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Kennst du das? Einer deiner Kollegen setzt eine Aufgabe in den Sand und dein Chef lastet es dir an, indem er dir im persönlichen Gespräch eine schlechte Bewertung ausstellt und damit deine Beförderung verhindert? Oder, obwohl du dir bei einer Gruppenarbeit in deiner Berufsschule so richtig viel Mühe gibst, tragen deine Klassenkameraden durch ihr Fehlverhalten und ihre Lustlosigkeit zu einer schlechten Note bei und schmälern dadurch deine Chancen beim Bewerben? Oder hast du gar schon so etwas erlebt, dass dein Lehrer dich „auf dem Kieker“ hatte und dich ungerecht behandelte, weil du es als Christ wagtest, ihm öffentlich zu widersprechen, da er eine der Bibel widersprechende naturwissenschaftliche Darstellung vertrat.
Vermutlich verbinden wir Jugendlichen mit dem Thema „zu Unrecht leiden“ heutzutage etwas anderes als viele unserer Vorfahren. Sie litten im frühen 19. und 20. Jahrhundert öffentliche Misshandlungen, Benachteiligungen und Spott. Dennoch erleben wir auch heute viel Unrecht, auch wenn dies nicht immer etwas mit dem Christsein zu tun hat. Wie dem auch sei: Zu Unrecht für etwas zu leiden, unabhängig von den Hintergründen und Motiven, tut erst einmal richtig weh. Die Bibel sagt, dass wir immer mehr in eine Zeit hineinwachsen, in der die Liebe in vielen Menschen erkaltet, weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird (vgl. Mt 24,12). Mit anderen Worten: Die Menschen werden Hass und Vergeltung anstatt Vergebung und Versöhnung üben, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen. Auf eine Reaktion folgt sozusagen prompt die Gegenreaktion. In einer solchen Umwelt leben wir als Christen.
Wie gehen wir damit um? Gab es dieses Problem schon früher? Wie gingen andere Menschen damit um? Gerade für junge Menschen, die im Glauben noch nicht viel Erfahrung gesammelt haben, ist das eine spannende Frage. Auf diese Frage wollen wir in diesem Artikel eingehen und zunächst einmal eine Person näher betrachten, die gar nicht wesentlich älter war als wir Jugendlichen: nämlich Daniel, den nach Babylon deportierten Juden.
Daniel 6,26-29: „Darauf schrieb der König Darius an alle Völker, Stämme und Sprachen, die im ganzen Land wohnten: »Euer Friede nehme zu! Es ist von mir ein Befehl erlassen worden, dass man sich im ganzen Bereich meiner Herrschaft vor dem Gott Daniels fürchten und scheuen soll; denn er ist der lebendige Gott, welcher in Ewigkeit bleibt, und sein Königreich wird nie zugrunde gehen, und seine Herrschaft hat kein Ende. Er errettet und befreit, er tut Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden; er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet!« Und diesem Daniel ging es von da an gut unter der Regierung des Darius und unter der Regierung Kyrus’, des Persers.“
Diese Zusammenfassung liest sich zunächst so einfach. Das ist das Ende einer Geschichte mit einem „Happy End“. Doch diese Geschichte begann zunächst nicht so schön. Es geht um die Rettung aus der Löwengrube. Zu diesem Zeitpunkt stand Daniel bereits am Ende seines Lebens. Er war weit über 80 Jahre alt. Den größten Teil seines Lebens hatte er im Ausland verbracht, weit weg von seinem geliebten Jerusalem. Ungewollt natürlich, aber nicht, ohne dass Gott Seine Hände über all dies hielt.
Leider schafft es der Feind in manchen Situationen, dass wir unseren Blick nur auf uns selbst richten. Daniel setzte seine ganze Hoffnung auf Gott und warf sein Vertrauen nicht weg.
Doch gehen wir weit zurück zum Anfang der Geschichte. Daniels Geschichte begann, als er ca. 15 Jahre alt war. Er erlebte den für die Juden durch die Propheten lang angekündigten Alptraum von nationaler Tragweite, nämlich die Invasion Judas durch die Babylonier und die Zerstörung des Tempels von Jerusalem um das Jahr 586 v. Chr. Er war einer von denen, die im zarten Alter eines Jugendlichen von ca. 15 Jahren von seiner vornehmen Familie in Juda getrennt und gefesselt nach Babylon gebracht wurden. Die Bibel beschreibt ihn als einen Abkömmling königlichen Stammes (eines Herrenkindes) mit einem aufrechten und schönen Gliederbau. Er war ein Jüngling vernünftiger, weiser und verständiger Abstammung (vgl. Dan 1,3-4). Also ein junger, fähiger und intelligenter Mann.
