Persönliche Evangelisation – Die Botschaft Jesu Christi mit anderen teilen

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Persönliche Evangelisation – Die Botschaft Jesu Christi mit anderen teilen

2025-10-22T15:13:44+02:0022. Oktober 2025|

Evangelisation ist ein Thema, das heute genauso aktuell und dringend ist, wie zu seinen Ursprungszeiten. Die „Gute Nachricht“ ist die Rettungsbotschaft, die Jesus Christus in diese Welt gebracht hat. Er selbst hat die größte Rettungsaktion der Menschheitsgeschichte in Gang gebracht, die in Gottes Wort mit den bekannten Worten beschrieben ist: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht“ (Joh 3,16).

 

Jesus geht voran – folgst Du?

Die Dynamik dieser Rettungsaktion liegt in der Bereitschaft, erste Schritte zu tun. Den ersten Schritt tat Jesus, indem Er die Herrlichkeit des Vaters verließ und Mensch wurde. Seine weiteren Schritte waren, diese Botschaft durch Sein Leben, Sein Sterben, Seine Auferstehung und Seine Himmelfahrt zu beweisen und wahr werden zu lassen. Was Ihn das alles gekostet hat, lesen wir in der Bibel.

Die Dynamik der ersten Schritte Seiner Nachfolger und all ihr Einfallsreichtum aber auch die Mühen, die diese bereit waren, auf sich zu nehmen, hält die Evangelisation bis heute in Gang. Im Laufe der Zeit wurde sie immer weiter ausgeweitet und erreichte alle Kontinente. Heute gibt es wohl kaum mehr ein Land, in das die „Gute Nachricht“ noch nicht über die unterschiedlichsten Wege eingedrungen ist und in dem die göttliche Rettungsaktion nicht läuft. Immer aber bleibt Gott derjenige, der den ersten Schritt tut. Er bewirkt durch Seinen Heiligen Geist, dass ein Mensch bereit ist, sich retten zu lassen.

Den Weg zur Rettung zu erklären, hat Er jedoch Seinen Kindern aufgetragen, also uns, lieber Leser, liebe Leserin dieser Stephanus Zeitschrift. Gott ist es auch, der uns die Liebe zu den Menschen ins Herz legt, um denen von dieser genialen Botschaft weiterzusagen, die noch nichts davon gehört haben. Nun liegt es an uns zu reagieren.

Damit uns dieser Schritt leichter fällt, und wir konkrete Ideen und Hilfen dafür zur Hand haben, wurde diese Rubrik „Evangelisation“ ins Leben gerufen. Sie soll uns ermutigen, Evangelisation zu unterstützen und sie in unserem Alltag zu praktizieren.

 

Gott ist immer derjenige, der den ersten Schritt tut. Er bewirkt durch Seinen Heiligen Geist, dass ein Mensch bereit ist, sich retten zu lassen.

 

Ein brennendes Herz für verlorene Seelen

Die Leidenschaft, Seelen für Christus zu gewinnen, ist unter den Christen heute sehr schwach. Der größte Teil der Christenheit fühlt sich nicht im Mindesten für das Seelenheil seiner Mitmenschen verantwortlich. Es ist ihnen noch nicht bewusst, dass sie ihres Bruders Hüter sind.

Das Endziel all ihrer Bemühungen ist die Errettung ihrer eigenen Seele. Was wäre, wenn wir fest glauben würden, dass es einen Himmel und eine Hölle gibt, dass der Sohn Gottes, Jesus Christus, der Einzige ist, der uns von dem kommenden Gericht erretten kann?

 

Ich las einmal ein Buch, in dem ein bekannter Atheist folgende Aussage machte: „Wäre ich ein Religiöser, würde ich wirklich und wahrhaftig, ganz überzeugt und konsequent glauben, dass die Erkenntnis und Ausübung meines Glaubens in diesem Leben das Schicksal eines anderen Lebens beeinflusst, der Glaube an Jesus würde mir alles – aber auch wirklich alles – bedeuten. Irdische Freuden würde ich als wertlosen Plunder zur Seite schieben. Irdisches Trachten wäre in meinen Augen Dummheit, irdisches Denken und Fühlen lauter Nichtigkeiten.

