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Ein goldener Faden durchläuft die Bibel – eine Wahrheit, die beständig in dem Gewebe der Schrift wiederkehrt. Diese Wahrheit lautet folgendermaßen: Gott will das Erste und das Beste. Er will den ersten Platz in unserem Leben haben, und er will das Beste, was wir ihm bringen können.
Makellos
Als der Herr das Passah einsetzte, gebot er den Juden, ein Lamm ohne Fehl zu bringen (vgl. 2.Mo 12,5). Niemals durften sie ein Tier opfern, das lahm oder blind war oder sonst irgendein Gebrechen hatte (vgl. 5.Mo 15,21; 17,1). Das wäre dem Herrn ein Gräuel gewesen.
Es sollte uns klar sein, dass Gott keine Tiere als Opfer braucht. Jedes Tier des Waldes gehört ihm ebenso wie das Vieh auf tausend Bergen (vgl. Ps 50,10). Warum hat er dann angeordnet, dass ihm nur fehlerlose Tiere geopfert werden sollten?
Er tat es um unsertwillen, nicht um seinetwillen. Er tat es, um eine Gegenstandslektion zu vermitteln und um die Angehörigen seines Volkes zumindest eine grundsätzliche Wahrheit zu lehren: Sie können Freude, Zufriedenheit und Erfüllung nur finden, wenn sie ihm den angemessenen Platz in ihrem Leben einräumen.
Das Erstgeborene
In 2. Mose 13,2 befahl Gott seinem Volk, ihm alle erstgeborenen Söhne und erstgeborenen Tiere zu heiligen: „Heilige mir alles Erstgeborene, alles, was den Mutterschoß durchbricht unter den Kindern Israel, an Menschen und an Vieh; es ist mein.“
Das Erstgeborene steht für das Allerbeste und am meisten Geschätzte. So sprach Jakob von Ruben, seinem Erstgeborenen: „Ruben, mein Erstgeborener bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke!“ (1.Mo 49,3). Der Herr Jesus wird „der Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15) genannt, und zwar in dem Sinn, dass er der Vorzüglichste ist und dass er den Platz der höchsten Ehren über alle Schöpfung innehat.
Als Gott den Angehörigen seines Volkes gebot, ihm die erstgeborenen Söhne zu heiligen, berührte er einen sehr empfindsamen Nerv, weil in einer patriarchalen Kultur der älteste Sohn einen besonderen Platz der Zuneigung in den Herzen seiner Eltern hatte. Ja, das Ganze sollte sie Folgendes lehren:
Herr, auch das Höchste, was ich weiß,
was mich am schönsten ziert,
Hilf, dass ich’s von dem Throne reiß,
der Dir allein gebührt.(Unbekannter Dichter)
Erstlingsfrüchte
Als nächstes gebot Gott den Bauern: „Das Erste der Erstlinge deines Landes sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen“ (2.Mo 23,19). Wenn das Getreide zu reifen anfing, musste der Bauer aufs Feld hinausgehen, vom ersten reifen Korn eine Handvoll ernten und dies als Gabe dem Herrn darbringen. Diese Gabe der Erstlingsfrucht bestätigte Gott als den Geber der Ernte und war ein Zeichen dafür, dass er bekommen würde, was ihm gebührt.
Wieder ist ersichtlich, dass Gott nicht das Korn benötigte, sondern die Menschen brauchten eine beständige Erinnerung daran, dass der Herr des Ersten und Besten wert war.
Wenn Opfertiere geschlachtet wurden, durften die Priester manchmal bestimmte Teile davon für sich nehmen, andere Teile durften von den Opfernden gegessen werden, aber das Fett wurde immer dem Herrn geopfert (vgl. 3.Mo 3,16). Das Fett wurde als der reichste und beste Teil des Tieres angesehen, und deshalb gehörte es ihm. Nur das Beste war gut genug für ihn.
Manche der freundlichen Gebote Gottes waren dazu bestimmt, die Gesundheit seines Volkes sicherzustellen. Hier könnte zum Beispiel das Verbot des Fettgenusses die Menschen vor Arteriosklerose bewahrt haben, die nach allgemeiner Auffassung durch zu hohes Cholesterin verursacht wird. Aber die hauptsächliche Absicht dieses Gesetzes war, die Menschen zu lehren, Gott das Beste zu geben.
Der erste Teig
Die Verpflichtung, Gott an die erste Stelle zu setzen, erstreckte sich auf jeden Lebensbereich, nicht nur auf die Stätte der Anbetung, sondern genauso auch auf die Küche. Das Volk Gottes sollte einen Kuchen vom ersten Teig als Hebopfer opfern: „Vom Erstling eures Schrotmehls sollt ihr dem HERRN ein Hebopfer geben, bei euren Geschlechtern“ (4.Mo 15,21). Einen Teig zu kneten, scheint eine weltliche Aufgabe zu sein, nicht eine besonders geistliche. Aber indem ein gottesfürchtiger Jude das erste Gebäck eines Teigs dem Herrn opferte, verdeutlichte er, dass Gott in allen Dingen des Lebens den ersten Platz haben musste. Hierin zeigte sich auch, dass es keinen Unterschied zwischen Weltlichem und Geheiligtem gab. Während es auf der Hand lag, dass Gott das Gebäck nicht brauchte, musste der Herr doch als Geber des täglichen Brotes geehrt werden.
