Missionsreise nach Armenien

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  • Die Brüder stehen vor einem Haus, welches beim Bombenangriff zertstört wurde

Missionsreise nach Armenien

2021-06-08T09:44:19+02:004. Juni 2021|

Am 27.09.2020 begann die militärische Auseinandersetzung zwischen den Ländern Armenien und Aserbaidschan im Gebiet „Berg Karabach“. Durch die heftigen Angriffe verloren auch viele unserer Glaubensgeschwister in den betroffenen Regionen ihre Angehörigen, ihre Häuser und ihr Hab und Gut.

 

Um die Geschwister sowohl mit Gebet und Wort als auch mit finanzieller Hilfe zu unterstützen, machten wir vom 09.01.2021 bis zum 17.01.2021 eine Reise in dieses Land. Ziel der Reise war es, die armen und kriegsgeschädigten Familien und Flüchtlinge in Armenien und im Gebiet „Berg Karabach“ zu unterstützen.  Die dort ansässigen Pfingstgemeinden stellen die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Armenien dar. Allein in der Hauptstadt Jerewan befinden sich 14 unserer Pfingstgemeinden. Seit 1990 besteht eine herzliche Zusammenarbeit zwischen der Mission Stephanus und der armenischen Bruderschaft. Der erste Kontakt wurde damals über Bruder Alexander Konradi hergestellt.

 

Die Anreise am 10.01.2021 in Jerewan verlief ohne Komplikationen. Die Brüder empfingen uns mit sehr großer Herzlichkeit am Flughafen, obwohl es noch sehr früh am Morgen war. Am gleichen Morgen nahmen wir an einem Gottesdienst in Jerewan teil. Von Beginn an erlebten wir eine herzliche Gastfreundschaft. Sogar die älteren Brüder und Diener der Gemeinden begleiteten uns auf allen Reisen durch das Land. Die Gemeinde vor Ort beherbergte uns während des ganzen Aufenthalts im Gemeindehaus. Besonderer Dank für die gesamte Organisation der Reise und der Verpflegung gilt dem Diakon Bruder Rudolf, seiner Familie und den Geschwistern aus der Gemeinde Jerewan. Es waren zudem auch bereits ca. 70 Lebensmittelpakete von der Gemeinde Jerewan vorbereitet worden, die wir im Anschluss bei jedem Familienbesuch verteilen konnten.

Am gleichen Tag besuchten wir eine Witwe mit ihren Kindern. Ihre zwei Söhne wurden in den Krieg eingezogen und kamen mit Verletzungen zurück. Nur durch Gottes Gnade sind sie am Leben geblieben und können heute die Gemeinde besuchen. Durch die militärischen Auseinandersetzungen sind auf armenischer Seite tausende junge Männer im Krieg gefallen und viele junge Männer werden nach wie vor vermisst.

Besuch einer Witwe deren Söhne in den Krieg eingezogen wurden und verletzt zurück kamen.

Während wir zwei Tage auf unsere Brüder aus den USA warteten, nutzten wir die Zeit, um einige hilfsbedürftige Familien und Kriegsverletze in näherer Umgebung zu besuchen. Bei einem dieser Besuche berichtete uns einer der Betroffenen, dass er durch das Tragen des Evangeliums am Körper vor dem sicheren Tod bewahrt worden war. Die Kugel traf das Neue Testament und blieb durch Gottes Gnade darin stecken.

Am späten Abend des 11.01.2021 kamen unsere Brüder aus den USA dazu und gemeinsam machten wir uns am nächsten Morgen um 4 Uhr früh auf den Weg in das Kriegsgebiet „Berg Karabach“. Nach ca. vier Stunden Fahrtzeit erreichten wir den Latschin Korridor. Aktuell wird der Latschin Korridor durch das russische Militär kontrolliert. Eine Einreise in das Kriegsgebiet ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden und nicht ohne triftige Gründe und Genehmigung möglich. Doch Gott hatte dem verantwortlichen Bischoff zuvor offenbart, dass wir trotz Schwierigkeiten in das Gebiet einreisen würden.

 

Nach fünf Stunden Wartezeit am Grenzpunkt wollten wir die Hoffnung auf eine Einreise bereits aufgeben, als die Brüder Waldemar Akulenko und Harut durch armenische Bekannte einen Kontakt zum Außenministerium herstellten. Kurz danach erhielten wir die Einreisegenehmigung. Um zu den betroffenen Familien im Kriegsgebiet zu gelangen, mussten wir einem Korridor 80 km lang folgen, bis wir schließlich in Stepanakert ankamen. Nach einem stärkenden Mittagessen besuchten wir notleidende Familien aus der Gemeinde in Karabach. Neben Lebensmittelpaketen konnten wir die Familien auch finanziell unterstützen. Unser Besuch in den jeweiligen Familien und der Gemeinde Stepanakert war der erste Besuch, seitdem der Krieg ausgebrochen war. Selbst den armenischen Brüdern war eine Einreise bisher verwehrt worden.  Hier konnten wir deutlich sehen, dass diese Reise von Gott gewollt war und wir unter Seinem Segen standen.