Meine ersten Gedanken gälten am Morgen dem Herrn und ebenso am Abend, wenn der Schlaf mich überfällt. Ich würde nicht mehr für die Nahrung arbeiten, die verdirbt, nicht für alle Schätze der Erde, sondern nur für eine Siegeskrone im Himmel, deren Schätze und Freude weit hinter dem Bereich von Zeit und Zufall dieser Welt lägen.

Ich würde allein an das Morgenrot der Ewigkeit denken. Eine einzige Seele für den Himmel zu gewinnen, das wäre mir ein Leben voller Leiden wert. Weder weltlicher Stolz noch Berechnung würden mir das Ziel verrücken.

Ich würde mit dem unsichtbaren Gott reden, meine Gefühle neu entfachen, anfangen, von Ihm zu schwärmen! Die Erde mit Freud und Leid würde keinen Moment von meinen Gedanken Besitz ergreifen.

 

All dies ist dann nur ein winziges Stück der Ewigkeit – so klein, dass keine Worte ihre Winzigkeit beschreiben könnten.

Ich würde nur nach der Ewigkeit Ausschau halten und nach den verlorenen Seelen um mich herum, die bald, sehr bald, für immer verloren oder für immer glücklich wären. Dann würde ich hingehen und der Welt zur Zeit oder Unzeit folgenden Text predigen: ‚Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?‘

Der ungläubige Verfasser hat hier unwissend die Lebensauffassung Jesu Christi dargestellt. Lies es ruhig noch einmal und entdecke dabei, wie genau diese Worte Jesu Verhalten gegenüber der Welt und der Ewigkeit widerspiegeln. Sein Leben stimmte absolut mit Seinem Glauben an die ewige Verdammnis der verlorenen Seelen überein. Haben wir diesen Sinn Christi? Ist unser Verhalten diesem Leben und der Ewigkeit gegenüber so, wie es der Ungläubige aussprach?

 

Wir aber haben Christi Sinn

John Harper, ein Prediger aus London, der mit der Titanic unterging, ist uns ein treffendes Beispiel dafür, wie der Drang, Seelen zu gewinnen, selbst angesichts des bevorstehenden Todes triumphieren und wie der Sinn Christi leibhaftig in einem Menschen wohnen kann.

Auf einer Konferenz stand einmal ein Mann auf und gab folgendes Zeugnis: „Vor vier Jahren, als ich an Bord der Titanic England verließ, war ich ein unbesonnener, gottloser Sünder. In dieser inneren Verfassung wurde ich in jener Nacht von der schrecklichen Katastrophe überrascht. Bald darauf fand ich mich selbst mit Hunderten anderen, verzweifelt um mich schlagend, im kalten, dunklen Wasser des Atlantiks wieder. Ich bekam etwas zu fassen und klammerte mich in Todesangst daran fest. Das Wehgeschrei der Ertrinkenden und der Tumult ringsum klang mir noch in den Ohren, als eine Welle einen Mann in meine Nähe trug, der sich ebenfalls an etwas festzuhalten schien. Er rief mir zu: ‚Ist Ihre Seele errettet?‘ Ich antwortete: ‚Nein!‘ Er schrie hinüber: ‚Glauben Sie an den Herrn Jesus Christus, und Sie werden errettet!‘

Für einige Minuten wurden wir wieder voneinander abgetrieben. Dann schrie er wieder: ‚Ist Ihre Seele errettet?‘ Meine Antwort: ‚Ich fürchte nein!‘ Es folgte sein nächster Zuruf, der ein inständiges Bitten war: ‚Wenn Sie an den Herrn Jesus Christus glauben, wird Ihre Seele errettet werden!‘ Und wieder wurden wir von den rollenden Wogen getrennt. Ich hörte, wie er auch anderen seine Botschaft zurief, bevor sie im Wasser versanken und in die Ewigkeit hinüberglitten. Damals, dort, mit fast 4.000 Metern Wassertiefe unter mir, schrie ich in meiner Verzweiflung zu Christus um Rettung. Ich vertraute Ihm und wurde gerettet. Einige Minuten später hörte ich den Gottesmann rufen: ‚Ich gehe unter! Ich gehe unter! Nein, ich gehe hinauf!‘ Dieser Mann war John Harper.“

