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Falsche Götzen - die unerkannte Ursache
Die Erziehung der Kinder ist für Eltern oftmals mit vielen Enttäuschungen verbunden. Doch das scheinbar rebellische und unverständliche Verhalten der Kinder ist mit einer tiefer liegenden Ursache verbunden, nämlich mit der, die ihr Herz beherrscht.
Im Folgenden sollen drei Fragen behandelt werden, die sehr eng mit dem Gedanken des Götzendienstes unserer Kinder verknüpft sind.
1. Warum tun meine Kinder das, was sie tun?
Oft ist das Verhalten von Kindern für ihre Eltern undurchsichtig und schwer nachvollziehbar, vor allem dann, wenn es nicht den Erziehungszielen und Werten der Eltern entspricht. Gehen wir von einem klassischen Beispiel aus. Ein Kind durchlebt beim Einkaufen an der Kasse einen lautstarken Wutausbruch, weil es nicht das bekommt, was es sich wünscht. Woher kommt diese plötzliche, übertriebene Reaktion?
Ein anderes Beispiel ist ein Teenager, der sich plötzlich auffallend viel mit seinem Aussehen und seiner Wirkung auf andere beschäftigt, gleichzeitig in sozialen Medien nach Anerkennung sucht und doch mit sich und seinem Aussehen völlig unzufrieden zu sein scheint.
Der unbemerkte Götzendienst
Die Erklärung für solche Verhaltensweisen finden wir in dem Begriff der Anbetung. Jeder Mensch dient jemandem und betet jemanden an – wenn es nicht Gott ist, so ist es jemand anderes. Das Verhalten unserer Kinder offenbart, wen oder was sie anbeten und wer ihr Götze ist. Wer ist nun der Gott eines Kindes, das einen Wutausbruch bekommt, wenn seine Wünsche nicht erfüllt werden? Ist er sich nicht selbst ein Gott, indem er im Mittelpunkt stehen will und weder die Autorität Gottes noch seiner Mutter anerkennen will?
Auch ein Teenager, der sich mit seinem Verhalten so sehr seinem Aussehen und der Anerkennung durch andere gewidmet hat, befindet sich in diesem Zustand des Götzendienstes. Vielleicht sind wir als Eltern dazu geneigt, die Probleme darin zu sehen, dass unsere Tochter sehr viel Zeit verschwendet, sehr eitel geworden ist und große Selbstzweifel hat. Doch tatsächlich sind all diese Verhaltensweisen eher die Wirkung als die Ursache. Im Umkehrschluss wird es nicht viel bringen, der Tochter bestimmte Vorschriften zu machen, ihr das Handy wegzunehmen oder ihren Freundeskreis stärker zu kontrollieren.
Stattdessen sollten wir uns fragen: was treibt diese Kinder an, was gibt ihnen Frieden, Zufriedenheit, Identität? Worin sehen sie ihre persönliche Bestimmung? Wenn die Antwort darauf nicht Gott ist, so ist es ein falscher Götzendienst. Die Bibel verurteilt Götzendienst ganz eindeutig:
- „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2.Mo 20,3).
- „Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ (5.Mo 6,5).
- „Hütet euch, dass euer Herz nicht verführt werde und ihr abweicht und anderen Göttern dient und euch vor ihnen niederbeugt“ (5.Mo 11,16).
- „Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, damit du den HERRN, deinen Gott, liebst mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, damit du am Leben bleibst“ (5.Mo 30,6).
- „Und weicht nicht ab, denn ihr würdet hinter den Nichtigen herlaufen, die nichts nützen und nicht erretten, denn sie sind nichtig“ (1.Sam 12,21).
- „Ihr Männersöhne, bis wann soll meine Herrlichkeit zur Schande sein? Bis wann werdet ihr Eitles lieben, Lüge suchen?“ (Ps 4,3).
- „Denn alle Götter der Völker sind Nichtigkeiten, aber der HERR hat die Himmel gemacht“ (Ps 96,5).
Diese Bibelstellen offenbaren, dass die Anbetung unserer Herzen das steuert, was in unserem und dem Leben unserer Kinder geschieht. Jeden Tag spielt sich ein Kampf um die Anbetung in unseren und ihren Herzen ab.