Wahrscheinlich machte sich Daniel bereits viele Gedanken über seine Zukunft. Vielleicht wollte er einen hohen Beruf erlernen oder im Tempel auf irgendeiner Art dienen. Das können wir nicht mit Sicherheit sagen, aber der Gedanke liegt doch sehr nahe, nicht wahr? Nicht zu verdenken, dass ein Jugendlicher Ziele und Träume hat. Und dann – inmitten seines Erwachsenwerdens und der Festigung seiner Ziele brach das von den Propheten lang angekündigte Unheil der Heimsuchung herein. Insgesamt fanden vier Wegführungen der Juden nach Babylon statt. Daniel befand sich unter den Ersten. Nicht nur, dass er seiner Familie beraubt und den schönen Tempel nicht mehr sehen konnte, auch seine Pläne und Ziele begrub er zunächst. Vorerst also alles andere als eine rosige Zukunft, die da vor ihm lag, nicht wahr? Und hier ist ein entscheidender Punkt, auf den ich uns aufmerksam machen möchte.
Bereits hier an dieser Stelle hätte Daniel unter vielen Umständen die Möglichkeit, mit seiner Situation zutiefst zu hadern und Gott mit Vorwürfen zu überhäufen und Gott dafür verantwortlich zu machen, dass Er Daniels blühende Zukunft zerstört habe. Gott vorzuwerfen, Er ließe ihn für das Unrecht und die Versäumnisse der vorangegangenen Generationen leiden, für welche er überhaupt nichts könne. Warum gerade er? Warum in seiner Zeit? So hätte er sich vieles fragen können. Auch kann man davon ausgehen, dass ihm bekannt war, dass die Gefangenschaft 70 Jahre dauern würde (vgl. Jer 29,10). Wenn überhaupt, so konnte er erst in hohem Alter damit rechnen, Jerusalem wiederzusehen. Dieser Gedanke erfüllte ihn nach Überschlagung der Ereignisse mit tiefer Wehmut. Die Bibel beschreibt nicht alle Gedanken und Gefühle dieses jungen Mannes. Mit Sicherheit machte auch er sich über vieles Gedanken.
Doch wir können anhand der nachfolgenden Entwicklung der Geschichte erkennen, dass Daniel mit dem Gesetz und dem Wesen Gottes vertraut war. Trotz dieser völlig neuen Umstände, getrennt vom Gesetz Gottes, dem heiligen Tempel und seiner Familie entschied sich Daniel ziemlich am Anfang seiner Gefangenschaft, Gott treu zu bleiben. Auch dort in Babylon war ihm Gottes Gegenwart bewusst. Er wusste auch, dass die Gesetze Gottes auch dort ihre Gültigkeit hatten. So nahm er sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit den nach jüdischen Speisevorschriften verbotenen Speisen des Königs zu verunreinigen. Der Allsehende belohnte diese Treue, indem Er ihm die Gunst seines Aufsehers zuwandte.
Völlig schuldlos und aus menschlicher Sicht völlig zu Unrecht litt auch unser Herr Jesus Christus.
Doch dies ist nicht die einzige vom Leid geprägte Geschichte in Daniels Leben. Viele Jahre später – Daniel hatte inzwischen eine Erhöhung zum hohen Staatsmann und das königlich angeordnete Gericht im Feuerofen hinter sich – erlebte Daniel im Alter von fast 80 Jahren eine weitere schwere Prüfung. Diesmal prüfte nicht Gott ihn, sondern er erlebte, wie vertraute Persönlichkeiten aus seinem näheren Umfeld ihn neidvoll verrieten. Aus Daniel 6,2-4 können wir entnehmen, dass Daniel für seine hohe und von Gott verliehene Weisheit vom neuen Herrscher Darius zu einem der obersten Fürsten im Reich der Meder und Perser eingesetzt wurde.
Die Bibel verschweigt nicht, dass Daniel sowohl die Fürsten, also seine miteingesetzten Amtskollegen, als auch die unter ihnen eingesetzten Landvögte übertraf. Die Erkenntnis darüber wurmte seine Amtskollegen so sehr, dass sie sich entschlossen, Daniel mit „legalen Mitteln“ zu stürzen. An seinen öffentlichen Auftritten in der Gesellschaft, vor dem König und gegenüber dem geltenden Gesetz ließ sich keine Schuld an ihm finden. Also musste etwas anderes her. Schnell brachte man beim König ein Gesetz ein, das niemand einen Menschen oder einen Gott außer den König selbst um Hilfe bitten dürfe. Mit diesem Gesetz ließ sich etwas gegen Daniel nachweisen!
