„Meine Brüder, verbindet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, [den Herrn] der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person! Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit goldenen Ringen und in prächtiger Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr würdet euch nach dem umsehen, der die prächtige Kleidung trägt, und zu ihm sagen: Setze du dich hier auf diesen guten Platz!, zu dem Armen aber würdet ihr sagen: Bleibe du dort stehen, oder setze dich hier an meinen Fußschemel! – würdet ihr da nicht Unterschiede unter euch machen und nach verwerflichen Grundsätzen richten?“ (Jak 2,1-4).
Ich merke, dass es in letzter Zeit sehr schwerfällt, das Gebot zu befolgen, „kein Ansehen der Person“ zu haben. Insbesondere die Ältesten müssen oft in den Gemeinden verschiedene schwierige Fragen schlichten. Und manchmal, wenn der Fall irgendeines jungen Bruders oder einer Schwester geklärt wird, lautet die stumme Frage: „Wessen Sohn (Tochter) ist das?“ Oft wirkt sich die familiäre Zugehörigkeit auf die Entscheidung aus. Wie aber schaut der Herr darauf?
Unsere Verantwortung vor dem Herrn ist sehr groß. Wir müssen daran denken, dass wir jede getroffene Entscheidung vor dem Herrn verantworten müssen. Sicherlich gibt es Personen, die es zu tragen gilt, anderen hingegen muss mit Strenge begegnet werden. Oft aber kommt es vor, dass wir jemanden streicheln und nachsichtig mit ihm handeln, statt ihn zu bändigen, nur aufgrund der Tatsache, dass es ein Kind eines vermeintlich wichtigen Menschen ist.
Dabei ruft uns Jakobus zum Handeln auf, ohne auf die Person zu achten, die sich gerade vor uns befindet. Bei mir persönlich kommt es vor, dass ich bei manchen Entscheidungen im Nachhinein darüber nachdenke, ob ich nicht zu nachgiebig gewesen bin oder andersherum, ob ich nicht zu streng zu dem Menschen war. Denn wie bereits erwähnt: vor Gott muss ich das eigene Handeln verantworten. Und weiter sagt Jakobus: „Wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter verurteilt“ (Jak 2,9).
Der Herr sieht alle unsere Entscheidungen! Wie nötig haben wir doch Weisheit und Führung in all diesen Fragen!
Schon zu Zeiten des Alten Testaments gab es Menschen, ja sogar Diener, die in Gottes Augen zu Übertretern wurden aufgrund dessen, dass sie die Person ansahen. Gott sprach streng zu dem Priester Eli, weil dieser ein parteiisches Verhältnis zu seinen Söhnen hatte:
„Und du ehrst deine Söhne mehr als mich, so dass ihr euch mästet von den Erstlingen aller Speisopfer meines Volkes Israel! […] Siehe, die Zeit wird kommen, da ich deinen Arm und den Arm des Hauses deines Vaters abhauen werde, so dass in deinem Haus niemand alt werden soll. Und du wirst Not in [deiner] Wohnstätte sehen bei all dem Guten, was [Gott] Israel erweisen wird; und es wird nie mehr ein Betagter in deinem Haus sein“ (1.Sam 2,29.31.32).
Ich wünschte, dass wir immer an unsere Verantwortung vor dem Herrn denken, wenn wir Entscheidungen abwägen, die andere Brüder und Schwestern betreffen. Jeder sollte sich selbst in Bezug auf das unvoreingenommene Handeln unseren Nächsten gegenüber überprüfen.
Es ist erschreckend, wie viele ohne nachzudenken ein Urteil über ihre Mitmenschen fällen und damit falsch liegen.
Dass bei Gott kein Ansehen der Person gilt, sehen wir klar am Beispiel Davids. Obwohl Gott diesen sehr liebte und ihn sogar als einen Mann nach Seinem Herzen bezeichnete, schonte Er ihn in seinen Verfehlungen nicht, sondern vollzog die gerechte Strafe. Als Nathan zu ihm kam und das Gleichnis vom Schaf des Armen und vom reichen Menschen erzählte, brannte David vor Wut und sein Urteil war sehr radikal: „Der Mann, der dies getan hat, ist ein Kind des Todes“ (vgl. 2.Sam 12,5)!
Als der Prophet ihm aber antwortete, dass er dieser Mensch sei, hätte David seine Meinung wahrscheinlich ändern wollen, er hätte sich milder beurteilen wollen. Doch Gottes Strafe erfolgte genauso, wie David es gefordert hatte: vierfach. Oft handeln wir ähnlich: einige setzen wir nach vorne, erweisen ihnen große Ehre und danach kommt dann plötzlich heraus, dass es Menschen sind, die die Furcht Gottes verloren haben.