Der Kern der Anbetung
Den Begriff der „Anbetung“ verbinden die meisten Menschen eher mit etwas Formellem, dem Zusammenkommen von Gläubigen, die in ihren Liedern, Gebeten und ihrem Lob den Herrn anbeten. Stattdessen ist Anbetung auch etwas ganz Grundlegendes, es ist das, was der Mensch den ganzen Tag tut und tatsächlich nehmen wir es selbst nicht einmal immer wahr. Wir können die Anbetung auch als die Neigung beschreiben, die uns nach dem Ausschau halten lässt, was uns Identität und Bestimmung verleiht. Es ist der Hunger nach innerem Frieden und dadurch ist es ein lebenslanges Streben nach Gott, da wir nur bei Ihm Frieden finden.
Auf der Suche nach Erfüllung
Jeder Mensch hat das innere Verlangen nach Leben, Frieden, Identität, Hoffnung und Bedeutung. Es ist ein Verlangen, das uns zu unserem Schöpfer führen soll, um bei Ihm Erfüllung in diesen Bereichen zu finden, Seine Hilfe zu erfahren und Ihm zu dienen. Doch durch die Sünde werden die Anbetung und der Dienst des Schöpfers mit der Anbetung und dem Dienst der Schöpfung vertauscht, und so wird unser Verhalten durch einen verkehrten inneren Antrieb beeinflusst. J
edes Kind betet von Geburt an etwas an. Das kann alle Dinge umfassen, die Gott geschaffen hat. Es geschieht nicht bewusst, aber irgendeiner Sache wird das Herz unserer Kinder gehören. Wenn materielle Besitztümer unseren Kindern Identität verleihen, dann werden sie auch auf sichtbare Dinge fokussiert sein. Ihre Worte und Handlungen werden sich danach richten. Wenn es die Bestätigung durch Menschen ist, in welcher ein Mensch Erfüllung sucht, so richtet er sein ganzes Leben danach aus, durch bestimmte Handlungen Anerkennung bei Menschen zu finden. Und wenn ein Kind im Ausüben von Kontrolle Wohlbefinden findet, so wird er sich der Autorität seiner Eltern widersetzen, seine eigenen Regeln aufstellen und damit versuchen, Gottes Platz einzunehmen.
Doch dieses Verhalten führt zu verkehrten Ansprüchen, Unzufriedenheit, Ehrgeiz und Stolz. Ebenso sind aber auch alle erfreulichen Dinge wie Bereitwilligkeit, Unterordnung, Respekt, Verantwortung, Ehre, Friedenstiftung und das Treffen guter Entscheidungen in der Anbetung unseres Herzens verwurzelt.
Eine klare Verwechslung
Noch deutlicher wird dieser Gedanke, wenn wir auf die Bibelstelle im ersten Kapitel des Römerbriefes achtgeben: „Die die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben anstatt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen. [...] Und weil sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie hingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt; erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit; voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke; Ohrenbläser, Verleumder, Gott Hassende, Gewalttäter, Hochmütige, Prahler, Erfinder böser Dinge, den Eltern Ungehorsame, Unverständige, Treulose, ohne natürliche Liebe, Unbarmherzige; die, obwohl sie Gottes gerechtes Urteil erkennen, dass die, die so etwas tun, des Todes würdig sind, es nicht allein ausüben, sondern auch Wohlgefallen an denen haben, die es tun“ (Röm 1,25.28-32).
Hier werden die Charaktereigenschaften des Menschen mit der wichtigsten menschlichen Aufgabe der Anbetung verknüpft und es wird deutlich, wie ein verkehrter Götzendienst den Charakter des Menschen beeinflusst. Gleichzeitig macht die Bibelstelle deutlich, dass wir nur dann, wenn unser Herz von Gott beherrscht wird, auf unsere Lebensumstände so reagieren können, dass es Gott gefällt.
Die im Bibeltext genannten Eigenschaften des Charakters sind Dinge, die uns und unsere Kinder im täglichen Leben betreffen: Neid, Streit, List, Ohrenbläserei, Frevel, Hochmut, Prahlerei, Unverständigkeit und Torheit.
Es ist sehr wichtig zu verstehen, woher die Charakterprobleme unserer Kinder kommen und auf diese verkehrte Anbetung unserer Kinder einzugehen.