Mit diesem Gesetz konnte man ihm schnell die Schuld in die Schuhe schieben, wie man so schön sagt. Und Daniel wurde in der Tat, weil er Gott die Treue hielt, das Opfer eines clever durchdachten Sturzversuches. Eine Verfolgung um seines Glaubens willen also. Daniel erlebte hier einen neidvollen und tückischen Verrat durch Menschen, vor denen er gemäß der heiligen Schrift in guter und vorbildlicher Weise lebte.
An dieser Stelle könnte man bereits fragen: „Verdiente“ Daniel das? Warum litt dieser vorbildliche Mann zu Unrecht? Vor dem Gesetz zwar rechtmäßiger weise schuldig gesprochen, handelte Daniel aus der Sicht Gottes völlig richtig. Die Folge seines Gehorsams gegenüber Gott war, dass er dafür leiden, ja sogar sterben sollte. Sein Gerichtsurteil war besiegelt: Er wurde den Löwen zum Fraß vorgeworfen. In einer einzigartigen Weise berichtet uns die Bibel viele Jahrhunderte später, was Gott aus dieser Situation machte: Gott gab Daniel einen so gewaltigen Glauben, dass durch denselben die Rachen der hungrigen Löwen verschlossen wurden!
Durch den Glauben Daniels sandte Gott Engel, die ihn beschützten und ihm seine Angst nahmen (vgl. Dan 6,23 und Hebr 11,33). Ist das nicht gewaltig und für uns ein Vorbild? Erinnert uns diese Situation nicht auch an Jesus Christus, der völlig schuldlos und aus menschlicher Sicht völlig zu Unrecht um unserer Schuld willen sein Leben verlor? Kannst du in diesem Moment die Parallele zwischen Jesus und diesem Manne sehen? Um also auf unsere eingangs gestellte Frage Antwort geben zu können, müssen wir feststellen: Ja, schon damals gab es dieses Unrecht und Menschen, die dadurch Schlimmes erlitten!
Manchmal kommt es in unserem Leben vor, dass wir meinen, das Leid treffe nur uns persönlich. Leider schafft es der Feind in manchen Situationen, dass wir unseren Blick nur auf uns selbst richten. Da sehen wir dann nur noch unsere eigenen Probleme, Sorgen und unser Leid. Es scheint, als liefe beim Nächsten alles glatt. Während sie von einem besonderen Segen in ihrem näheren Umfeld berichten, läuft es bei dir nicht so gut. Während sie von einem guten Verhältnis zu ihren Vorgesetzten nur so begeistert reden, erlebst du gerade eine ungerechte Behandlung. Während sie von einem Segen zum nächsten gelangen, sieht die berufliche Zukunft bei dir düster und überhaupt nicht erfolgsversprechend aus. Und du fragst dich, wie das sein kann? Du denkst, warum nur du diese Ungerechtigkeit erlebst?
Diese Momente erfordern eine besondere Wachsamkeit. Denn der Feind versucht, uns in einen Zug zu nehmen, der in einen völlig dunklen Tunnel hineinfährt! Er möchte, dass wir unsere Situation so sehen, als ob es kein Tunnelende oder kein Licht am Ende gäbe. Doch die Wahrheit ist, dass es in jedem Schienensystem irgendwo Abzweigungen nach rechts oder links gibt. Dies bedeutet für uns, dass auch unsere Mitchristen Unrecht erleben. Dass du nicht der Einzige bist, der solches durchmacht. Jeder weiß, dass jedes Tunnelsystem auch einen Ausgang hat, wo das Tageslicht wieder scheint. Die Bibel lehrt dazu, dass wir unseren Blick in unserem Leben tatsächlich auf das Wesentliche richten und uns der Weisheit dessen anvertrauen sollen, der hinter diesem Leid steht und alles unter Kontrolle hat.
