Meine Seele erhebt den Herrn

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  • Wenn wir uns Gottes Thron nähern wollen, sollen wir von denen lernen, die dort gewesen sind. Bildquelle: AdobeStock_233314853 @ Choat

Meine Seele erhebt den Herrn

2021-12-03T13:20:28+01:0030. November 2021|

Eine Übersetzung des Artikels „Величит душа моя Господа“ aus der Stephanus Ausgabe 4|2021 der Russischen Seite

 

Die Originalquelle der ersten beiden Kapitel des Lukasevangeliums war zweifellos Marias Zeugnis, das voller Gnade und Wahrheit über das Kommen des Erretters in diese Welt berichtet. Nach einer Zeitspanne von mehr als 33 Jahren wiederholte sie ehrfürchtig den Lob, den sie in ihrer Jungfernzeit ausgesprochen hatte: „Meine Seele erhebt den Herrn“ (Lk 1,46). Maria, eine wahre Dienerin des Herrn, holte diese Worte erneut aus der Tiefe ihres Herzens hervor. Und offensichtlich ist, dass sie nicht nur aus ihrer Erinnerung kamen, sondern sie lebte sie auch tatsächlich! Und diese Schönheit des Geistes, die Rüstigkeit der Seele, die Kraft des Glaubens, die durch das Evangelium vermittelt wird, ist jetzt eine kostbare Quelle des Segens für alle, die Gott in ihren Herzen erheben wollen.

Das Loben Marias ist das Gebet, das Gott den gebrochenen Herzen von Seinem Thron aus gibt. Es wurde in Marias ernsten Lebensumständen geboren. Stellt euch nur vor: Eine unverheiratete, verlobte Jungfrau muss ein Kind gebären! Im Osten wurde man dafür gesteinigt. Keine einzige Generation innerhalb der letzten zweitausend Jahre war ohne Menschen, die keine Niederträchtigkeiten darüber verbreitet hätten. Und hier ist sie, die Jungfrau Maria, die nur auf Gott schaut und nicht auf die Meinung der Menschen achtet. Ihre Worte lauten: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter“ (Lk 1,46-47).

Was für eine Erhabenheit! Wenn Gott, dann der Erretter! Es ist noch weit bis Golgatha, aber der Herr tritt mit nur einem Ziel und nur in einer Eigenschaft in Marias Leben – Er ist ihr Erretter und Erlöser! Und Maria begreift das und nimmt es an. Er ist nicht derjenige, dem man sagen kann: „Wir stehen jetzt in einer solchen Beziehung zueinander, dass ich dich um etwas bitten muss.“ Das sind irdische Gedanken. Die Beziehung zwischen Maria und dem Herrn aber basiert auf der vollkommenen Bereitschaft, das anzunehmen, was der Herr ihr gab. Wenn wir zu Gottes Thron gehen, müssen wir von denen lernen, die dort waren. Ihre Kenntnis und Erkenntnis Gottes wird vom Heiligen Geist auf den Seiten der Heiligen Schrift "befürwortet" und uns gegeben.

Wenn man das Lob Marias rein praktisch betrachtet, muss man lernen, auch so vor dem Angesicht Gottes zu beten. Ob es dich betrifft oder nicht, hängt oft von deinem geistlichen Zustand ab. Wenn Gott sich dir nicht als Retter offenbart hat, wenn es dich nicht nach Ihm dürstet und du nicht daran denkst, dass Er dich gerettet hat, musst du über deinen geistlichen Zustand nachdenken. Versuche deshalb so zu beten und die Worte vom Throne Gottes werden dein Herz beleben, es erneuern und reinigen.

„Dass er angesehen hat die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter! Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name“ (Lk 1,48-49).

Schon die Annäherung an Gottes Thron ist für uns etwas Großes. Was hat der Herr für uns getan? Die Erhabenheit schuf der Starke. Seine Kraft und Macht sind so, dass sie einen Menschen durchs Gebet in den Himmel erheben können, oder anders gesagt, erhöhen. In diesem ist das Wesen des Gebets. Wie macht das der Herr? Er schaut auf unsere Demut, denn die Demut entsteht aus der Erkenntnis der Größe und Liebe Gottes. Und heilig ist Sein Name. Die Heiligkeit Gottes aber liegt in Seiner Liebe. Er hat uns mit Seinem Blut gewaschen, uns die Möglichkeit gegeben zu leben und uns mit unserem Glauben zu Ihm zu wenden. Wir dürfen uns Seine Kinder nennen und Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten und das Leben aus Seinem Wort schöpfen.

Die Demut verbirgt sich in der Erkenntnis Seiner Erhabenheit und Liebe. Und wenn wir Gottes Liebe nicht vertrauen, ist es erforderlich, dass wir um Vergebung bitten. Wir können unser Herz in einfachen Worten zu Ihm erheben: „Vergib mir, dass ich Dir wenig danke, dass es immer noch Einsamkeit, Bitterkeit und Angst in meinem Herzen gibt, und ich Deinen Sieg noch nicht spüre. Aber heilig ist Dein Name und Deine Liebe ist groß, um es zu spüren und im Glauben gestärkt zu werden.“ Und erst nachdem die Seele Gott erhoben und der Geist sich gefreut hat, können wir etwas bitten und es erwarten, denn der Herr wird auf ein demütiges Herz schauen.

„Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten“ (Lk 1,50).