2. Wie kann Veränderung im Herzen und im Leben von Kindern geschehen?
Fokus auf das Wesentliche
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns einer grundlegenden Wahrheit für die Erziehung unserer Kinder bewusst sein. Als Eltern sollte uns bewusst sein, dass das höchste Ziel für unsere Kinder nicht ihre gute Bildung, eine gute Arbeitsstelle oder eine gute Ehe ist. Unsere Kinder sind für Gott gemacht worden, sie sind dazu berufen, Leben, Hoffnung, Identität und Sinn in Gott zu finden. Sie sind dazu gemacht, ihren Willen und ihre Begabungen ganz Gott zur Verfügung zu stellen und sich willentlich innerhalb der von Gott gesteckten Grenzen aufzuhalten.
Dennoch trennen viele Eltern unbewusst den christlichen Glauben von ihrem alltäglichen Leben. Sie möchten zwar, dass ihre Kinder zum Glauben kommen, in die Gemeinde gehen und das tun, was richtig ist. Trotzdem setzen sie all ihre Energie vordergründig dafür ein, dass ihre Kinder gut in der Schule sind, sich gut benehmen und erfolgreich in Sport und Musik sind.
Doch in der Folge verlieren sie den Fokus auf das Herz ihrer Kinder und versäumen die Augenblicke der Gnade, in denen Gott ihnen das Herz ihrer Kinder offenbart. Gott tut das, damit Eltern gute Werkzeuge der Befreiung werden, indem sie ihren Kindern vermitteln, wie wichtig Bekenntnis und Buße sind. Wären Eltern dazu fähig, das Verhalten ihrer Kinder zu verändern, hätte Jesus nicht auf diese Erde kommen müssen, um uns Seine Gnade anzubieten.
Göttliche Hinweise
Im Fokus sollten also nicht die Streitereien unserer Kinder stehen, nicht ihre Leistungen in der Schule, ihr Freundeskreis oder das Durcheinander in ihrem Zimmer. Auch die Zeit, welche sie am Handy oder in sozialen Medien verbringen, ihre Essgewohnheiten oder Hobbys sollten nicht im Fokus stehen.
All diese Dinge sind wichtig, denn sie zeigen, worin die Interessen unserer Kinder liegen und womit sie sich täglich beschäftigen. Doch wichtig ist zu verstehen, dass unsere Kinder diese Dinge nicht zu dem machen, was sie sind. Auch sind sie nicht die Ursache dessen, was unsere Kinder tun. Sie offenbaren lediglich, was unseren Kindern wichtig ist und was demnach ihre Herzen beherrscht. Diese Dinge korrigieren zu wollen, die eigentlich die Folge der Herzenshaltung unserer Kinder sind, wird also nicht zu einer bleibenden Veränderung führen.
Es ist wirklich wichtig zu verstehen, dass unsere Kinder Anbeter sind. Nur dann können wir erkennen, was sich im Leben unserer Kinder abspielt. Gott möchte uns offenbaren, was im Herzen unserer Kinder geschieht und dazu nutzt er die alltäglichen Pflichten, Gelegenheiten, Beziehungen und Versuchungen. Es ist Sein Wille, dass wir und unsere Kinder erkennen, welche Dinge in ihrem Leben Gottes Platz einnehmen wollen. Er möchte, dass wir erkennen, welche Dinge Kontrolle über ihre Gedanken, Sehnsüchte, Gefühle, Entscheidungen, Hoffnungen und Träume gewinnen. Es ist Sein Wille zu erretten und es ist unsere elterliche Aufgabe, unsere Kinder vor dem Götzendienst zu bewahren.
Umgang mit Sünde
Wie bereits erwähnt, können wir das Verhalten unserer Kinder niemals durch bloße Kontrolle verändern, zumindest nicht langfristig. Ganz gleich, wie gut wir darin sein mögen, ihre Entscheidungen und ihr Verhalten zu kontrollieren, wird unsere Kontrolle ein viel tieferes Bedürfnis unserer Kinder nicht erfüllen können.
Von diesem Bedürfnis lesen wir in Psalm 51 „[3] Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte! Nach der Größe deiner Erbarmungen tilge meine Übertretungen! [4] Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit, und reinige mich von meiner Sünde! [5] Denn ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir. [6] Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt wirst, wenn du redest, für rein befunden, wenn du richtest. [7] Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen. [8] Siehe, du hast Gefallen an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun. [9] Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. [10] Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine frohlocken, die du zerschlagen hast. [11] Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden, und tilge alle meine Ungerechtigkeiten! [12] Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in meinem Innern einen festen Geist! [13] Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir! [14] Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils, und mit einem willigen Geist stütze mich!“ (Ps 51,3-14).