Ein solches Zeugnis geht nicht spurlos an uns vorüber. Er war ein Mann Gottes, der als Seelengewinner für Jesus bis in den Tod ging und in seinen letzten Atemzügen Sünder zur Buße rief. Dieser Seelengewinner hatte eine Freude daran, Menschen zu Jesus zu führen, es war seine Lebensaufgabe, in der er ein besonders Glücksgefühl empfand, wenn es ihm gelang.

 

Charles H. Spurgeon sagte einmal: „Selbst, wenn ich ausgesprochen egoistisch wäre und mich um nichts kümmern würde, als um mein eigenes Glücklichsein, würde ich mich, wenn das nach Gottes Willen möglich wäre, für den Dienst als Seelengewinner entscheiden; denn niemals habe ich ein vollkommeneres, überströmenderes, unaussprechlicheres Glücksgefühl erlebt als an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal erfuhr, dass ein Mensch den Heiland mit meiner Unterstützung gesucht und gefunden hatte. Keine junge Mutter freut sich mehr über ihr erstgeborenes Kind! Kein Kriegsmann jubelt lauter über einen hart erfochtenen Sieg.“

Und dem kann ich nur zustimmen. Denn das erlebte auch ich, als ich Seelen persönlich von Jesus erzählte und sie sich bekehrten und ein neues Leben in der Gnade Gottes begannen. Ich sah, wie sie als kleine Kinder im Glauben die neue Welt kennenlernten und ihre ersten Glaubensschritte machten. Es ist eine wahrhaftige Freude, die alles übersteigt, was uns diese Welt bieten kann. Und gerade das ist mein Thema, nämlich die „Persönliche Evangelisation“ im Alltag.

 

Denn eine Seele kann nur zum Glauben an den Herrn kommen, wenn sie das Evangelium der Rettung hört.

 

Persönliche Evangelisation

Persönliche Evangelisation bedeutet, die Botschaft Jesu Christi mit anderen in Freude zu teilen. Dabei geht es darum, in Wort und Tat zu zeigen und zu erzählen, wer Jesus ist und wie man eine Beziehung zu Ihm aufbauen kann. Denn nur dann kann eine Seele zum Glauben an den Herrn kommen, wenn sie das Evangelium der Rettung hört. Viele alltägliche Begegnungen eignen sich dazu, anderen etwas von Jesus weiterzusagen oder zu erzählen, was wir selbst mit Jesus erfahren haben. „Nun ist es aber doch so: Den Herrn anrufen kann man nur, wenn man an ihn glaubt. An ihn glauben kann man nur, wenn man von ihm gehört hat. Von ihm hören kann man nur, wenn jemand da ist, der die Botschaft von ihm verkündet“ (Röm 10,14).

 

Unser größtes Beispiel ist Jesus selbst, der in den Synagogen und dem Tempel predigte. Er verkündigte das Evangelium großen Menschenmengen von Hügeln oder vom Boot aus und sie wunderten sich über die Vollmacht, mit der Er lehrte. Jesus, die Apostel und die ersten Christen führten aber auch mit anderen Menschen zahlreiche persönliche Gespräche über das Evangelium. Von ihren Beispielen wollen wir für unseren Dienst lernen.

Als Jesus beabsichtigte, nach Galiläa zu reisen, fand Er Philippus und sagte zu ihm: „Folge mir nach!“ (Joh 1,43). Jesus suchte nicht lange nach einem geeigneten Gesprächseinstieg, Er suchte nicht nach einer Möglichkeit, wie Er Seine Botschaft interessant verpacken konnte, sondern Er kam sofort und direkt zum Kern Seines Anliegens. Das Ergebnis des Gesprächs war, dass Philippus sich nicht nur entschied, Jesus nachzufolgen, sondern auch kurz darauf Nathanael zu Jesus führte.