Oder es geschieht andersherum: Es kommt jemand, bekennt sein Vergehen, das er vor 10 Jahren begangen hat und wir überlegen: „Das war vor 10 Jahren. Lasst uns beten, möge der Herr dich segnen.“ Gleichzeitig haben wir jemanden, der mit der gleichen Sünde kommt, die gestern vollbracht wurde, und wir maßregeln ihn. Nennt sich das Gerechtigkeit? Wer hat mehr Schuld und gegenüber wem muss man nachsichtiger sein? Zu dem, der die Sünde tat und 10 Jahre lang schwieg oder zu dem, der gestern sündigte und bereits heute bereut?
Der Herr sieht alle unsere Entscheidungen! Wie nötig haben wir doch Weisheit und Führung in all diesen Fragen! Denn das sind nicht unsere persönlichen Angelegenheiten – das sind die Angelegenheiten von Gottes Kindern. Wie nötig ist es doch, in der Furcht Gottes zu wandeln, um diese Angelegenheiten gerecht zu klären. Wie schrecklich ist es jedoch zu sehen, wie viele ohne nachzudenken ein Urteil über Menschen fällen und damit falschliegen. Aber lass es dann unser Kind sein.
Eines Tages sagte mein Sohn, der zu dem Zeitpunkt etwa 20 Jahre alt war, irgendetwas Schlechtes über die Gemeinde. Ich bat ihn, das nicht mehr zu tun und warnte ihn, dass er, wenn er damit fortführe, vor der ganzen Gemeinde zurechtgewiesen werden würde. Im ersten Moment gehorchte er, aber nach einer Weile tat er es wieder. Dann ließ ich ihn und noch einen Kameraden nach dem Gottesdienst aufstehen und sagte vor der Gemeinde das, was in dieser Angelegenheit notwendig war und wir beteten für sie.
Oh, wie sich mein Sohn empörte, als ich nach Hause kam: „Papa, ich bin fast 20, wie konntest du so mit mir handeln?“ Meine Ehefrau war ebenfalls besorgt: „Wie wird er denn nun zur Jugendstunde gehen?“
Brüder, ich möchte Folgendes festhalten: Wenn wir gerecht handeln, werden wir die Kinder nicht aus der Gemeinde wegführen. Im Gegenteil, wir werden sie gewinnen. Und wir werden ein Beispiel für die Anderen sein. Mir wurde einmal gesagt: „Was machst du? Du wirst mit deinen Alten allein bleiben. Danach wirst du sie beerdigen und selbst sterben.“
Aber es gibt einen Herrn, der uns bewahrt hat! Wir sehen in allem die Hand Gottes – beispielsweise hatten wir zu der Zeit nur einen Jugendchor, jetzt sind es bereits vier. Preis sei dem Herrn! Lasst uns den Glauben an den Herrn Jesus Christus haben, ohne Ansehen der Person!
Viktor Wronskij, Sacramento, USA
aus Slowa Christianina 2019/2
Ansehen der Person
Was bedeutet Ansehen der Person zu haben? Es ist eine parteiische, voreingenommene Haltung gegenüber jemandem. Die Sichtweise auf ihn gründet sich auf persönliche Gefühle oder die Position des Menschen. Hierbei spielen Aspekte wie Menschengefälligkeit, die Bevorzugung eines Menschen und die Abhängigkeit des persönlichen Profits (vgl. Judas 16) eine große Rolle.
In der Bibel wird verständlich beschrieben: „Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person“ (Röm 2,11). Darüber sprach auch Petrus, als er bei Kornelius war: „Da tat Petrus den Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern dass in jedem Volk derjenige ihm angenehm ist, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt!“ (Apg 10,34f).
Wenn Gott die Person nicht ansieht, dann dürfen auch wir es als Seine Nachfolger nicht tun. Die Heilige Schrift gibt uns noch weitere Anweisungen, wie wir unseren Nächsten gegenübertreten sollen: „Ihr sollt keine Ungerechtigkeit begehen im Gericht; du sollst weder die Person des Geringen ansehen noch die Person des Großen ehren; sondern du sollst deinen Nächsten gerecht richten“ (3.Mo 19,15). „So sei denn der Schrecken des HERRN über euch; nehmt euch in acht, was ihr tut! Denn bei dem HERRN, unserem Gott, gibt es weder Unrecht noch Ansehen der Person noch Bestechlichkeit“ (2.Chr 19,7). „Es ist nicht gut, wenn man die Person des Gottlosen ansieht, um den Gerechten zu unterdrücken im Gericht“ (Spr 18,5).
Gottes Wort gibt uns hier eine Vielzahl von Weisungen. Lasst uns vom Wort Gottes lernen.