Dieses Prinzip erkennen wir in einer Anweisung für die Leviten: „Von allem euch Gegebenen sollt ihr alles Hebopfer des HERRN heben, von allem Besten desselben das Geheiligte davon“ (4.Mo 18,29). Da unser Wesen stets davon geprägt wird, wen oder was wir anbeten, ist es äußerst wichtig, Gott eine angemessene Wertschätzung zukommen zu lassen. Wer gering von Gott denkt, richtet sich zugrunde. Nur wenn wir als Geschöpfe unserem Schöpfer den Platz einräumen, den er verdient, werden wir uns über unser Fleisch und Blut erheben und die Würde erlangen, für die wir bestimmt sind.
Wenn wir diesem goldenen Faden im Alten Testament folgen, sehen wir, dass diese Lektion angewendet wurde, als Elia die verarmte Witwe in Zarpat traf (vgl. 1.Kö 17,7-24). Er bat die Frau um ein wenig Wasser und einen Bissen Brot. Sie entschuldigte sich, sie habe nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug – gerade genug, um ein letztes Mahl für ihren Sohn und sich selbst zu bereiten, bevor sie verhungern würden.
„Fürchte dich nicht!“, sagte der Prophet. „Geh hinein, tu nach deinem Wort; doch bereite mir zuerst einen kleinen Kuchen davon und bring ihn mir heraus; und dir und deinem Sohn bereite danach zu.“
Nun, das sieht aus wie eine schockierende, selbstsüchtige Bitte, nicht wahr? Es scheint, als habe der Prophet schlechte Manieren gehabt. Wer sagt: „Bediene mich zuerst“, ist gefühllos und verletzt die Höflichkeit.
Aber wir müssen verstehen, dass Elia in diesem Fall Gottes Repräsentant war. Er stand dort an Gottes Platz. Er war nicht schuldig, selbstsüchtig oder grob zu sein. Was er meinte, war Folgendes: „Schau, ich bin ein Prophet Gottes. Wenn du mich zuerst bedienst, gibst du wirklich Gott den ersten Platz, und solange du das tust, wirst du niemals Mangel an lebensnotwendigen Dingen haben. Dein Mehl im Topf soll nicht ausgehen und das Öl im Krug nicht abnehmen.“ Und genau so ist es gewesen.
Salomo verstärkte den früheren Anspruch Gottes an unser Leben mit den bekannten Worten: „Ehre den HERRN von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrags“ (Spr 3,9). Das bedeutet, dass wir jedes Mal, wenn wir eine Lohnerhöhung erhalten, uns vergewissern, dass der Herr seinen Anteil bekommt.
Zuerst das Reich Gottes
Indem wir ins Neue Testament hinüberwechseln, hören wir den Herrn Jesus, wie er darauf besteht, dass Gott den ersten Platz bekommt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33). Es ist die gleiche Wahrheit, die Elia der Witwe mitteilte: Wer dem Herrn den höchsten Platz in seinem Leben gibt, der wird sich niemals um die grundlegenden Dinge zum Leben sorgen müssen.
Vielleicht kennen wir das Vaterunser (vgl. Mt 6,9-13) zu gut, sodass wir die Bedeutung der Reihenfolge darin nicht beachten. Sie lehrt uns, Gott an die erste Stelle zu setzen („Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name“) und auch seinen Interessen Priorität einzuräumen („Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“). Erst dann (und nicht früher) werden wir aufgefordert, unsere persönlichen Bitten vorzubringen („Unser nötiges Brot gib uns heute“ usw.).
So wie Gott, der Vater, den allerhöchsten Platz bekommen muss, steht auch dem Herrn Jesus diese Stellung zu, denn er ist Gott. So lesen wir: „… damit er in allem den Vorrang habe“ (Kol 1,18).
Der Erlöser machte eindeutig klar, dass die Liebe der Menschen zu ihm so groß sein muss, dass alle anderen Liebesbeziehungen im Vergleich dazu wie Hass erscheinen. „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein“ (Lk 14,26). Jesus muss in unserer Liebe an erster Stelle stehen.
Fehlerhafte Opfer
Nun bekommt der Herr leider nicht immer das Erste und Beste von den Seinen. In den Tagen Maleachis hatte ein Bauer, als es Zeit war, dem Herrn zu opfern, die besten Tiere für die Zucht oder zum Verkauf zurückbehalten, während er dem Herrn die fehlerhaften gab. Er sagte, dass die schlechten Tiere für den Herrn genügen würden. Der Gewinn im Handel stand bei ihm an erster Stelle. Deshalb hören wir die Worte Maleachis, die bis ins Mark treffen: „Und wenn ihr Blindes darbringt, um es zu opfern, so ist es nichts Böses; und wenn ihr Lahmes und Krankes darbringt, so ist es nichts Böses. Bring es doch deinem Statthalter dar: Wird er dich wohlgefällig annehmen oder Rücksicht auf dich nehmen?“ (Mal 1,8).