Der Psalmist Asaph beobachtete in seinem Leben eine ähnliche Situation und musste ebenfalls seine Sichtweise korrigieren. So beschreibt er in Psalm 73 den Vergleich seines Lebens mit dem Gottlosen. Das Ergebnis seiner Beobachtungen schreibt er in den Versen 3-5 folgendermaßen nieder: „Denn ich beneidete die Übermütigen, als ich das Wohlergehen der Gottlosen sah. Denn sie leiden keine Qual bis zu ihrem Tod, und ihr Leib ist wohlgenährt. Sie leben nicht in der Not der Sterblichen und sind nicht geplagt wie andere Menschen.“ Asaph beschreibt in Vers 2, dass er bei diesem Grübeln und Vergleichen fast den Glauben an Gott verloren hätte und gestrauchelt wäre! Seine Sichtweise auf die Schwierigkeiten und das Leid änderten sich, nachdem er in das Heiligtum Gottes ging und Gott seine Fragen vorlegte. Gott öffnete ihm die Augen und richtete seinen Blickwinkel neu aus (vgl. Verse 16-17). Plötzlich sah er nicht mehr das Zeitliche, sondern er begann, auf das Ende dieser Menschen zu sehen. So ähnlich ist es mit uns. Wenn wir zu Unrecht leiden und unseren Blick nur auf das Leid richten.
Wir sollten den Blick auf das Ziel und auf den richten, der dahintersteht – Jesus Christus. Häufig trugen Christen das Unrecht mit Geduld und am Ende trugen sie einen großen Segen davon und waren für andere ein Segen. Gott belohnte sie, indem Er sie erhöhte.
Gott belohnte Josefs beharrliche Treue, indem Er ihn erhöhte.
So war es auch bei Josef, einer weiteren biblischen Person, welche wir näher betrachten wollen. In Josefs Leben wurde die Vorsehung Gottes offenbar, welche ihn durch die tiefste Erniedrigung ganz nach oben führte. Dahinter stand der Plan Gottes. Er erhielt Israel am Leben in der Abgeschlossenheit Goschens in Ägypten, fern von allen Verführungen Kanaans und machte es dort zu einem großen Volk. Meinst du, dass Josef zu Beginn seiner Geschichte schon ahnte, was Gott aus den (zumeist zu Unrecht erlebten) Leiden in seinem Leben einst machen würde? Dass durch die Leiden Josefs ein ganzes Volk gesegnet und vor dem Tode bewahrt werden sollte? Mit Sicherheit wusste er es nicht.
Als 17-jähriger Jugendlicher geriet Josef in einen Konflikt mit seinen Halbbrüdern, der sich für ihn lebensgefährlich zuspitzte. In 1.Mose 37,2 steht, dass Joseph seinem Vater davon berichtete, was man über seine Brüder Schlimmes erzählte. Die Brüder hassten Josef, weil er seinem Vater im hohen Alter geboren wurde. Zudem erhielt nur er einen bunten Leibrock. Dieses war kein gewöhnliches, sondern ein luxuriöses Kleidungsstück. Wie Theologen äußern, wird Josef durch den Erhalt dieses Kleidungsstückes als rechte Hand seines Vaters eingesetzt und die Altershierarchie der Brüder dadurch auf den Kopf gestellt. Das duldeten die Brüder nicht.
Ein anderes Motiv waren die Träume Josefs. Sowohl die sich vor Josefs Garbe verneigenden Garben als auch die Himmelsgestirne, die sich ebenfalls vor ihm verbeugten, führten zu einem immer tiefer werdenden Hass. Was keiner wusste: diese Träume erfüllten sich später in genau dieser Weise! Schließlich gipfelte der Hass darin, dass die Brüder Josef an Sklavenhändler aus Ägypten verkauften. Auch wenn man über Josefs Vorgehen hinsichtlich seiner Berichte an den Vater und der Träume unterschiedlicher Meinung sein kann, so wird jeder Leser zustimmen, dass die Härte der Brüder, Josef zu verkaufen, mit nichts zu entschuldigen war.
Versuche dich selbst in Josefs Lage hineinzuversetzen: von seinen eigenen Brüdern verkauft, weit weg von zu Hause – ohne sich zu verabschieden. Nun im Ausland ganz auf sich allein gestellt zu sein unter Menschen mit einer völlig anderen Kultur sowie heidnischen und okkulten Religionspraktiken! Ist das nicht eine unvorstellbar schwierige Situation? Nicht wegzudiskutieren: Josef erfuhr tiefes Unrecht. Im weiteren Verlauf der Geschichte kaufte ein hoher ägyptischer Beamte, namens Potifar, Josef. Die Bibel berichtet, dass es ihm anfangs gut ging. Alles gelang unter seinen Händen. Gott segnete ihn so sehr, dass Potifar ihn zu seinem Hausverwalter über seinen ganzen Besitz einsetzte. Mitten auf dieser Segenswolke erwartete ihn eine große Versuchung (vgl. 1.Mo 39,7). Die Frau seines Hausherrn wollte ihn verführen. Josef weigerte sich, dieses große Unrecht zu tun und lehnte die Verführung entschieden ab. Potifars Frau gab jedoch nicht nach. Tag für Tag lauerte sie ihm auf. Doch Josef kannte seinen Gott.