 

Ganz anders ging Jesus im Gespräch mit der Frau aus Samaria am Jakobsbrunnen vor. Hier wählte Er einen indirekten Gesprächseinstieg. Er begann mit der Bitte um einen Gefallen: „Gib mir zu trinken!“ (Joh 4,7). Die Frau war über diese Bitte positiv überrascht, denn normalerweise hatten die Juden keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Jesus gewann noch mehr Aufmerksamkeit, als Er das Thema auf das „lebendige Wasser“ lenkte (vgl. Joh 4,10).

Das Thema Wasser hatte viel mit dem alltäglichen Leben der Samariterin zu tun. Von daher war sie an dem Thema, von dem Jesus sprach, gleich interessiert. Mit Nikodemus führte Jesus ein Gespräch auf einer eher theologischen Ebene (vgl. Joh 3,1-21). Als Pharisäer und Lehrer in Israel kannte er sich in der Heiligen Schrift aus. Daher sprach Jesus mit ihm ausführlich über das Thema der „Geburt von Neuem“. Er wies auf Seine Kreuzigung hin, die Er mit der Erhöhung der Schlange in der Wüste durch Mose verglich, und auf den Zweck Seines Kommens in diese Welt: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16).

 

Ist euch schon aufgefallen, dass der größte Teil dessen, was unser Herr bei Seinem irdischen Dienst an Ernte einbrachte, handgesammelte Früchte waren? Sieben der Apostel, und vielleicht ebenfalls die übrigen vier, wurden von Ihm gewonnen, weil Er sich persönlich um jeden Einzelnen von ihnen bemühte. Im Matthäus- und Johannesevangelium werden diesbezüglich mehrere persönliche Gespräche erwähnt.

Es hat sicher seinen Grund, warum der Meister persönliche Evangelisation für so wichtig hält. Und Er ist auch hierin, ebenso wie in allen anderen Dingen, unser Vorbild. Christus war ein Meister im Gewinnen von Seelen. Weil Er wusste, was in dem von Ihm geschaffenen Menschen war (vgl. Joh 2,25), und weil Er das Wirken des menschlichen Geistes kannte, sind Seine Methoden beim Ansprechen von Menschen aus allen Schichten höchst aufschlussreich und wichtig für Seine Nachfolger. Lasst uns nun einige Lektionen von Ihm lernen!

 

Bildquelle: 1534151653-Pete-23.31.17 @ AdobeStock | In der persönlichen Evangelisation ist es wichtig zu verstehen, dass unsere Aufgabe darin besteht, den Samen zu säen und mit Gebet zu bewässern.

 

In der Schule Jesu

Jesus war nicht klassenbewusst, denn Er sprach mit der herrschenden Klasse, zum Beispiel mit dem reichen Jüngling und mit Nikodemus. Er sprach mit Leuten der Mittelklasse, wie etwa mit Zachäus und lehnte es auch nicht ab, mit den von der Gesellschaft Ausgestoßenen zu reden, wie mit der Frau aus Samarien. So war Er bereit, allen Sein Bestes zu geben.

Er hatte kein Ansehen der Person.

Ich lernte einmal eine wichtige Lektion von dem Herrn, als der Heilige Geist mich drängte, einer meiner damaligen Arbeitskolleginnen von Jesus zu erzählen. Ich sträubte und weigerte mich, es zu tun, weil sie durch ihr schlechtes Benehmen sehr auffiel. Sie hatte viele Tattoos, war sehr vorlaut und konnte jeden vor anderen Kollegen bloßstellen. Wie Jona wollte ich mich vor dieser schwierigen Aufgabe drücken.