Mach, dass auch deine Kinder einst zeugen von dem Licht,
halt an in ernstem Flehen, halt an, ermüde nicht.
Setz ruhig dein Vermögen für diese Sache ein.
Der Herr wird’s dir vergelten, wenn du ziehst droben ein.
(Mary A. Thomson)
Eine Mutter, die Christin war, arbeitete fieberhaft in der Küche, während ein Prediger sich mit ihrem Sohn im Wohnzimmer unterhielt. Der Prediger stellte die wunderbaren Möglichkeiten in der Arbeit für den Herrn in Aussicht, die den Gaben des jungen Mannes entsprachen. Da kam eine grelle Stimme aus der Küche: „Sprechen Sie nicht so mit meinem Sohn. Das entspricht nicht dem, was ich für ihn geplant habe.“ Eines Abends erklärte ein christlicher Geschäftsmann seinem Sohn, welche Ziele er für ihn anstrebte: eine der besten Universitäten, eine ansehnliche Karriere im Geschäftsleben und einen bequemen Ruhestand. Der Sohn war nicht interessiert. Er wollte sein Leben im Dienst für den Herrn zubringen. Sie sprachen bis in die Nacht hinein, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Schließlich sagte der Sohn: „Also, Papa, möchtest du, dass ich weiter mit dem Herrn lebe oder nicht?“ Der Vater sagte später zu mir: „Das war das Ende der ganzen Argumentation.“
Einen besseren Rat gab Spurgeon seinem Sohn: „Mein Sohn, wenn Gott dich aufs Missionsfeld ruft, wäre ich sehr enttäuscht, wenn du dich herablässt und stattdessen nur ein König würdest.“
Wie steht es mit uns?
Wie ist es heute? Wie können wir dem Herrn das Erste und Beste geben? Wie können wir dieses Prinzip in unserem Leben verwirklichen?
Wir können dies an unserem Arbeitsplatz tun, indem wir unseren Vorgesetzten gehorchen und unsere Arbeit von Herzen als für den Herrn tun und nicht für Menschen. Wir können es tun, indem wir erkennen, dass wir damit dem Herrn Christus dienen (vgl. Kol 3,22.24). Wenn die Anforderungen der Arbeit Priorität über die Ansprüche des Herrn erlangen, müssen wir tatsächlich bereit sein zu sagen: „Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, und hier sei eine Schranke gesetzt dem Trotz deiner Wellen“ (Hi 38,11). Wir sollten bereit sein, mehr für den Erlöser zu tun, als wir jemals für eine Firma tun würden.
Das Blut Deines Körpers und Deiner Hände
gabst Du, Herr, als Opfer für mich.
Dein Leiden erfordert ohn’ Ende
mein Leben als Opfer für Dich.
(J. Sidlow Baxter)
Wir können es in der Familie tun, indem wir eine Familienandacht halten, in der wir die Bibel lesen und zusammen beten. Ja – wir können es tun, indem wir unsere Kinder für den Herrn und nicht für die Welt, für den Himmel und nicht für die Hölle erziehen.
Wir können es in unserer örtlichen Gemeinde tun, indem wir treu die Zusammenkünfte aufsuchen und voller Eifer mitarbeiten. George Mallone erzählt von einem Ältesten, der eine Einladung zu einem Dinner des Präsidenten im Weißen Haus ausschlug, weil seine Aufgaben als Ältester ihn an diesem Abend nicht freikommen ließen. Nachdem Michael Faraday einen brillanten Vortrag über das Wirken und die Eigenschaften des Magnets gehalten hatte, schlug die Zuhörerschaft nach langem Applaus eine offizielle Ehrung als Gratulation vor. Aber Faraday war nicht mehr anwesend, um sie zu empfangen. Er hatte sich aus dem Staub gemacht, um an einer Gebetsstunde in seiner Gemeinde teilzunehmen – einer Gemeinde, die nie mehr als 20 Mitglieder hatte.
Wir können Gott an die erste Stelle in der Verwaltung unseres Besitzes setzen. Wir tun das, wenn wir einen einfachen Lebensstil annehmen, damit der Überschuss dem Werk des Herrn zufließen kann. Wir tun das, wenn wir uns um solche kümmern, die geistliche und körperliche Nöte haben. Kurz gesagt, wir tun es, wenn wir für Gott und für die Ewigkeit investieren. Aber die größte Möglichkeit, Gott den ersten Platz einzuräumen, besteht darin, dass wir ihm unser Leben widmen und uns ihm nicht nur zur Errettung, sondern auch zum Dienst hingeben. Nichts weniger als das reicht aus, wenn wir daran denken, was er alles für uns getan hat.
William MacDonald (1917 - 2017)
Aus Nimm mein Leben, CLV