machten mir sehr zu schaffen. Ich brauchte einfach mehr Zeit. Vadim durchlebte zu diesem Zeitpunkt einige interessante Ereignisse mit Gott.
Während seines Aufenthalts in Deutschland blieben ihm die Verse einer Predigt in Erinnerung, die in der Gemeinde in Bielefeld in einem Gottesdienst gepredigt worden waren: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören“ (Jer 29,11-12).
Diese Worte begleiteten uns. Und obwohl hier und dort Menschen einen Rat gaben, der, wenn wir ihn umgesetzt hätten, ein anderes Ergebnis gezeigt hätte als das heutige, gab Gott ihm immer wieder eine positive Einstellung und die innerliche Bestätigung, in dem Allen auf Ihn zu vertrauen. Nicht lange nach diesen Tagen hörte Vadim innerlich eine Stimme, die ihn ernstlich zum Gebet rief. Er spürte es sehr real, dass Gott ihn dazu aufrief: „Wenn du das tust, wirst du meine Gnade erleben.“
In diesem Gebet erfuhr Vadim, was es heißt, einen Gebets-Dialog mit dem himmlischen Vater zu führen – es war ein besonderes Gebet. Nach diesen Ereignissen beschloss Vadim, sich ins Fasten zu begeben. Es war so, dass er sich täglich über mehrere Monate hinweg bis fünf Uhr in den Nachmittag hinein dem Fasten widmete. Nicht uns zum Rühmen, aber als Zeugnis für andere!
Grünendes Gebein
In all dieser Zeit beteten auch die Gemeinde, meine Familie und gewiss auch viele weitere Geschwister für meinen Zustand. Nach der dritten Chemotherapie hatte sich der Krebs, Gott sei Dank, bereits weit zurückentwickelt. So wie auch die dritte Chemotherapie, vertrug ich die beiden darauffolgenden Therapien relativ gut. Jedoch verschlechterte sich mein Gesundheitszustand um den letzten, den sechsten Zyklus, im März 2017 sehr: meine Blutwerte gingen stark nach unten, ich erlitt Schleimhautentzündungen in der Mundhöhle und fieberte.
Es kam schließlich dazu, dass ich eine Bluttransfusion erhielt und zudem auch für einige Tage im Krankenhaus künstlich ernährt werden musste, weil mir die Nahrungsaufnahme einfach zu schwerfiel. Nach meiner Entlassung ging es immer weiter bergauf. Im Mai 2017 erhielt ich schließlich infolge der Nachuntersuchungen des Vormonats die Feststellung seitens meiner Ärzte, dass der Krebs komplett weg war und in den bildgebenden Verfahren nichts weiteres als Narben zu sehen seien.
Heute bin ich völlig der Überzeugung, dass Jesus mich geheilt hat. Auch wenn viele sagen würden: „Nein, hat er nicht, du hast doch die Chemotherapie in Anspruch genommen!“, darf ich guten Gewissens sagen, dass Gott mich durch all die Therapien geheilt hat. Und allein durch die vielen Gebete meiner Geschwister konnte ich so schnell wieder zu Kräften kommen. Es ging so schnell, dass ich bereits im Juni 2017 wieder arbeiten gehen durfte. Kurz danach im Juli 2017 ergab es sich, dass wir die Verlobung feiern konnten, und im November desselben Jahres heirateten wir.
„Ein richtiges Wunder!“
Wenige Monate nach unserer Hochzeit wurde ich schwanger und im Oktober 2018 kam unser Sohn Jeremia gesund auf die Welt. Noch während der Schwangerschaft teilte ich meinem Onkologen in einer der Nachuntersuchungen mit, dass ich nun schwanger sei: „Also hatten Sie doch die OP in der Kinderwunsch-Klinik gemacht?“, entgegnete er. „Nein, das habe ich nicht“, antwortete ich. Er schaute mich an und sagte: „Dann ist das ja ein richtiges Wunder, dass sie schwanger geworden sind!“
Auch bei allen Untersuchungen des Kindes während der Schwangerschaft wurden keine gesundheitlichen oder entwicklungsbedingten Mängel festgestellt, wobei die Frauenärztin akribisch suchte – war ich doch eine Patientin, die erst kürzlich unter chemotherapeutischer Behandlung gestanden hatte. Gott sei Dank konnte unser Sohn gesund auf die Welt kommen.
Im Dezember 2019 bereicherte Gott unsere Familie um ein weiteres Kind: Rahel kam auf die Welt. Schließlich, im Mai 2021, kam unser drittes Kind, unsere Tochter Emilia, auf die Welt. Alle Kinder sind uns durch Gottes Gnade gesund geschenkt worden, und wenn ich diese Zeit meines Lebens betrachte, bleibt mir nur noch eines zu sagen: „Herr, ich danke dir für deine Gnade.“
„Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil“ (Jes 12,2).
Ein Zeugnis von Brigitte Noll
Aufgeschrieben von Daniel Asmus
Gemeinde Bielefeld