Mein Gebet war etwa so: „Herr, diese Seele ist echt schwierig und sie ist noch gar nicht bereit, das Evangelium zu hören. Ich werde für sie beten, nun gib mir bitte eine andere Seele, der ich die frohe Botschaft verkündigen kann.“ Doch der Herr erlaubte mir nicht, mich dieser Aufgabe zu entziehen und sprach immer wieder zu mir. Mein Gebet veränderte sich und ich sagte: „Gut, ich tue es, aber gib mir bitte die Möglichkeit, allein mit ihr zu sprechen.“

Und der Herr gab mir die Möglichkeit, mit dieser einheimischen Frau zu sprechen. Ich traf sie in einem Aufenthaltsraum unserer Firma und fragte sie, ob sie eine Bibel habe. Zu meiner Verwunderung antwortete sie: „Ich habe eine Bibel zu Hause, aber ich habe sie schon lange nicht mehr gelesen. Als ich vor vielen Jahren zur Kinderstunde und Jungschar ging, da las ich darin. Doch als ich vom Glauben abfiel und diese Welt liebgewann, hörte ich auf, in der Bibel zu lesen.“

Ich staunte, als sie mir erzählte, wie ein benachbartes Mädchen sie zur Kinderstunde eingeladen hatte und sie blieb, obwohl keiner ihrer Nahestehenden die Gemeinde besuchte. In diesem gesegneten Gespräch durfte ich ihrer Seele Mut geben, wieder in die Gemeinde zu kommen und ihr sagen, dass Gott sie besonders liebt, da Er mich zu ihr geschickt hatte, um ihr all das zu sagen. Ihr könnt euch vorstellen, welche Freude ich damals empfand, den Willen Gottes getan zu haben.

 

Jesus begegnete den Menschen taktvoll. Häufig begann Er mit einem Thema, das allgemeine Aufmerksamkeit erregte, und ging dann erst zu geistlichen Dingen über. Seine Frage an den Leprakranken lautete: „Willst du gesund werden?“ Natürlich war dieser brennend daran interessiert. Nikodemus begegnete Er auf dem Boden seiner Fragen, als Er mit ihm über das Reich Gottes sprach. Er führte das Gespräch mit der Frau aus Samarien zunächst über das Brunnenwasser, um dann vom lebendigen Wasser zu sprechen. Er sagte dem Fischer Petrus erst, nachdem Er Interesse an dessen Beruf gezeigt hatte, dass Er ihn zum Menschenfischer machen wollte.

Jesus sprach lieber ein Lob als ein Verdammungsurteil. Ehrliches Lob ist einer der kürzesten Wege, die zum Herzen eines Menschen führen. Unser Herr entdeckte sicher viele Mängel im Charakter des Nathanael, doch Er lobte ihn zu Beginn ihres Gesprächs, dass Er ohne Falsch sei. Vermutlich ist ein solcher Gesprächsbeginn der beste Weg, Vorurteile abzubauen. Hartes Verurteilen stößt immer ab und verschließt die Herzen gegen weitere Vorstöße.

Jesus veranschaulichte Seine Reden durch einfache Gleichnisse aus dem Lebensbereich Seiner Zuhörer. Jesus lehnte es ab, sich in fruchtlose Diskussionen hineinziehen zu lassen. Ein streitsüchtiger Schriftgelehrter erwartete von Ihm eine Antwort auf die spitzfindige Frage: „Wer ist mein Nächster?“ (Lk 10,29). Doch Jesus entwaffnete ihn mit dem Gleichnis des barmherzigen Samariters. Da gingen dem Fragesteller die Gegenargumente aus (vgl. Lk 10,30-37). So vermied der Herr es, von der Hauptsache auf Nebensächlichkeiten abzuschweifen.

Jesus weinte und betete für die Errettung der Menschen und war überzeugt, dass Er mit Freuden ernten würde, wenn Er mit Tränen säte.

 

Die Wichtigkeit des Gebets

Wir stellen also fest, dass Jesus mit den unterschiedlichsten Menschen sprach. Unabhängig von ihrer Kultur, ihrem Geschlecht und ihrer gesellschaftlichen Stellung, ob arm oder reich, gebildet oder ungebildet – zu allen fand Er den richtigen Zugang. Warum war das so? Weil Jesus stets in inniger Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel lebte, wie wir bereits in dem vorherigen Text gesehen haben. Wenn unser Herr über verlorene Seelen weinte und für sie betete, dann sind auch Seine Diener dazu berufen, dasselbe tun. Das Gebet muss für den Christen ein wichtiges Anliegen sein, denn die Errettung einer Seele ist kein Menschenwerk – sie ist Gottes Werk. Allein durch das Gebet kann die Kraft Gottes „freigesetzt“ werden. Das Gebet des Seelengewinners sollte zuerst ihn selbst erfassen und dann den Menschen gelten, die er für Christus gewinnen möchte.