Am Abend des gleichen Tages nahmen wir an einem Gottesdienst teil, der von den armenischen Geschwistern bereits sehnsüchtig erwartet worden war. Der Gottesdienst erinnerte uns stark an die Gottesdienste in der UDSSR vor 40 Jahren. Die Einfalt und Herzlichkeit der Geschwister hatten uns gleich zu Beginn fasziniert. In dem dreistündigen Gottesdienst durften wir mit Wort und Gesang dienen.

Wir besuchten viele unserer Glaubensgeschwister, die durch den Krieg viel Leid und Zerstörung erlebt hatten.

Am nächsten Morgen fuhren wir in Gebiete nahe der Grenze zu Aserbaidschan. Hier prägten zerstörte Häuser und Dörfer das Landschaftsbild. Wir besuchten viele unserer Glaubensgeschwister, die durch den Krieg viel Leid und Zerstörung erlebt hatten. So zeigten uns die Brüder auch ein Haus von Gemeindemitgliedern, welches einem Bombenangriff zum Opfer gefallen war. Gott sei Dank waren die Bewohner zur Zeit des Angriffs nicht zu Hause und kamen unbeschadet davon.

Leider haben viele Glaubensgeschwister in ihren Familien Tote durch den Krieg zu beklagen. Dieses Leid kann man schlecht mit Worten beschreiben. Der Schmerz der Angehörigen, die ihre Söhne verloren haben, hat uns sehr tief getroffen. Möge unser Herr die Herzen der Angehörigen trösten und sie in ihrem Leid stärken.  Bitte unterstützt diese betroffen Familien mit euren Gebeten.

 

Am 14.01.2021 besuchten wir nach unserer Rückkehr aus Karabach das Militärlazarett in Jerewan. Auch hier wurden wir mit den direkten Auswirkungen des Kriegs konfrontiert. Den Kontakt zu den Verwandten im Lazarett haben wir zuvor von den Geschwistern aus Karabach übermittelt bekommen. Eigentlich wollten wir nur die betroffen Verwandten besuchen, doch das Elend und Leid der Verletzten ging uns so tief zu Herzen, dass wir anfingen, von Zimmer zu Zimmer zu gehen und in Jesu Namen zu trösten, zu beten und das Evangelium zu verkünden. Anfangs wurde uns der Zutritt nur ungern gewährt, doch als das Personal sah, dass wir zum Trösten und Erbauen gekommen waren, durften wir von Raum zu Raum gehen. Die Verletzten waren gegenüber der Verkündigung des Wortes Gottes sehr offen, vor allem, weil sie sahen, dass Gäste aus den USA, aus der Ukraine und Deutschland sich extra um sie bemühten.

 

Bei einem der letzten Besuche in Jerewan kamen wir zu einem ehemaligen Gefängnisoffizier, der seit kurzem an Krebs erkrankt war. Begleitet wurden wir bei diesem Besuch von dem armenischen Bischoff Bruder Paul. Er erkannte in dem ehemaligen Gefängnisoffizier seinen Wärter, der ihn vor ca. 50 Jahren im Gefängnis bewacht hatte. Bruder Paul saß damals aufgrund seines Glaubens an Jesus Christus im Gefängnis. Da ihm der Wärter damals sehr viel geholfen hatte, war dies ein freudiges Wiedersehen. Der ehemalige Offizier wünschte sich sehr, dass wir für ihn beteten. Gerne erfüllten wir ihm diesen Wunsch.

 

Am 17.01.2021 landeten wir wieder wohlbehalten in Deutschland. Rückblickend können wir mit voller Überzeugung sagen, dass der Herr diese Reise gewollt und gesegnet hat und wir die Gebete um Schutz und Bewahrung deutlich gespürt haben. Die mitgegeben Spenden konnten wir den Notleidenden und Kriegsgeschädigten verteilen und ihnen so in ihrem Elend etwas beistehen. Lasst uns für diese Familien und um die Herstellung eines dauerhaften Friedens beten.

Die verantwortlichen Brüder der armenischen Gemeinden haben uns herzliche Segensgrüße mitgegeben und danken allen für die Liebesgaben und für die Gebetsunterstützung.

 

„Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen“ (Gal 6,9).

 

Waldemar Akulenko, Waldemar Gesswein, Rudolf Witmaier,
CDH-Stephanus

 

Möglichkeit zum Spenden:
https://stephanus-zeitschrift.de/spenden/?individuell/spende
Verwendungszweck: Armenien

 

Dieses Neue Testament hat eine Kugel aufgehalten, welche den sicheren Tod gebracht hätte.