Im Leid sollten wir den Blick auf das Ziel und unseren Erlöser richten.
Auch hier im Ausland waren die wahre Gottesfurcht und Gotteserkenntnis der Grund, weshalb er sich nicht auf die Sünde einließ. Er konnte nicht gegen seinen Gott sündigen. Er handelte so, wie Paulus es viele Jahrhunderte später in 2.Timotheus 2,22 schrieb: Er kehrte der Sünde den Rücken zu und floh! Aufgrund des Entschlusses, Gott treu sein, musste er ins Gefängnis. Wieder erfuhr Josef, was es bedeutete, zu Unrecht zu leiden. Auch an dieser Stelle wären aus der Sicht Josefs viele Fragen möglich: Weshalb, o Herr, von solchem Segen in so ein tiefes Elend? Weshalb jemand wie ich, der ich doch nur Deinem Gebot treu sein wollte? Ist das der Preis für die Treue?
Auch wenn die Bibel dazu keine Angaben macht: Es warteten auf Josef harte Jahre der Gefängnisarbeit und Entbehrung. In dieser Zeit vergaß Josef Gott nicht. Wie Gott den Weg des Adlers in der Luft kennt und sich auch um die Lilien des Feldes kümmert, so sorgte sich Gott auch um die Situation dieses treuen Mannes – dort, im Finsteren des Gefängnisses. Bemerkenswerterweise lesen wir nichts von einem Klagen oder Murren Josefs. Er setzte seine ganze Hoffnung auf Gott und warf sein Vertrauen nicht weg. Auch nicht inmitten dieser scheinbar aussichtslosen Situation. Und Gott gedachte seiner. Zwei seiner Mitgefangenen, beides in Ungnade gefallene Diener des Pharaos, wendeten sich an Josef, damit er ihre Träume deutete. Den einen erhängten sie, der andere wurde begnadigt.
Der Begnadigte versprach Josef, sich um seine Freilassung zu bemühen. Doch Josef verbrachte zwei weitere Jahre der Ungewissheit im Gefängnis. Erst ab diesem Zeitpunkt wird er zum mächtigsten Mann Ägyptens. Wie bei Daniel, so auch bei ihm, belohnte Gott seine beharrliche Treue, indem Er ihn erhöhte. Sind das nicht große Glaubensvorbilder, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können? Wir lernen hieraus, wie wir mit zu Unrecht erlebtem Leid umgehen können.
Haben wir nicht auch aus neutestamentlicher Zeit ein noch größeres Beispiel in Jesus? Er litt Verachtung, Spott und Hohn völlig zu Unrecht um meiner und deiner Sünde willen. Er, der jeden Moment Seines Lebens anderen weihte und nichts Böses tat! Er, der nicht drohte und hasste, nicht nach Vergeltung und Rache schrie – sondern am Kreuz sterbend für Seine Peiniger um Vergebung bat (vgl. 1.Petr 2,19-23).
O, welch große Macht der Liebe! Sagte Er nicht selbst, dass ein Nachfolger nicht größer sein kann als sein Herr und dass jeder, der Ihm nachfolgen möchte, Verfolgung und Unrecht erleiden muss? Hast du dich schon mit dem Leidenssinn Jesu gewappnet (vgl. 1.Petr 4,1)? Wenn wir in das Wort Gottes schauen, erkennen wir, dass auch auf uns junge Generation Zeiten des Leidens warten. Helfe uns Gott in Seiner Gnade, dass wir dazu bereit sind. Amen.
„Bis zu dieser Stunde leiden wir Hunger und Durst und Blöße, werden geschlagen und haben keine Bleibe und arbeiten mühsam mit unseren eigenen Händen. Wenn wir geschmäht werden, segnen wir; wenn wir Verfolgung leiden, halten wir stand; wenn wir gelästert werden, spenden wir Trost“ (1.Kor 4,11-13).
Roman Rose
Gemeinde Speyer