Diese Verse sind sehr hilfreich, um das tiefere Bedürfnis unserer Kinder zu verstehen. Davids Bekenntnis ist nicht einfach so daher gesagt, es ist die tiefe Einsicht Davids, mehr als nur ein „Verhaltensproblem“ zu haben. Er bekennt bestimmte, konkrete Sünden, indem er flehentlich nach der Hilfe Gottes schreit. Dieser Zustand ist auch für unsere Kinder unverzichtbar und lässt sich sogar in mehreren Unterpunkten betrachten.
Unsere Kinder müssen ihre Sünde sehen, denn nur dann werden sie Gott um Barmherzigkeit anflehen (Vers 3).
Den Ausruf Davids in Psalm 1 sollte eigentlich jeder Mensch tätigen. Und doch wissen wir, dass viele Menschen dies nicht tun. Die Einsicht, dass wir eine große Gefahr in uns tragen und nur durch die dringende Hilfe Gottes davon befreit werden können, ist für die aufrichtige Buße unverzichtbar. Die Einsicht der eigenen Sünde ist eine unbedingte Voraussetzung.
Unsere Kinder müssen die Natur der Sünde verstehen, damit sie ihre Gefahren nicht verharmlosen (Verse 4-5).
Unsere Kinder verstehen die Natur der Sünde nicht von klein auf. Wie wichtig ist es, ihnen zu verstehen zu geben, dass sie selbst nicht die Fähigkeit besitzen, so zu leben, wie Gott es vorgesehen und geboten hat. Es bedarf göttlichen Eingreifens und es ist nötig, den eigenen Kindern die lebenszerstörende Gefahr und Natur der Sünde deutlich zu machen.
Unsere Kinder müssen verstehen, dass sie nicht mit ihren Eltern ein Problem haben, sondern eigentlich mit Gott (Vers 6).
Zur Natur der Sünde gehört auch die Tatsache, dass jede Sünde eine vertikale Ausrichtung hat. Sie richtet sich in erster Linie gegen Gott und ist damit eine Unabhängigkeitserklärung von Gott; ein Versuch, die eigenen Gesetze zu schreiben und Gott von Seinem Thron zu stürzen. Wie wichtig ist es, dass unsere Kinder verstehen, gegen wen sie wirklich rebellieren.
Unsere Kinder müssen verstehen, dass Sünde ein Problem ihrer Natur ist und dass daraus die Verhaltensprobleme resultieren (Vers 7).
David bekennt sein größtes Problem, seine sündige Natur. Er erkennt hier in der Sünde in erster Linie nicht bestimmte Verhaltensweisen, sondern seinen Zustand, von dem er Befreiung braucht. Auch unsere Kinder befinden sich in diesem sündigen Zustand und müssen an den Punkt gelangen, an dem sie bekennen, dass das Falsche in ihnen lebt und sie deshalb dringend die befreiende, vergebende, umgestaltende und erlösende Barmherzigkeit Gottes benötigen.
Unsere Kinder müssen verstehen, dass das einzige Mittel gegen Sünde ein neues Herz ist. Denn Sünde ist ein Herzensproblem (Vers 12).
Die Sünde ist also die größte Not unserer Kinder und es ist wichtig, dass sie das Bedürfnis wahrnehmen, ein neues Herz zu bekommen. Aus diesem Grund hat Jesus die Grausamkeiten des Kreuzestodes in Kauf genommen – um unsere Kinder befreien zu können. Der Weg zur Hoffnung ist die Hoffnungslosigkeit und er führt in die vergebenden und rechtfertigenden Arme des Erlösers.
3. Wie kann ich zu einem Werkzeug zur Herzens- und Lebensveränderung meiner Kinder werden?
Eine geistliche Sehhilfe sein
Sünde ist bekanntlich trügerisch und macht blind. Aus diesem Grund sollten wir als Eltern Ausschau danach halten, eine „geistliche Sehhilfe“ für unsere Kinder zu sein. Das heißt nicht, dass es genügt, Regeln aufzustellen und Strafen durchzusetzen und es genügt auch nicht, Vorträge zu halten. Wenn wir etwas Falsches im Leben unserer Kinder sehen, was sie nicht als falsch erachten, werden sie sich unserer Hilfe widersetzen und keinen Grund zur Änderung sehen.