Dies muss wiederholt und in Erinnerung gerufen werden. Oft scheint es uns, dass Gott Seine Barmherzigkeit links und rechts verteilt. Das ist aber nicht so. Seine Barmherzigkeit ist kostbarer als Perlen und kostbarer als Gold, das durch Feuer gereinigt wurde! Sie erstreckt sich nicht über die, die für ihre gottlosen Begierden und Lüste bitten. Gott schenkt denjenigen Barmherzigkeit, die Ihn fürchten und die Seiner Stimme gehorchen. Herr, lass uns zu denen gehören, die Dich fürchten und niemals – niemals ihr Lager verlassen!

„Er tut Mächtiges mit seinem Arm; er zerstreut, die hochmütig sind in der Gesinnung ihres Herzens. Er stößt die Mächtigen von ihren Thronen und erhöht die Niedrigen. Hungrige sättigt er mit Gütern, und Reiche schickt er leer fort“ (Lk 1,51-53).

Dies ist ein sehr wichtiger Teil des Gebets. Es wird ausgesprochen, nachdem wir den Herrn erhoben haben und sich unser Geist erfreute. Nachdem wir Gott verherrlicht haben, stehen wir demütig an Seinem Thron. Und dann erfüllt der Herr die Demütigen mit der Erhabenheit Gottes und lässt die Reichen ohne nichts gehen. Und lasse nicht zu, so zu beten, wie der Pharisäer betete: „Ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen“ (Lk 18,11). Stattdessen sollten die Worte des Apostels Paulus von unseren Lippen zu hören sein: „[Du bist] in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin“ (1.Tim 1,15). Gottes Barmherzigkeit ist sehr groß, aber nur zu den Demütigen und zu denen, die ihn fürchten. Aber die Hochmütigen wird Er in der Gesinnung ihres Herzens zerstreuen.

Interessanterweise ist dieser Teil des Gebets von Maria in der Vergangenheitsform geschrieben (in der russ. Übersetzung), was bedeutet, dass der Herr schon alles getan hat! Es lohnt sich nicht zu denken, dass Er gerade im Begriff ist zu tun, zu zerstreuen, abzusetzen, zu erheben, zu erfüllen oder fortzuschicken. Wir können mit unseren fleischlichen Augen einfach nicht sehen, was Gott bereits getan hat. Herr, hilf uns, diesen sehr wichtigen und wesentlichen Teil des Gebets zu verstehen! Es ist ein Bekenntnis unseres Glaubens. Wir beten selten dieses Gebet, bestätigen aber seine heiligen Prinzipien des Lebens. Und wer nicht ein solches Gebet betet, wird früher oder später sagen: „Ich habe einen schwachen Glauben, und ich hoffe nichts mehr, als dass meine Lieben sich bekehren, damit meine Probleme gelöst werden, denn ich habe keine Kraft mehr.“ Nur der Mensch, der Gott ständig erhebt, nach Gott dürstet und hungert, Ihn von ganzem Herzen liebt mit ganzem Verstand und mit all seiner Kraft, wird verstehen, dass der Herr „die Hungrigen mit Gütern sättigt“ (Er hat schon gesättigt!).

„Er nimmt sich seines Knechtes Israel an, um an [seine] Barmherzigkeit zu gedenken, wie er es unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinem Samen, auf ewig!“ (Lk 1,54-55).

Maria hatte kein anderes Volk. Sie betete für Israel. Für uns heute ist es auch ein Gebet für die Gemeinde, für die Gläubigen. Gott ist groß, heute ist Er das Haupt, nicht nur von Israel. Diese Worte geben voll und ganz das wieder, was der Apostel Paulus an die Heiden schrieb: „Mein großer Kummer und der Wunsch meines Herzens und das Gebet zu Gott für Israel um Erlösung.“ Für Israel um Erlösung zu beten, ist ein großer Segen für die Kinder Gottes, denn durch den Segen Israels wird jeder von uns durch Gott gesegnet sein. Jetzt, da die Zeiten der Heiden vor unseren Augen zu Ende gehen und die Zeit für die Bekehrung Israels, die Erschaffung der Kirche Israels und die Rückkehr des Wortes Christi nach Zion gekommen sind, sind für Gott unsere einstimmigen Gebete besonders wertvoll. Man muss darüber beten, dass an die Barmherzigkeit Gottes zu Israel gedacht wird. Wir müssen uns an Seine großen Verheißungen für Seinen Erstgeborenen erinnern und dass Er der König der Juden ist, der am Kreuz starb.

Ich rufe euch nicht dazu auf, dieses Gebet einfach Tag für Tag zu lesen. Möchte dieser Geist, mit dem es durchtränkt ist, in jedem von uns Freiheit erhalten!

Unsere Gebete sind oft kalt, trostlos, gleichgültig und voller Unglauben. Sie können sich sehr von Marias erhebendem Gebet unterscheiden. Es scheint uns, dass wir das Treiben unseres gefallenen Geistes und die Suche der verlorenen Seele vollständig darlegen müssen. Es ist notwendig, unsere Herzen auf die Kreuzigung des Fleisches hinzurichten und unsere Seele für Christus zu erobern.

Für diejenigen, die nicht beten können: Öffne das Lob Marias oder irgendeinen Psalm, der den Allerhöchsten verherrlicht. Denke darüber nach, wovon es spricht. Es erfordert jedenfalls einen beträchtlichen Kampf des Geistes und der seelischen Kreuzigung, der inneren Stille und der völligen Freiheit von der weltlichen Eitelkeit. Bete so eine Stunde und der Wind von Gottes Bergen und von Seinem Thron wird in dein Herz herabkommen, es verwandeln und mit Freude erfüllen. Und dir werden zu Eigen die gleichen göttlichen Empfindungen, die Maria ausrufen ließen: „Meine Seele erhebt den Herrn!“

 

Leonid Odessky,
Tel Aviv