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Die Bibel spricht häufig über Gottesfurcht. Den meisten Christen ist bewusst, dass dieses Thema ein zentraler Aspekt ihres Glaubenslebens ist. Doch worauf kommt es dabei an? Und was ist Gott dabei wirklich wichtig?
„Ihr habt harte Worte gegen mich ausgestoßen!, spricht der HERR. Aber ihr fragt: »Was haben wir untereinander gegen dich geredet?« Ihr habt gesagt: »Es ist umsonst, dass man Gott dient, und was nützt es uns, seine Ordnung zu halten und vor dem HERRN der Heerscharen in Trauer einherzugehen? Und nun preisen wir die Übermütigen glücklich; denn die, welche Gesetzlosigkeit verüben, stehen aufrecht, und die, welche Gott versucht haben, kommen davon!« Da besprachen sich die miteinander, welche den HERRN fürchteten, und der HERR achtete darauf und hörte es, und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, welche den HERRN fürchten und seinen Namen hoch achten. Und sie werden von mir, spricht der HERR der Heerscharen, als mein auserwähltes Eigentum behandelt werden an dem Tag, den ich bereite; und ich will sie verschonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient. Dann werdet ihr wieder sehen, was für ein Unterschied besteht zwischen dem Gerechten und dem Gesetzlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (Mal 3,13-18).
Das Buch des Propheten Maleachi beschreibt einen Zustand, der Gott sehr missfällt. Tragisch ist, dass das Volk diesen Zustand größtenteils nicht erkennt! Immer wieder äußert sich Gott kritisch über ihren falschen Gottesdienst: harte Worte, die gegen Ihn ausgesprochen werden, ein verunreinigter Opferaltar, durch den der Name Gottes verächtlich gemacht wird usw.
Doch jedes Mal reagieren die Menschen mit scheinbar ahnungslosen Gegenfragen: ‚Womit denn?‘ – ‚Wie denn?‘ Dieser Zustand offenbart eine Haltung, die dem Gott wohlgefälligen Gottesdienst deutlich widerspricht. Gott macht unmissverständlich klar, dass eine solche Form der Gottesverehrung besser gar nicht erst stattfinden sollte.
„Es soll doch lieber gleich jemand von euch die Türen des Tempels schließen, damit ihr nicht vergeblich mein Altarfeuer anzündet! Ich habe kein Wohlgefallen an euch, spricht der HERR der Heerscharen, und die Opfergabe, die von euren Händen kommt, gefällt mir nicht!“ (Mal 1,10).
Die Suche nach der Ursache
Wie kann es zu einem solch falschen Ergebnis unseres Opfers für Gott kommen?
„Ihr aber seid vom Weg abgewichen; ihr seid schuld, dass viele im Gesetz zu Fall gekommen sind, ihr habt den Bund mit Levi missbraucht!, spricht der HERR der Heerscharen. Darum habe auch ich euch beim ganzen Volk verächtlich und unwert gemacht, weil ihr meine Wege nicht bewahrt, sondern bei Anwendung des Gesetzes die Person anseht“ (Mal 2,8-9).
Es kam sogar so weit, dass diejenigen, die am Gottesdienst tätig waren, verächtlich gemacht wurden, weil sie entscheidende Dinge in ihrem Dienst ausblendeten. Diese Dinge sind jedoch aus Gottes Sicht von zentraler Bedeutung. Wenn Gott keinen Gefallen an uns hat – das heißt, an unserer Haltung, an unserem Herzenszustand – dann braucht Er auch keine Opfergaben. Dann scheint der ganze Dienst vergebens zu sein. Denn Gott ist nicht gewillt, einen Dienst anzunehmen, der nicht aus echter Gottesfurcht geschieht. Doch wie lässt sich das auf unsere heutige Situation übertragen? Worin kann sich ein solcher Zustand heute widerspiegeln?