Wenn unsere Kinder etwas nicht als falsch ansehen, werden sie auch nicht betrübt darüber sein und in der Folge werden sie dann auch nicht bekennen, was sie nicht als falsch anerkennen. Und schließlich, wenn sie es nicht bekennen, können sie von ihrem Weg auch nicht umkehren. Von Jesus wurde vorhergesagt: „Und ich will die Blinden auf einem Weg führen, den sie nicht kennen; auf Pfaden, die sie nicht kennen, will ich sie schreiten lassen; die Finsternis vor ihnen will ich zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene. Das sind die Dinge, die ich tun und nicht lassen werde“ (Jes 42,16).
Licht geben
Dass wir unseren Kindern also dabei helfen zu sehen und anzuerkennen, was ihr Tun und Wollen motiviert, ist der Auftrag Jesu Christi an uns. Es geht bei der Kindererziehung nicht nur darum, unsere Kinder zu bestimmten Verhaltensweisen zu bringen. Stattdessen sollten wir ihnen helfen zu sehen, damit sie diese Verhaltensweisen auch gerne tun. Jeden Tag sollten wir unseren Kindern Licht geben – Licht, damit sie erkennen können, was in ihren Herzen ist.
Wichtig ist die Erkenntnis, dass unsere Kinder sich unserer Hilfe widersetzen, weil sie meinen, diese Hilfe nicht zu benötigen. Ihnen die Augen zu öffnen, ist ein wichtiger Schritt, um eine Änderung im Leben unserer Kinder zu bewirken. So sollten wir uns ständig fragen, was Gott unserem Kind in einer bestimmten Situation deutlich machen möchte. Was ist es, das unsere Kinder noch nicht sehen? Wie können wir unseren Kindern dabei helfen, es zu sehen?
Unsere Kinder zum Bekenntnis führen
Für uns als Eltern ist es wichtig zu lernen, wie wir unsere Kinder zum Bekenntnis führen können. Möglicherweise ist die Versuchung groß, ihnen mit Konsequenzen zu drohen, ihnen ihre falschen Handlungen vorzuwerfen oder ihnen auf grobe Weise Schuld und ein schlechtes Gewissen einzureden. Manchmal werden wir als Eltern sogar dazu verleitet, unsere Kinder zu beschimpfen, zu verurteilen oder mit anderen Kindern zu vergleichen. Doch nichts von alledem öffnet die Herzen unserer Kinder und es öffnet ihnen meistens auch nicht die Augen. Solche Dinge können Kinder zum Zorn reizen und in die Defensive leiten. Sie verlieren ihr eigenes Herz aus den Augen und fokussieren sich stattdessen auf ihre Eltern und so stehen wir dem im Weg, was Jesus im Herzen unserer Kinder bewirken möchte.
Damit unsere Kinder falsche Dinge bekennen, bedarf es sanfter, geduldiger, verständnisvoller und erklärender Gespräche mit unseren Kindern. Dadurch sollen unsere Kinder die Dinge prüfen, welche sie bisher nicht als falsch ansahen und Verantwortung für ihre Gedanken, Sehnsüchte und Entscheidungen übernehmen, welche zu ihren Handlungen führen. Es ist nicht unsere Aufgabe, Ankläger zu sein und unsere Kinder zu bestrafen. Es ist unsere Aufgabe, in unseren Kindern den Wunsch und die Sehnsucht nach der erlösenden und umgestaltenden Kraft der Gnade Gottes zu wecken. Darum sollten wir uns Tag für Tag fragen, wo Gott unsere Kinder dazu aufruft, Verantwortung für ihre Gedanken, Wünsche, Entscheidungen und Handlungen zu übernehmen. Vor allem sollten wir uns als Eltern fragen, wie wir ihnen als Eltern dabei helfen können.
Wären Eltern dazu fähig, das Verhalten ihrer Kinder zu verändern, hätte Jesus nicht auf diese Erde kommen müssen, um uns Seine Gnade anzubieten.
