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Im März 2025 reisten unsere Brüder Bischof Roman Jawdyk, Daniel Sawron aus Polen und Michael Akulenko nach Äthiopien. Nach ihrem Einsatz in einem Kinderheim in Hawassa, Äthiopien, folgten sie dem Ruf eines langjährigen Unterstützers des Landes nach Shashamene, um Spenden der Gemeinde Tellig an ein Altenheim zu übergeben und Bericht zu erstatten.
Entstehungsgeschichte des Altenheimes
Das Altenheim Kalkidan entstand im Jahr 2012. Zewditu Worku, die Frau eines Pastors einer Gemeinde in Shashamene, vernahm deutlich Gottes Ruf, alten Menschen in Not zu helfen und ihnen von Jesus, dem Erretter, zu erzählen. Ihr Ziel war es nicht nur, ihnen das Leben zu erleichtern, sondern sie vor allem zur Bekehrung zu führen, damit sie wahre Nachfolger Jesu werden konnten. Deshalb gründete sie im Jahr 2012 ein Gebetsteam aus Freiwilligen, das dieses Anliegen vor den HERRN brachte.
Das Team besuchte 50 hilfsbedürftige, ältere Menschen in ihren Häusern und unterstütze sie aus eigenen Mitteln. Unter den Bedürftigen waren Leprakranke, HIV-Infizierte, blinde und stumme Menschen sowie Alleinstehende, die in baufälligen Hütten oder auf der Straße lebten. Sie alle waren von der Gesellschaft ausgestoßen und hatten kaum eine Möglichkeit, den wahren Gott kennenzulernen.

Besuch Zuhause bei einer Hilfe-Bedürftigen
Wie geholfen wird
Durch Gottes Gnade erhielt die Organisation 2016 eine offizielle Lizenz, die eine Ausweitung ihrer Arbeit ermöglichte. Die Zahl der Hilfsempfänger stieg rasch an. Das Team begann damit, die Unterkünfte der alten Menschen instand zu setzen sowie Kleidung, Nahrungsmittel wie Mehl und Speiseöl, Hygieneartikel und Geldgeschenke zu verteilen. Auch Großeltern, die ihren Enkeln durch Schulartikel und Schuluniformen den Schulbesuch ermöglichen wollten, wurden von der Organisation unterstützt.
Darüber hinaus wurde jede Gelegenheit genutzt, um das Evangelium zu verkündigen und das Wort unter den älteren Menschen zu verbreiten. Regelmäßig wurden auch Straßenevangelisationen durchgeführt. Für zwei alte Menschen, die auf der Straße lebten, und für eine Frau, die mit vier Kindern in großer Armut in einem winzigen Zimmer hauste, wurden die ersten drei kleinen Häuser auf dem Gelände des Altenheims gebaut.
Finanzielle Herausforderungen
Für all ihre Projekte ist die Organisation auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Dank Privatspenden von Bekannten und Freunden der Gründerin im In- und Ausland konnten die alten Menschen bisher immer versorgt werden. Seit 2015 erhält die Organisation auch regelmäßig Spenden aus der Gemeinde Tellig – entweder persönlich bei Reisen oder durch Mitreisende, um Transaktionskosten zu sparen.

Eigene Kindertagesstätte im Altenheim „Kalkidan“ (Bündnis)
Als weitere Einnahmequelle wurde eine Kindertagesstätte gegründet, in der Eltern ihre Kinder gegen eine geringe Gebühr täglich betreuen lassen können. Ziel ist es, die Einnahmen zur Finanzierung des Altenheims zu verwenden.
Ärmere Familien, die zu Zewditus Gemeinde gehören und ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner verdienen, dürfen ihre Kinder kostenlos in die Kindertagesstätte bringen. Zwar fallen dadurch die Einnahmen etwas geringer aus, dennoch konnte bisher ein Überschuss für die Finanzierung des Altenheims erzielt werden.
Widerstand der Behörden
Dennoch fehlten oft die nötigen Mittel, sodass Zewditu Worku wohlhabende Privatpersonen und christliche Unternehmer in Shashamene persönlich um Hilfe bitten musste. Die Organisation war immer wieder überfordert und konnte ihre Dienste nur phasenweise aufrecht erhalten.
Shashamene liegt in einer muslimisch dominierten Provinz und ist von ethnischen Konflikten geprägt. Christen – insbesondere wohlhabende – werden von den Behörden systematisch benachteiligt und häufig von radikalen Gruppen angegriffen. Häuser und Geschäfte wurden geplündert oder angezündet, und viele Menschen kamen bei den Unruhen im Jahr 2020 ums Leben.
Zahlreiche Unterstützer des Altenheims Kalkidan verloren dadurch ihre Existenzgrundlage und sind in den vergangenen fünf Jahren in andere Städte oder Regionen abgewandert.
Wegen der damit wegbrechenden finanziellen Unterstützung und des politischen Widerstands war die Leitung des Heims gezwungen, die Zahl der Hilfsempfänger von 84 auf 21 zu reduzieren. Diese erhalten derzeit monatlich 750 äthiopische Birr (ca. 5 €). Aufgrund der anhaltenden Inflation reicht dieser Betrag nicht einmal für zwei Liter Speiseöl.