Ein Merkmal, das hier abhandengekommen ist, und sich wie ein roter Faden durchzieht und auch in jedem Kapitel erwähnt wird, ist eine ganz bestimmte Haltung, die Gott dringend in unserem Leben sehen möchte. Es ist eine Sache, von der so viel in unserem geistlichen Leben abhängt. Es allein als eine gute Tugend zu bezeichnen, ist wahrscheinlich zu gering, hier zeigt sich vielmehr ein ganzer Lebensstil.
Die Furcht Gottes schützt uns, denn wie Er im Licht ist, so sollen auch wir im Licht leben und Gemeinschaft miteinander haben.
Gottesfurcht im christlichen Leben
„Bin ich Herr, wo ist die Furcht vor mir?“ (Mal 1,6). Gott zu fürchten, bedeutet nicht, in Angst und Schrecken zu verkrampfen, weil ich für jeden Fehltritt eine Strafe fürchten muss, wobei ein gewisses Bewusstsein der Rechenschaftspflicht und Verantwortung vorhanden sein muss. Vielmehr geht es hier um eine gewisse Grundhaltung, die meine Beziehung zu Gott klar beeinflussen soll. Ein Gott entsprechender und Ihm wohlgefälliger Gottesdienst, eine Anbetung, die Ihn wahrhaftig ehrt. Das wird je nach Bibelübersetzung an vielen Stellen in der Bibel mit Begriffen wie Frömmigkeit und Gottseligkeit beschrieben.
Wenn der Lobpreis und die Anbetung in unseren Gottesdiensten nicht von Gottesfurcht geprägt sind, werden sie fleischlich und leer. Ausgelassene Freude bedarf einer Ausbalancierung durch Gottesfurcht.
„Dient dem Herrn mit Furcht und frohlockt mit Zittern“ (Ps 2,11).
„Ich aber darf durch deine große Gnade Eingehen in dein Haus; ich will anbeten, zu deinem heiligen Tempel gewandt, in Ehrfurcht vor dir“ (Ps 5,8).
Verkündigung des Wortes in Gottesfurcht
Auch eine Predigt ohne Gottesfurcht droht zur Unterhaltung, zur Belustigung und zur Menschengefälligkeit zu werden. Weil der eigentliche Sinn und die Ausrichtung, also die lebendige Vorstellung von Gott, verloren gehen. Gottesfurcht lässt unseren Herrn immer an der richtigen Stelle stehen, in Herrlichkeit und Ehre auf Seinem Thron und bewahrt vor einem verzerrten Gottesbild. Wo der Gottesdienst seine Salbung verliert und auf unterhaltende Alternativen zurückgegriffen wird, um Menschen mit unterschiedlichen weltlichen Methoden zu begeistern, ist ganz sicher Gottesfurcht abhandengekommen.
„Mein Bund mit ihm war Leben und Friede, und ich verlieh ihm beides, damit er mich fürchtete, und er fürchtete mich auch und hatte Ehrfurcht vor meinem Namen. Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Mund, und nichts Verkehrtes wurde auf seinen Lippen gefunden; er wandelte mit mir in Frieden und Aufrichtigkeit, und viele brachte er zur Umkehr von der Missetat. Denn die Lippen des Priesters sollen die Erkenntnis bewahren, und aus seinem Mund soll man das Gesetz erfragen; denn er ist ein Bote des HERRN der Heerscharen“ (Mal 2,5-7).
Um das Wort Gottes so getreu und wahrheitsgemäß wie möglich zu übermitteln, bedarf es Ehrfurcht vor Seinem Namen, um nicht Menschen gefällig zu sein, kompromissfreudig einzulenken und dem Ansehen der Person nachzugeben.
Echte Gotteserkenntnis in der jetzigen Weltzeit
„Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach dem Werk jedes Einzelnen, so führt euren Wandel in Furcht, solange ihr euch hier als Fremdlinge aufhaltet. Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus als eines makellosen und unbefleckten Lammes“ (1.Petr 1,17-19).