 

Bete zuerst um furchtlose Entschlossenheit, von Christus zu reden, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. In einer Welt, die Christus gekreuzigt hat, wird es niemals einfach sein, von Christus zu reden. Für manchen ist die Menschenfurcht eine fast unüberwindliche Barriere.

Fehlt uns der Mut? Dann handeln wir, wie die Jünger gehandelt haben – sie beteten! „Höre nun, Herr, wie sie uns drohen, und hilf uns als deinen Dienern, furchtlos und unerschrocken deine Botschaft zu verkünden. [...] Sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündeten die Botschaft Gottes weiterhin frei und unerschrocken“ (Apg 4,29-31). Wir werden nach dem Gebet in der Lage sein zu tun, was wir vorher nie hätten tun können.

 

Bete anschließend um Gottes Führung zu den richtigen Leuten, an die du herantreten sollst und dass Gott dir eine Möglichkeit gibt zu verkündigen. Es kann wohl für den einen wie für den anderen schmerzvolle Erfahrungen mit sich bringen, wenn wir wahllos und ohne Inspiration und Führung des Heiligen Geistes jeden ansprechen. Ohne Frage erwartet Gott nicht, dass wir jeden ansprechen, dem wir begegnen, obwohl Er von uns die Bereitschaft dazu erwartet.

Der Fall des Evangelisten Philippus ist ein typisches Beispiel dafür (vgl. Apg 8,26). Wir treffen im Alltag unterschiedliche Seelen, die noch nicht bereit sind, das Evangelium zu hören. Wenn wir es uns zur Gewohnheit werden lassen, beständig nach Anweisungen vom Herrn Ausschau zu halten, wird Er uns mit Seinen Augen leiten, wann wir reden und wann wir lieber schweigen sollten. Er wird uns das rechte Wort zur rechten Zeit geben. Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben, der uns die rechte Schriftstelle in Erinnerung bringen wird. Trauen wir Ihm zu, dass Er es tut, denn „der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26).

 

Natürlich beten wir auch für die Menschen, denen wir das Evangelium verkündigen. Wir beten, dass alle Gleichgültigkeit und Feindseligkeit verschwinden und das Herz sich völlig der Botschaft von der Errettung ausliefern möge, dass der Herzensboden für die Saat vorbereitet und die Seele von der Macht des Satans befreit wird. Und genau hier wird der eigentliche Gebetskampf einsetzen! Wenn wir im Gebet mit unserem Herrn verbunden sind, so ist es wichtig, offene Augen und Ohren zu haben, um die Gelegenheit nicht zu verpassen, jemandem das Evangelium zu verkündigen. „Verhaltet euch klug im Umgang mit denen, die nicht zur Gemeinde gehören. Wenn sich euch eine Gelegenheit bietet, euren Glauben zu bezeugen, dann macht davon Gebrauch“ (Kol 4,5).

Unser Weg ist oft besät mit Gelegenheiten, doch die meisten davon werden nicht erkannt und nicht ergriffen: Gelegenheiten in der Gemeinde oder unter Arbeitskollegen, unterwegs, ob mit dem Bus, Zug, Flugzeug oder einer Straßenbahn. D.L. Moody, ein amerikanischer Erweckungsprediger des 19. Jahrhunderts, machte es sich zur Lebensaufgabe, Menschen in der Straßenbahn anzusprechen. Es wird von ihm erzählt, dass, als er wieder einmal einem Mitreisenden die Frage stellte: „Sind Sie ein Christ?“, der Mann erwiderte: „Nein mein Herr, aber ich wünschte, ich wäre einer.“ Noch während der Fahrt führte Moody diesen Mann zu Christus.