Roman Jawdyk (Bischof aus Polen) & Betreuerin Frau Zeweditu (re) mit einer Frau, die vollständige Hilfe aus der Organisation erhält
Besuch unserer Brüder
Angesichts all dieser Herausforderungen kam der Besuch aus Deutschland und Polen sowie die Übergabe der Spenden aus der Gemeinde Tellig den Leitern des Altenheims wie ein Wunder vor. Dank dieser Unterstützung konnte das baufällige Haus eines älteren Mannes saniert werden. Es wurden Holzbalken, Zement und Bleche gekauft, um die Wände und das Dach zu reparieren. Bis dahin hatte der Mann nur in einer Ecke des Hauses gelebt, da es hineingeregnet hatte.
Mit einem weiteren Teil der Spenden wurde eine Versammlung organisiert, zu der viele ältere Menschen eingeladen wurden. Sie erhielten eine warme Mahlzeit und durften einen Gottesdienst erleben. Es erschienen deutlich mehr Personen als erwartet, dennoch konnten alle zusätzlich ein Geldgeschenk erhalten, mit dem sie sich für eine gewisse Zeit selbst mit Lebensmitteln versorgen konnten.
Während des kurzen Besuchs in Shashamene wurden nicht nur die Spenden übergeben, sondern auch die Organisation, die erbauten Hütten für die ältere Menschen sowie die Kindertagesstätte besichtigt. Die große Not war sofort überall erkennbar. In Gesprächen mit der Gründerin erfuhren die Gäste von der aktuellen Krisensituation und dem Widerstand durch die Behörden. Man zeigte ihnen auch den Rohbau einer Kirche, in der Zewditu Worku Mitglied ist. Der Bau ist aufgrund behördlicher Drohungen und Schikanen seit Jahren stillgelegt.
Nach intensiven Gesprächen mit den Verantwortlichen des Altenheims und einem gemeinsamen Mittagessen entbrannte das Herz unserer Brüder für dieses Werk. Spontan entschieden sie sich, zusätzliche Spenden von der Stephanus-Mission zu übergeben. Diese unerwartete Geste überwältigte die Gründerin und Leiterin des Altenheimes Kalkidan. Sie und ihr Team sehen darin Gottes wirkende Hand und sind dem Herrn überaus dankbar.
Vor der Abreise stellten unsere Brüder noch einige Fragen zur Zukunft des Altenheims. Aus den Gesprächen ging hervor, dass das gesamte Werk mit der finanziellen Unterstützung steht oder fällt. Obwohl die Lage in Äthiopien, insbesondere in der Provinz Oromia, aussichtslos erscheint, wollen Zewditu Worku und ihr Team als gläubige Christen die Hoffnung nicht aufgeben. Die Pläne, für die sie beten und die sie uns schilderten, sind folgende:
Kurzfristige Ziele:
- 100 ältere Menschen mit dem Nötigsten versorgen (Lebensmittel, Kleidung, Bibeln, Hygieneartikel usw.)
- Für jeden Hilfsempfänger eine jährliche Krankenversicherung im Wert von 1.600 äthiopischen Birr (ca. 11 €) ermöglichen
- Marode Hütten weiterer Bedürftiger instand setzen oder erneuern
- Regelmäßige Versammlungen durchführen, in denen mit den älteren Menschen gebetet und ihnen von Jesus Christus erzählt wird
- Arbeitsmöglichkeiten für gesunde ältere Menschen schaffen
- Einen Beerdigungs- und Bestattungsdienst aufbauen
Langfristige Ziele:
- Ein christliches Altenheim-Zentrum errichten, in dem ältere Menschen gemeinsam leben, umfassend versorgt werden und ihr Lebensende in Würde und zur Ehre Gottes verbringen können
- Gesunde ältere Menschen darin anleiten, sich selbst und andere durch sinnvolle Arbeit zu versorgen
- Schulungen zur nachhaltigen Nutzung von Kleinkrediten und Sparmöglichkeiten anbieten
All diese Ziele sehen sie als ihre Pflicht vor Gott an. Sie glauben, dass derjenige, der anderen in der Not hilft, Gottes Gebot erfüllt. Tief beeindruckt von dieser Vision und erbaut durch den Eifer und die Hingabe der äthiopischen Geschwister traten unsere Brüder die Heimreise an.
Daniel Hein
Gemeinde Tellig