Die Aufforderung des Apostels Petrus, in Gottesfurcht zu wandeln, wird hier von zwei Aussagen umschlossen. Zum einen, dass Gott kein Ansehen der Person hat und zum anderen, dass uns der Preis der Erlösung vor Augen bleiben muss. Das echte Bewusstsein über das Opfer Jesu Christi führt immer zur Gottesfurcht und nicht zu Erweiterung von Toleranzen oder zur Akzeptanz von mehr Fehltritten, die Gott ja sowieso vergeben hat. Nein, das wäre Missbrauch der Gnade. Echtes Verständnis über die reiche Gnade Gottes führt zu einem anderen Zustand.
„Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit“ (Tit 2,11-12).
Das ist ein Zustand, der auch in der jetzigen Weltzeit ein klares Unterscheidungsvermögen besitzt, da solch ein Leben von Gottesfurcht gekennzeichnet ist.
Verkündigung mit Furcht und Zittern
„So bin auch ich, meine Brüder, als ich zu euch kam, nicht gekommen, um euch in hervorragender Rede oder Weisheit das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. Und ich war in Schwachheit und mit viel Furcht und Zittern bei euch. Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1.Kor 2,1-5).
Was hat Apostel Paulus hier in Furcht und Zittern versetzt? Ganz sicher nicht das Lampenfieber oder die Sorge, von Menschen falsch beurteilt zu werden. Es war vielmehr die Sehnsucht, ein Evangelium zu verkündigen, das das Kreuz im Zentrum hat. Er war in Sorge, das Evangelium zu verbilligen, weil die Aufmerksamkeit mehr auf vortrefflicher Redekunst liegen könnte. Nein, damit der Glaube auf Gottes Kraft und Erweisung des Geistes gegründet wird, muss das Kreuz Jesu im Zentrum bleiben und das hat ihn in Furcht und Zittern vor Gott, als seinem Auftraggeber, versetzt.
Wie wirkt sich das auf unser alltägliches Leben aus?
Mit unseren kleinen Kindern singen meine Frau und ich zu Hause oft ein sehr einfaches Lied. Der Sinn ist sehr tief und hilft schon den Kleinen, eine klare Vorstellung über Gottesfurcht zu bekommen. „Pass auf kleines Auge, was du siehst… kleines Ohr, was du hörst… kleine Hand, was du tust…“ Warum ist das so? „Weil der Vater im Himmel, herabschaut auf dich.“ David schreibt es in einem seiner Psalmen so trefflich.
Für mich ist das eine ganz persönliche Definition über Gottesfurcht geworden, die man kaum besser formulieren könnte: „Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht“ (Ps 16,8).
Außerdem ist hier noch eine gewaltige Verheißung mitgesichert! Solange uns der Herr vor Augen bleibt, werden wir nicht wanken. Wenn wir ehrlich sind, so sind es immer die Momente, in denen wir uns erlauben, uns verunreinigende Dinge anzusehen oder anzuhören, wenn uns der Herr nicht mehr vor Augen steht! Wir verlieren Ihn aus dem Blick und auch aus dem Sinn, der Rest ist eine logische Folge.
„Weil sie nicht darum besorgt waren, Gott in ihrem Verstand zu haben, hat Gott sie einem verkehrten Sinn dahingegeben, um zu tun, was nichts taugt“ (vgl. Röm 1,28 – wörtlich aus dem Russischen übersetzt).

Gottesfurcht sollte die Grundhaltung des Eifers sein. Wenn ich sie am Ende nicht habe, muss ich mich nochmals überprüfen.
Beispiel aus der Seelsorge
Ein verlobtes Paar kam einmal mit einem klaren Geständnis zur Seelsorge: Sie hatten gewisse Grenzen überschritten. „Ja, ihr wurdet auch gesehen“, teilte ihnen der Bruder mit. Voller Entsetzen verzogen sich ihre Gesichter. „Von wem? Den Eltern? Nachbarn? Freunden?“ Doch immer wieder lautete die Antwort: „Nein.“ – „Von wem dann? Wer kann uns beobachtet haben?“ – „JESUS hat euch gesehen“, war schließlich die auflösende Antwort.
