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Heutzutage beklagen sich so viele darüber, dass die Gemeinde ihr soziales Bewusstsein verloren hätte. Evangelikalen Christen wirft man vor, sie engagierten sich zu wenig in Reformbewegungen. Man hält uns oft vor, dass die Gläubigen an der vordersten Front im Kampf um Bürgerrechte, politische Integrität und atomare Abrüstung stehen müssten. Wenn wir nicht ganz energisch gegen die Kommunisten vorgehen oder den Kandidaten der konservativen Partei nicht fanatisch unterstützen, dann sieht es so aus, als stimme etwas mit unserem Glauben nicht.
Diese Einstellung ist völlig absurd. Sie ist einfach ein Trick Satans, um unsere Blicke vom Wichtigsten auf untergeordnete Dinge zu lenken. Es ist Satans Methode, mit der er die Gemeinde auf ein weltliches Niveau herunterzieht und die Gläubigen ihrer Kraft beraubt.
Die größte Wohltat, die ein Christ der Gesellschaft erweisen kann, besteht darin, ihr Christus als die alleinige Hoffnung des Menschen zu verkündigen.
Es gibt keinen Ersatz für die Wiedergeburt. Politik, Bildung und Sozialreformen haben in den letzten Jahrhunderten ihre völlige Machtlosigkeit, die menschliche Natur zu verändern, zu Genüge unter Beweis gestellt. Aus welchem Grund sollte ein Christ die einzig zuverlässige Methode zugunsten dieser schwachen und armseligen Elemente aufgeben (vgl. Gal 4,9)?
Der Apostel Paulus wusste Besseres zu tun, als seine Zeit im politischen Feldzug für die Abschaffung der Sklaverei einzusetzen. Er predigte das unverfälschte Evangelium zur Zeit und zur Unzeit und die Sklaverei ist fast völlig verschwunden.
Lebten wir in dem völligen Bewusstsein der Würde unserer christlichen Berufung, so stünden wir weit über der armseligen Politik dieser Welt. Wären Gottes Gedanken über die Sendung der Gemeinde unsere Gedanken, so würden wir uns nie für die fleischlichen Reformbemühungen der Menschen hergeben.
Wenn wir Wert und Macht des Wortes Gottes wirklich als kostbar erachten würden, so gäben wir sie niemals zugunsten irgendeiner schwächeren Waffe auf.
Gottes Ziel ist es heute, Sich um Seines Namens willen ein Volk aus den Heiden zu rufen (vgl. Apg 15,14).
Wir genießen das Vorrecht, bei diesem Vorhaben Gottes mitwirken zu dürfen. Aber soll unsere Mitwirkung etwa darin bestehen, dafür zu sorgen, dass die Heiden sich in ihrem Dreck und ihrer Verderbtheit noch wohler fühlen? Sollen wir ihr irdisches Dasein für ein paar Tage erleichtern? Oder sollten wir sie nicht lieber mit dem Einen bekanntmachen, Der starb, um sie von dieser gegenwärtigen bösen Welt zu befreien und ihre Seelen auf ewig zu retten (vgl. Gal 1,4)?
Christen sind Fremde und Pilger in dieser Welt. Sie reisen durch fremdes Land, aber sie sind auf dem Weg nach Hause.
Auf ihrer Reise durch die Welt sollen sie aber nicht den Charakter dieser Welt annehmen, sondern vielmehr durch ihr Zeugnis andere für Christus und das ewige Leben gewinnen. Christen sind in der Tat der Gesellschaft etwas schuldig. Wir sind die Schuldner aller Menschen (vgl. Röm 1,14). Derjenige Christ begleicht diese Schuld am besten, der seine Zeit dafür einsetzt, Menschen für Christus zu gewinnen. Ein wahrhaft erlöster, geisterfüllter Christ ist die größte Segnung, die einer Gesellschaft zuteilwerden kann.
W. MacDonald (1917-2017)
Aus Trachtet zuerst…, CLV