 

Dein persönlicher Wirkungskreis

Doch Gelegenheiten finden sich auch in unmittelbarer Nähe – in unserem eigenen Zuhause. Meine Frau bewunderte einmal die Missionare, die nach Afrika reisten, um durch humanitäre Hilfe das Evangelium zu predigen und wünschte, auch einmal mitzukommen, bis der Heilige Geist ihr deutlich machte, dass Afrika bei ihr zu Hause war. Sie nahm sich der Aufgabe an, unseren Kindern das Evangelium zu verkündigen. Und Gott zeigte ihr andere Aufgaben, Seelen, die Gott suchten, um von ihrer Einsamkeit und ihrem Unfrieden errettet zu werden.

Habt ihr nicht auch solche Gelegenheiten? Nutzt ihr die zahllosen Gelegenheiten des Zusammenseins? Auch in allen diesen Gelegenheiten sollten wir nicht vergessen, dass die erste Aufgabe des Arztes darin besteht, bei jedem Krankheitsfall zunächst einmal eine richtige Diagnose zu stellen, um dann die richtige Arznei verordnen zu können. So ist es auch beim Seelenarzt.Er erforscht zunächst die innere Verfassung der Patienten.

Zunächst mögen die Gespräche allgemeiner Art sein, um erst später ins Detail vorzudringen. Mit wem habe ich es zu tun, mit einem standhaften oder müden Christen, mit einem, der dem Evangelium fern ist, mit einem Verführer, Verirrten, Verstockten, einem Zweifler, Notleidenden? Das kann nur durch vorsichtige Fragen in einem Gespräch erkannt werden und durch die Führung des Heiligen Geistes können wir schließlich das Evangelium verkündigen. 2.Könige 5,1-5 berichtet davon, wie ein Dienstmädchen das Heil ins Haus eines syrischen Generals brachte. Sie verkündigte ihren Feinden mit Überzeugung, dass es einen Propheten in Israel gab, der eine besondere Beziehung zu dem lebendigen Gott hatte und den General von der unheilbaren Krankheit heilen konnte.

Das Ergebnis war, dass dieser Kranke nicht nur geheilt wurde, sondern diesen Gott in sein Leben hineinließ. Und eine unbeschreibliche Freude kehrte in dieses Haus ein, weil ein Mädchen es sich zu Aufgabe gemacht hatte, verlorenen Seelen von einem Gott zu erzählen, der die Macht hat, Sünden zu vergeben. Wie herrlich sind Gottes Wege für jede Seele, die aus der finsteren Macht zum wunderbaren Licht der Gnade geführt wird.

 

In der persönlichen Evangelisation ist es wichtig zu verstehen, dass unsere Aufgabe darin besteht, den Samen zu säen und mit Gebet zu bewässern. Die Aufgabe des Heiligen Geistes ist es zu überführen und zu bekehren. Und alles das geschieht in Liebe zu den verlorenen Menschen. Wenn wir als Boten von der Leidenschaft Christi ergriffen sind und den Seelenwert erkannt haben, werden wir persönlich hingehen, um das Evangelium mit Vollmacht zu verkündigen, wie es unser Meister getan hat.

 

Der Wert einer Seele

„Ich glaube, wenn ein Engel von der Erde zurück in den Himmel flöge und dort erzählte, dass unten ein armer, in Lumpen gekleideter Junge wäre, der keinen Vater und keine Mutter hätte, niemanden, der sich um ihn kümmerte und ihm den Weg zum ewigen Leben zeigte – und wenn Gott dann fragen würde, wer unter ihnen bereit wäre, für fünfzig Jahre hinunter auf diese Erde zu fliegen, um diesen einen zu Jesus zu führen – würde jeder Engel im Himmel freiwillig gehen.

Selbst Gabriel, der in der Gegenwart des Allmächtigen steht, würde sagen: Erlaube mir, meine hohe und erhabene Position zu verlassen, damit ich des überaus großen Glücks teilhaftig werde, eine Seele zu Christus zu führen. Es gibt keine größere Ehre, als ein Werkzeug in Gottes Hand zu sein, das eine Seele aus dem Reich Satans ins herrliche Licht des Himmels führt.“ – D. L. Moody

 

Vitali Müller,

Gemeinde Friesoythe

 

Wenn nicht anders angegeben, sind Bibelstellen der NGÜ-Übersetzung entnommen.