Einerseits erleichtert, zugleich aber auch tief beschämt mussten die beiden zur Kenntnis nehmen, was ihnen hier beigebracht wurde. Ist es nicht oft ein Armutszeugnis unseres Glaubens, dass wir vor Menschen versuchen, unser Gesicht zu wahren – aber gerade dort, wo uns niemand sieht, in Heimlichkeiten oder scheinbarer Privatsphäre, die Rechnung ohne den allgegenwärtigen und allsehenden Gott machen? Das ist ein Ausdruck mangelnder Gottesfurcht.
Einmal war meine Frau verletzt über eine grobe Antwort von mir. Sie sagte zu mir: „Wenn unser Gemeindeleiter jetzt hier gestanden hätte, hättest du mir nicht so geantwortet.“ – Oh, wie wahr und beschämend. Das ist eine der entscheidenden Fragen, die ich jungen Menschen oft in diesen Situationen stelle: „Hättest du dir das angeschaut, gehört oder getan, wenn ich in deinem Zimmer gewesen wäre?“ – „Nein!“ – „Und wenn deine Eltern dabei gewesen wären?“ – „Nein, niemals!“ Aber was ist mit Jesus? Jesus ist doch hier, Er sieht und hört alles, vor Ihm wird doch ein Gedenkbuch geschrieben. Für die Gottlosen zum Urteil, für die Gottesfürchtigen zum Trost.
Ein Leben im Licht
Die Furcht Gottes bedeutet, ein bewusstes Leben im Licht zu führen. Was ist damit gemeint? Ein Leben, das sichtbar und transparent bleibt, vor allem vor den Augen des Höchsten, dem nichts entgeht.
„Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern alles ist enthüllt und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben“ (Hebr 4,13). Während einer Jugendfahrt versuchte ich, der Jugend einmal etwas zu veranschaulichen. Ich fragte: „Kann mir jemand sein Smartphone geben?“ Jemand antwortete: „Ja, klar.“ Ich sagte: „Ich benötige den Pin oder den Fingerabdruck. Kannst du mir den auch noch freigeben?“ Oh, da wurde es schon kritisch. Warum? Würden hier eventuell Dinge ans Licht kommen, die nicht jeder wissen sollte? Dinge, für die man sich schämen würde. Unnütze Chatverläufe auf Social Media oder unzählige Shorts und Videoverläufe, an denen man sich schmutzig gemacht hatte? Bilder mit unmoralischen Inhalten und Apps, die so viel Zeit rauben. Ist das, was wir zu verbergen versuchen, Licht oder Finsternis? So lange etwas Finsternis bleibt, laufen wir Gefahr, verurteilt zu werden. Sobald es aber ans Licht kommt, winkt der Freispruch. Lasst uns einmal ganz praktisch prüfen: Wie beurteilt Jesus unsere Smartphonenutzung?
In einem Seelsorgegespräch erzählte mir ein Bruder folgendes: „Meine Frau und ich haben ein gemeinsames Zugangskonto auf dem Smartphone. Das heißt, sie sieht alles, was ich mir anschaue und ich sehe alles, was sie schaut. So schützen wir uns gegenseitig. Die Furcht Gottes schützt uns, denn wie Er im Licht ist, so sollen auch wir im Licht leben und Gemeinschaft miteinander haben.“ „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1.Joh 1,7).
„Kommt her, ihr Kinder, hört auf mich; ich will euch die Furcht des HERRN lehren! Wer ist der Mann, der Leben begehrt, der sich Tage wünscht, an denen er Gutes schaut? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht betrügen; weiche vom Bösen und tue Gutes, suche den Frieden und jage ihm nach!“ (Ps 34,12-15).