Wir sind keine Erlöser
Auch sollte uns bewusst sein, dass wir unsere Kinder vor ihrem größten Problem nicht persönlich befreien können. Wir können sie belehren, warnen und versuchen, sie zu schützen. Wir können ihnen Vorbilder sein, sie maßregeln und korrigieren. Doch von dem natürlichen Götzendienst ihrer Herzen können wir sie nicht befreien. Dieses Eingeständnis bedeutet nicht, dass wir unsere Erziehung aufgeben müssen. Vielmehr ist das der Boden, aus dem wirksame und von Gnade geprägte Erziehung wächst. Erst wenn wir bekennen, dass wir unfähig sind, verstehen wir, was unsere Kinder wirklich benötigen. Es ist gottgewirkte Selbsterkenntnis, gottgewirkte Überführung und gottgewirkte Verpflichtung zur Veränderung. Nur dadurch werden unsere Kinder erkennen, dass sie die elterliche Hilfe und vielmehr die Hilfe des himmlischen Vaters benötigen.
Seine Gnade – unsere einzige Hoffnung
Aus dieser Aussage folgt unmittelbar eine wichtige, geistliche Wahrheit. Wenn keine elterliche Hilfe mächtig genug ist, unsere Kinder von ihrem Herzen zu befreien, gibt es nur einen Ort, wo diese Hilfe zu finden ist. Es ist die Person und das Werk des Herrn Jesus Christus. Es bedeutet nicht, dass wir nichts tun können. Es bedeutet, dass wir alles, was wir tun, mit dem Verlangen tun sollten, brauchbare Werkzeuge in den mächtigen Händen Jesu zu sein. Wir sollten unseren Kindern den Maßstab Gottes vorstellen, ihnen ihre falschen Entscheidungen und Handlungen liebevoll deutlich machen und ihnen dabei helfen, zur Einsicht zu gelangen.
Aber auch im Hinblick auf unsere eigenen Herzenskämpfe sollten wir demütig und ehrlich sein. Wir sollten immer wieder auf die Gnade und Geduld verweisen, die in Jesus Christus zu finden ist und Vergebung vorleben. Aus Überzeugung, dass der Retter in uns, mit uns und für uns ist, sollten wir das tun.
Unsere Kinder – unser Spiegel
Ein letzter, wesentlicher Punkt ist die Erkenntnis, dass wir unseren Kindern weitaus mehr ähnlich als unähnlich sind. Wenn wir im Leben unserer Kinder als Werkzeuge dienen wollen, müssen wir bedenken, dass ihre Anbetungskämpfe den unseren oft sehr ähnlich sind. Auch wir lassen zu, dass gute Dinge in unseren Herzen zu schlechten werden, weil sie zunehmend die Herrschaft übernehmen. Auch wir neigen zur Blindheit und auch wir benötigen Befreiung. Dieses Eingeständnis kann uns von unserer Selbstgerechtigkeit befreien und uns dazu bringen, mit unseren Kindern aufrichtig mitzufühlen.
Ein Kampf der Demut
Wir werden unseren Kindern nicht mehr vorwerfen, besser oder vernünftiger gewesen zu sein, als sie. Sätze wie „Als ich so alt war wie du, habe ich niemals an so etwas gedacht.“ oder „Ich kann nicht fassen, dass du auch nur daran denkst, so etwas zu tun.“ werden wir dann nicht mehr sagen. Niemand übt besser und bereitwilliger Gnade, als derjenige, der einsieht, diese Gnade selbst dringend nötig zu haben.
So sollten wir mit einem demütigen und dankbaren Herzen an alles herangehen, was wir mit unseren Kindern tun. All unsere Zeit, Gaben, Energie und Ressourcen sollten wir bereitwillig als Werkzeuge Gottes für die Erziehung unserer Kinder einsetzen. Alltägliche Streitpunkte wie Essen, Freunde, Hausaufgaben, Schlafenszeit oder Kleidung gibt es nur deshalb, weil in unseren Kindern ein tiefer liegender Kampf tobt. Unser Umgang mit ihnen sollte dazu dienen, unseren Kindern dabei zu helfen, diesen Kampf zu gewinnen. Unsere Erziehung soll zur Erlösung, Befreiung und Umgestaltung unserer Kinder dienen. Dabei dürfen wir daran glauben, dass Gott uns all das geben wird, was wir benötigen, um uns an diesem tiefer liegenden Kampf zu beteiligen.
Paul David Tripp
Aus „Papa sein, Mama sein – Eltern sind Botschafter Gottes“, CLV, zusammengefasst aus Kapitel 10 bis 12.
Bibelzitate folgen der Elberfelder Übersetzung 2003, Edition CSV Hückeswagen.