„So weiß der Herr die Gottesfürchtigen aus der Versuchung zu erretten, die Ungerechten aber zur Bestrafung aufzubewahren für den Tag des Gerichts“ (2.Petr 2,9).
Schutz vor Sünde
Die Furcht Gottes bewahrt vor sexueller Anfälligkeit, einer zügellosen Zunge, von voreiligen Entscheidungen, vor Überheblichkeit und falscher Selbstsicherheit. So sind in der Gottesfurcht ein gewaltiger Schutz und eine Vielzahl göttlicher Verheißung enthalten. „Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!“ (2.Kor 7,1).
Um die Heiligkeit zu bewahren und an diesem Zustand dauerhaft festzuhalten, ist die Gottesfurcht der entscheidende Ratgeber. Durch sie können wir deutlich erkennen, was Gott gefällt und nicht gefällt, und was mit Ihm Gemeinschaft haben kann und was nicht. Folgende entscheidende Fragen sollten uns immer wieder begleiten: Was würde Jesus davon halten? Wie würde Er handeln? Wie sieht Gott diese Sache?
Unterordnung als wichtiger Bestandteil der Gottesfurcht
„Ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes!“ (Eph 5,21). Ein weiteres gesellschaftliches Problem, das aus einem Mangel an Gottesfurcht entsteht, ist die zunehmende Schwierigkeit, sich unterzuordnen. Dieses Problem zieht sich durch alle Lebensbereiche: am Arbeitsplatz zwischen Arbeitgebern und Angestellten, in der Schule zwischen Lehrern und Schülern, zwischen der älteren und der jüngeren Generation, in der Gemeinde, in der Familie – zwischen Ehepartnern sowie zwischen Eltern und Kindern.
Überall scheint die Bereitschaft, sich bewusst einer von Gott gesetzten Ordnung unterzuordnen, zu einem riesigen Problem geworden zu sein. Was ist der Grund hierfür? Mangel an Gottesfurcht! Um Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten zu klären, hat Gott uns mit der Möglichkeit der „Unterordnung“ ein wunderbares Geschenk gemacht, dass leider so oft missverstanden wird. Autoritäten werden nicht im Licht Gottes betrachtet, sondern vielmehr durch selbstliebende und selbstverherrlichende Motive in Frage gestellt.
Auch hier bekommt durch die Gottesfurcht wieder alles seinen richtigen Platz, wenn wir bereit sind, von uns selbst abzusehen und alles Gott zu übergeben. Wir kämpfen nicht bis aufs Letzte für unser Recht, selbst wenn wir zu Unrecht behandelt werden. Gott sieht es ja! Er weiß es doch am besten. Wird Er nicht eintreten, wenn wir Ihm alles überlassen? Ja, ich fürchte Gott.
Josef sagte, als seine Brüder seine Rache fürchteten: „Bin ich denn an Gottes Stelle?“ (1.Mo 50,19). Joseph offenbart seinen Brüdern mit dieser Aussage seine tugendhafte Herzenseinstellung, die über die ganzen Jahre hinweg von Gottesfurcht geprägt war. Sie wollten ihm Böses antun, Gott machte daraus jedoch Gutes! Das ist die Weisheit der Gottesfurcht, die sich nicht über den einschüchternden Beginn einer Angelegenheit beklagt, sondern ihr glorreiches Ende rühmt. So trösten sich die Gottesfürchtigen.
„Du sollst dem Tauben nicht fluchen und dem Blinden keinen Anstoß in den Weg legen, sondern du sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der HERR!“ (3.Mo 19,14).
„Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Person eines Alten ehren; und du sollst dich fürchten vor deinem Gott! Ich bin der HERR“ (3.Mo 19,32).
„So soll nun keiner seinen Nächsten übervorteilen; sondern du sollst dich fürchten vor deinem Gott; denn ich, der HERR, bin euer Gott!“ (3.Mo 25,17).
Im Buch Levitikus gibt Gott Seinem Volk einen Maßstab für ein vortreffliches moralisches und ethisches Leben miteinander – besonders im Umgang mit den Schwachen der Gesellschaft, wie Alten, Kranken, finanziell Notleidenden usw. Doch warum sollten sie diesem Maßstab entsprechen? Die Antwort gibt Gott auch: „Du sollst dich fürchten vor deinem Gott!“ In allen Bereichen ist das der ausschlaggebende Punkt, der unser Verhalten entscheidend mitbegründen soll.
Gottesfurcht im Gebetsleben
„Dieser hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit lautem Rufen und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte, und ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen“ (Hebr 5,7).
Meistens wird unsere Gebetserhörung vom Glauben abhängig gemacht, was auch richtig ist. Der Glaube aber hat die Gottesfurcht als wichtigen Bestandteil, weil die Gottesfurcht in unserem Gebet nicht einfach unsere persönlichen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt, sondern die Dinge, die Gott als notwendig sieht. Das verändert unser Gebet maßgeblich und schafft eine ganz andere Durchschlagskraft. So ermöglichen wir Gott, in unserem Leben entscheidend einzugreifen. Hat uns das nicht Jesus Christus im Garten Gethsemane klar gezeigt?
„Und er riss sich von ihnen los, ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder, betete und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch von mir nehmen willst – doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er war in ringendem Kampf und betete inbrünstiger; sein Schweiß wurde aber wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen“ (Lk 22,41-44).
Ja, Er wurde auf übermächtige Art und Weise erhört, um durchzuhalten und die Rettung der Menschheit zu ermöglichen. Preis sei Jesus!
Wenn der Lobpreis und die Anbetung in unseren Gottesdiensten nicht von Gottesfurcht geprägt sind, werden sie fleischlich und leer.
Das richtige Ergebnis
Wie wird unsere persönliche Gottesfurcht nun gefördert? Wie können wir uns damit kleiden? Ganz sicher hat das etwas mit unserer persönlichen Beziehung zu Jesus zu tun! Hieraus wächst unsere reale Vorstellung über Ihn, die uns in Ehrfurcht vor Ihm hält.
„Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote bei dir bewahrst, sodass du der Weisheit dein Ohr leihst und dein Herz der Einsicht zuwendest; wenn du um Verständnis betest und um Einsicht flehst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschst wie nach Schätzen, dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes erlangen“ (Spr 2,1-5).
Wenn wir Ihn persönlich, beständig und auch opferbereit in Seinem Wort und im Gebet suchen, wird Er uns als Lohn das Verständnis über die Gottesfurcht schenken!
Salomo kommt am Ende des Buches Prediger zu einem wichtigen Fazit: „Lasst uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das macht den ganzen Menschen aus. Denn Gott wird jedes Werk vor ein Gericht bringen, samt allem Verborgenen, es sei gut oder böse“ (Pred 12,13-14).
Es kann viel gelernt und gelehrt werden, und man kann sich mit vielem intensiv beschäftigen. Wenn aber alles zusammengelegt wird und unter dem Strich keine Gottesfurcht herauskommt, sollten wir unsere Rechnung noch einmal kontrollieren. Irgendwo haben wir möglicherweise etwas Wichtiges weggelassen oder etwas Falsches dazugezählt, was unsere Summe verfälscht. Die Summe aller Lehre sollte Gottesfurcht hervorbringen.
So wird bereits heute, auch für die letzte Abrechnung die Gottesfurcht einen entscheidenden Unterschied ausmachen. Jesus helfe uns und unseren Gemeinden, Gott auf wohlgefällige Weise nachzufolgen.
„So hatten nun die Gemeinden Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samaria und wurden auferbaut und wandelten in der Furcht des Herrn und wuchsen durch den Beistand des Heiligen Geistes“ (Apg 9,31).
Andreas Kellinger
Gemeinde Irslingen-Neukirch